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     713  0 Kommentare Weihnachtskolumne: Die heilige Creme des Führers

    Liebe Leser, Sie wohnen in keinem normalen Land, aber das wissen Sie ja. Deswegen wird Ihnen das auch nicht das Weihnachtsfest vergällen. Gut so. Und ich wünsche ein fröhliches selbiges!

     

    Deutschland ist ein verrücktes Land. In Deutschland darf man alles, egal, welche Konsequenzen das hat. Jedenfalls fast alles. Denn eine Sache, ohlala, die geht nun wirklich nicht.

     

    In Deutschland darf man 300 Stundenkilometer auf der Autobahn fahren. In Deutschland darf man auch so viel saufen, bis man in die Klinik muss. Und die Kosten dafür werden dann allesamt von der Gemeinschaft getragen.

     

    Ja, in Deutschland ist für alles gesorgt. Hier kann man sogar Drogen verkaufen, ohne dafür ins Gefängnis zu kommen. Alle solch echt heftigen Dinge sind hierzulande kein Problem.

     

    Doch die Creme, die ich mir in den Hintern schmieren wollte, die durfte ich natürlich nicht kaufen. Auch jetzt in der Weihnachtszeit nicht. Und sie sogar selbst bezahle und nicht der Allgemeinheit aufdrücke. Da schüttelte die Dame in der Apotheke den Kopf. Was soll da passieren?, habe ich gefragt. Haben Sie Angst, dass ich sie esse? Kann man sich damit eigentlich umbringen, mit so einer Creme?

     

    Doch alles Diskutieren hatte keinen Sinn. Er war wieder genauso wie früher an der DDR-Grenze. Da nutze auch kein Reden etwas. Ich musste diesen Schein vorweisen, der dann doppelt abgestempelt wurde. Und das Geräusch kam mir sofort wieder so verdammt bekannt vor. Klack-klack.

     

    Vorher musste ich mich jedoch losmachen losmachen, meine Karte vorzeigen und diesen Schein, dieses Transitvisum beantragen.

     

    Ich fuhr also zu dem Haus oder Häuschen, zeigte meine Karte vor, wurde aufgeklärt, und dann wurde für mich das Transitvisum ausgestellt. Anschließend ratterte es über das Förderband, und da ich Glück hatte und das Förderband nicht entgleiste, war es dann bald im nächsten Hexenhäuschen, der Ausgabestelle.

     

    Die Frau – früher waren es hingegen alles Männer – aber so ändern sich eben die Zeiten, schaute mich prüfend an. Und weil sie eine Frau war und die Zeit mittlerweile eine andere, so tippe ich jedenfalls, sagte sie auch nichts von Gänsefleisch und Gofferraum, so wie die Männer das früher immer gemacht haben.

     

    Sie schaute auf mein Transitvisum, schaute mich an, stempelte anschließend den Zettel genauso wie früher gleich doppelt ab, Klack-klack, und dann durfte ich mit meiner Creme des Weges ziehen.

     

    Aber nur auf den vorgeschriebenen Transitrouten!

     

    Die ganze Geschichte hat mich einen halben Tag gekostet.

     

    Zu Hause schaue ich sicherheitshalber noch einmal im Lexikon nach. Genau, Transit kommt aus dem Lateinischen und heißt „durchgehen“. Die Kanüle? Das will ich dann in der Tat auch hoffen.

     

    Und wie der Zufall es will, bekommt just in den Tagen, in denen sich das hier abspielte, gerade der britische Premier Boris Johnson sein Plazet, to get Brexit done. Ich fand das immer Quatsch mit dem Brexit, doch plötzlich habe ich große Sympathie dafür.

     

    Woran das wohl liegen mag? Vielleicht an den Leserkommentaren in der „Welt“, die wie immer dort noch weit besser sind als die ohnehin schon guten Artikel. Jedenfalls diejenigen, die durch die dortige Zensur à la DDR hindurchgekommen sind. (Erstaunlich, wie sich hier die Kreise schließen und die Dinge zusammenpassen, nicht?)

     

    Der beste Kommentar, den ich lese, ist gleichzeitig der aus meiner Sicht genialste Kommentar überhaupt zum ganzen Thema Brexit und seinen Ursachen in der EU-Bürokratie und vor allem zu den Migrationsproblemen.

     

    Er lautet: „Fassen wir zusammen: Die Briten sind bisher immer ihren Instinkten gefolgt, die Deutschen hingegen ihren „Führern“.“

     

    Ich denke, das bringt es genau auf den Punkt. Vielleicht erklärt das zudem, warum es bei uns so überproportional viele Attentate von Migranten gegenüber Herkunftsdeutschen gibt. Weil die Einwohner normaler Länder ihrer Intuition folgen, die idiotischen Deutschen jedoch immer noch dem Gleichheitsgedudel glauben, das ihre Führung groß auf jede Verpackung aufdruckt.

     

    Wahrscheinlich ist sogar mein Zettel für den Transit der Creme vom Führer oder der Führerin unterschrieben worden. Ich habe mich daher entschieden, lieber weiterhin tapfer zu sein und die Creme zu entsorgen. Bei der Creme geht das zum Glück.

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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