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    Gefragte Skills von IT-Fachkräften im Finanzwesen - Seite 2

    In nahezu jedem Sektor der Wirtschaft findet die Digitalisierung schrittweise Einzug - auch in der Finanzbranche bzw. im Bankensektor..In Folge dessen steigt der Bedarf nach qualifiziertem IT-Fachpersonal auch in diesem Segment der Wirtschaft rapide - und damit einhergehend die Gehälter.

    Was das Finanzwesen in vielerlei Hinsicht so besonders macht und welche Fähigkeiten ein IT-Profi mitbringen muss, um in dieser Branche zu bestehen, hat wallstreet-online mit Herrn Arne Hosemann, Gründer und Geschäftsführer von expertlead, einer Vermittlungsplattform für IT-Freelancer, diskutiert.

    1. IT-Fachkräfte sind deutschlandweit gefragt und erhalten im Banken- und Finanzwesen die höchsten Gehälter (Quelle). Dennoch haben Banken Probleme, ihre Stellen zu besetzen. Woran liegt das?

    Zunächst müssen wir festhalten, dass die Banken bzw. das Finanzwesen damit in Deutschland nicht alleine dastehen - über nahezu alle Industrien hinweg kann man einen erheblichen Mangel an IT-Fachkräften und eine entsprechend hohe Zahl unbesetzter IT- Stellen beobachten. In Deutschland sind es laut dem Branchenverband Bitkom aktuell ca. 124.000 offene Stellen, was ein dramatischer Anstieg von mehr als 50% gegenüber 2018 und sogar eine Verdopplung im Vergleich zu 2017 ist. Die Banken stehen diesbezüglich also zumindest nicht alleine schlecht da, auch wenn diese Erkenntnis das Problem natürlich nicht weniger gravierend macht.

    Das Ungleichgewicht aus Angebot und Nachfrage erklärt, warum sich IT-Fachkräfte ihren Arbeitgeber derzeit quasi frei aussuchen können. Bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber spielt dabei neben der inhaltlichen Komponente wie dem technischen Setup die subjektive Attraktivität des jeweiligen Unternehmens eine ebenso entscheidende Rolle wie die Attraktivität der Industrie bzw. des Produkts.

    Im Vergleich zu einigen anderen Industrien steht der klassische Finanzsektor hier sicherlich vor besonderen Herausforderungen. Gründe dafür gibt es zahlreiche, ich möchte gerne drei hervorheben.

    Zum einen hat seit der großen Finanzkrise die Attraktivität und Reputation des klassischen Bankensektors stark gelitten - das wirkt sich natürlich auch auf den Erfolg des Recruitings in der IT aus. Der zunehmende Bedarf nach Aufsicht und Regulatorik war der Attraktivität des gesamten Sektors für IT-Fachkräfte alles andere als zuträglich.

    Darüber hinaus ist es problematisch, dass die Informationstechnologie bei Business-Entscheidern im Finanzsektor immer noch nicht den Stellenwert einnimmt, den sie de facto haben sollte. Dies bestätigt unter anderem eine Studie der Unternehmensberatung Accenture (Quelle). Daraus geht hervor, dass die Digitalisierung nur bei 56 Prozent der deutschen Finanzdienstleister in der strategischen Vision verankert ist. Nur 30 Prozent der Befragten schließen die Digitalisierung als Hauptelement in ihre Unternehmensstrategie ein. Der Anteil der Banken und Versicherungen, die Mitarbeiter hinsichtlich digitaler Fähigkeiten schulen, ist mit 53 Prozent ebenfalls gering. Es liegt auf der Hand, dass IT-Experten bei solchen Voraussetzungen den Banken nicht gerade die Türen einrennen.

    Als letzten Punkt möchte ich darauf hinweisen, dass gerade die klassischen Banken mit besonders erfolgreichen, aggressiven und für IT-Fachkräfte attraktiven Konkurrenten zu kämpfen haben: den FinTechs. Wie in kaum einem anderen Sektor feiern in Deutschland und Europa vergleichsweise junge Digitalunternehmen wie beispielsweise N26, Revolut, Raisin oder SumUp große Erfolge. Das merken die klassischen Banken ganz sicher in ihren Recruiting-Abteilungen - und müssen daher länger auf geeignete Bewerber warten und diesen höhere Gehälter bezahlen.

    2. Welche Kriterien sind für ITler neben dem finanziellen Aspekt noch wichtig?

    Das Gehalt ist nur einer von vielen Faktoren, die für IT-Experten eine Rolle spielen. Insbesondere die jüngere Generation legt Wert auf Innovationsoffenheit, eine mitreißende Vision, agiles Arbeiten, flache Hierarchien, eine ungezwungene Atmosphäre und anspruchsvolle, abwechslungsreiche Aufgaben. Gleichzeitig ist ein hohes Maß an räumlicher und zeitlicher Flexibilität gefordert. Arbeitsbedingungen dieser Art finden IT-Fachkräfte derzeit überwiegend bei großen Tech-Unternehmen - und innerhalb des Finanzsektors bei den angesprochenen FinTechs, weniger bei den klassischen Banken.

    3. Welche IT-Disziplinen sind derzeit besonders gefragt und wie wird sich die Nachfrage zukünftig entwickeln?

    Wir sehen im Finanzsektor eine hohe Nachfrage bei IT-Experten für Cloud Services, IT-Security, und natürlich Big Data. Auch in naher Zukunft sehe ich die Nachfrage hier weiter stark ansteigen - bei vielen Themen sind gerade die klassischen Banken noch relativ am Anfang. Außerdem wird man zunehmend einen Bedarf nach “deep tech” Expertise sehen, zum Beispiel nach Fachkräften mit einschlägiger Erfahrung mit Machine Learning, Künstlicher Intelligenz und Blockchain. Gerade im Finanzsektor ist es darüber hinaus so, dass vorherige Industrieerfahrung enorm hoch bewertet und finanziell entlohnt wird, u.a. wegen der sehr speziellen und komplexen Regulatorik.

    4. Viele Experten sagen, dass Banken und Finanzinstitute ihre eigenen Innovatoren mobilisieren müssen, um die digitale Transformation zu meistern. Reicht das?

    Es ist sehr sinnvoll, sich in Zeiten des IT-Fachkräftemangels auf vorhandene interne Potenziale zu fokussieren und diese heben zu wollen. Jedes Unternehmen verfügt über innovative Mitarbeiter mit hervorragenden Ideen und Fähigkeiten. Wer diesen „Intrapreneuren“ einen geeigneten Rahmen bietet, hat zumindest eine Teilvoraussetzung für die digitale Transformation geschaffen. Als alleinige Maßnahme reicht dies jedoch nicht aus.

    Im Hinblick auf interne Lösungen spielt auch die fortlaufende Weiterbildung eine wichtige Rolle. Der Markt für technische Innovationen ist gerade im Finanzsektor extrem schnell - wichtig ist, dass man die eigenen Mitarbeiter an diesen Entwicklungen teilhaben lässt, indem man sie kontinuierlich schult. Der harte Kampf mit den FinTechs kann hier sogar hilfreich sein, um nicht still zu stehen - durch immer neue Startups werden neue Anwendungsfälle von Technologien aufgezeigt. Die klassischen Player sollten ihre Augen und Ohren für diese Marktentwicklungen stets offen haben.

    Darüber hinaus wird es darauf ankommen, dass die Banken die Lücke im IT-Recruiting auf möglichst kreative Weise schließen. Wenn sich junge und fähige IT- Talente dauerhaft lieber an junge FinTechs binden, wird das zum ernsten Problem für die klassischen Banken. Deshalb wird es nicht reichen, sich ausschließlich auf eigene Innovatoren zu verlassen - gerade bei der sich extrem schnell entwickelnden IT muss Expertise immer auch von außen dazukommen.

    Beim Recruiting kann das zum Beispiel auch der Rückgriff auf spezialisierte IT-Freelancer auf Projektbasis sein. Hier hat sich in den letzten Jahren ein enorm großer, weiterhin stark wachsender und vor allem hochqualifizierter Pool an IT-Talenten gebildet, die sich daran erfreuen an regelmäßig wechselnden und herausfordernden Projekten zu arbeiten. Auf diesem Weg kann man nicht nur offene Stellen übergangsweise schließen, sondern man kann sich Spezialisten für neue Technologien ins Haus holen, die wertvolles Know-how in das Unternehmen einbringen. Davon profitieren am Ende dann wieder die in-house Mitarbeiter. Wem dieses Zusammenspiel aus Intern und Extern am besten gelingt, wird am effektivsten digitale Innovation im eigenen Unternehmen vorantreiben können.



    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
    Gefragte Skills von IT-Fachkräften im Finanzwesen - Seite 2 In nahezu jedem Sektor der Wirtschaft findet die Digitalisierung schrittweise Einzug - auch in der Finanzbranche bzw. im Bankensektor..In Folge dessen steigt der Bedarf nach qualifiziertem IT-Fachpersonal auch in diesem Segment der Wirtschaft rapide …

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