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    Reisebericht aus China  2863  1 Kommentar „Wir werden die letzten Verteidiger des Kapitalismus sein“ - Seite 2

    Land der Widersprüche

    In zehn Tagen in China habe ich niemanden vom Klimawandel sprechen hören, mit Ausnahme einer 21jährigen Studentin, die vegan lebt, weil sie etwas für Tierschutz und gegen den Klimawandel tun möchte. Da ich selbst Vegetarier bin, war ich überrascht, wie viele sehr gute vegetarische Restaurants es hier gibt, sogar solche mit Michelin-Sternen. Aber Klimahysterie gibt es hier keine, dafür aber mehr Elektroautos und Elektromotorroller als ich je in Deutschland in einer Stadt gesehen habe. Daran muss man sich als Fußgänger übrigens erst gewöhnen, denn die vielen Motorroller fahren völlig geräuschlos, was schnell zu gefährlichen Situationen führen kann, wenn man gewohnt ist, durch Motorgeräusche auf schnell fahrende Fahrzeugeaufmerksam zu werden.

    China ist ein Land der Widersprüche: Ich war in einem „Innovation and Entrepreneur Hub“ in Shenzhen, wo junge Unternehmer an modernen Robotern und anderen Erfindungen arbeiten, finanziert von Venture Capital-Firmen und gefördert vom Staat. Vor dem Eingang steht in riesigen Lettern „Whats NEXT?“ – eine Erinnerung an die Firma von Steve Jobs, die er nach seinem Ausscheiden von Apple gründete. Im Eingangsbereich des Gebäudes findet man Filme und Fotos, die von modernem Unternehmergeist zeugen, daneben ein Foto von Karl Marx und dem „Kommunistischen Manifest“.

    Beeindruckt haben mich der unternehmerische Geist und der Hunger der Chinesen nach Aufstieg und Reichtum. Ich war eingeladen zu einem Vortrag an der Peking University HSBC Business School in Shenzhen. Der Beginn war Freitag, 19.30 Uhr. Der Raum war überfüllt mit über 800 Studenten (die Businessschool hat insgesamt 1000 eingeschriebene Studenten). Manche mussten sogar stehen oder auf den Fensterbänken des Hörsaals sitzen, weil kein Platz mehr war. Thema des Vortrages waren die „Sieben wichtigsten Faktoren, um reich zu werden“. Wie viele Studenten einer westlichen Universität würden Freitag Abend fast drei Stunden einen Vortrag hören und diskutieren, wie man reich wird? Ich vermute, in Universitäten in Europa und den USA würde man auf mehr Begeisterung mit Vorträgen über die Übel des Kapitalismus stoßen, ein Thema, das Chinesen dagegen weltfremd vorkäme.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Reisebericht aus China „Wir werden die letzten Verteidiger des Kapitalismus sein“ - Seite 2 Die Provinz Guangdong mit der Hauptstadt Guangzhou ist traditionell Vorreiter bei den marktwirtschaftlichen Reformen in China gewesen. In diesem Gebiet, in dem es das ganze Jahr über warm oder heiß ist, leben 110 Millionen Menschen und hier herrscht ein besonderer unternehmerischer Spirit.