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    Marktkommentar  150  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Chinas Geldpolitik

    Chinas Geldpolitiker dürften ihren gut gefüllten Werkzeugkasten zunächst nur wenig nutzen.

    21.01.2020 - Chinas Notenbank hat zuletzt eine Reihe geldpolitischer Lockerungen vorgenommen, um dem konjunkturellen Gegenwind vonseiten des Zollstreits entgegenzutreten.

    Neben der Senkung der Mindestreservesätze wurden auch verschiedene Refinanzierungssätze nach unten geschleust.

    In diesem Sammelsurium unterschiedlicher Massnahmen stellt sich zwangsläufig die Frage, welches der zentrale Leitzins der People’s Bank of China (PBC) ist.

    Eine Antwort darauf liefert unsere Analyse, die zunächst den Umbruch beleuchtet, in dem sich Chinas Geldpolitik seit Jahrzehnten befindet. Dabei zeigt sich, dass aktuell zwar noch die Mindestreservesätze im Vordergrund stehen. Immer grössere Bedeutung kommt jedoch der 1-jährigen Medium Term Lending Facility zu, die ihrerseits in ferner Zukunft vom kurzfristigen Reposatz der Notenbank abgelöst werden dürfte. Der Werkzeugkasten der PBC ist somit gut bestückt. In Anbetracht unseres positiven Konjunkturausblicks sollten die Währungshüter aber vorerst nur oberflächlich hineingreifen müssen.

    Leitzins – welcher Leitzins?

    Die chinesische Wirtschaft ist durch den Handelsstreit mit den USA gehörig unter Druck gekommen, woraufhin sich Peking zu einer Reihe von Stützungsmassnahmen gezwungen sah.

    Neben der Fiskalpolitik (Steuersenkungen, Ausgabenprogramme) kam dabei auch die Geldpolitik zum Einsatz. An prominenter Stelle fungierte hier bis zuletzt der Mindestreservesatz als Steuerungsinstrument. Seit April 2018 wurde er in mehreren Schritten deutlich von 17% auf 12,5% gesenkt (für Grossbanken), was im Finanzsystem Liquidität im Umfang von ca. 5.000 Mrd. Yuan (≈ 650 Mrd. EUR) freigesetzt und sich in sinkenden Zinsen niedergeschlagen hat. Die jüngste Reduktion wurde erst vor wenigen Wochen am 1. Januar bekannt gegeben.

    Allerdings nutzte die People’s Bank of China (PBC) nicht nur den Mindestreservesatz als Stellschraube. Auch mehrere Refinanzierungssätze wurden nach unten angepasst. Im November vergangenen Jahres senkten die Währungshüter beispielsweise die 1‑jährige Medium Term Lending Facility zum ersten Mal seit Anfang 2016 (um 5 Bp auf 3,25%). Wenig später folgte eine Reduk­tion des Zinssatzes für 7-tägige Repoge-schäfte der PBC in gleichem Umfang (auf 2,50%). Beide Massnah­men führten zu günstigeren Refinanzierungs­kon­di­tio­nen für die Geschäftsbanken und stellen entsprechend ebenfalls geldpolitische Lockerungen dar. Um die Verwirrung komplett zu machen, gab die People’s Bank of China schliesslich mehrfach Rückgänge der sogenannten Loan Prime Rate (LPR) bekannt – das ist der Zins für 1-jährige Kredite, den Geschäftsbanken ihren bonitätsstärksten Kunden verrechnen.

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    In diesem Sammelsurium an unterschiedlichen Massnahmen stellt sich zwangsläufig die Frage, welches die entscheidende Steuerungsgrösse der People’s Bank of China ist. Die meisten anderen Notenbanken fokussieren sich auf einen einzigen zentralen Leitzins. Woran lässt sich aber in China die geldpolitische Ausrichtung am besten ablesen?

    Geldpolitik im Umbruch

    Um diese Frage beantworten zu können, hilft ein Blick auf den kontinuierlichen Umbruch, in dem sich Chinas Geldpolitik schon seit Jahrzehnten befindet.

    Noch in den 1990er Jahren praktizierte die Notenbank nach planwirtschaftlicher Manier eine Kreditmengensteuerung. Mit zunehmenden marktwirtschaftlichen Reformen konnte so aber eine angemessene Liquiditätsversorgung der rasant wachsenden Wirtschaft immer weniger gewährleistet werden. 1998 wurden die Kreditquoten daher offiziell von einer Zinssteuerung abgelöst, bei der das Geldmengenwachstum als Zwischenziel fungierte.

    Die Zinssteuerung zielte zunächst direkt auf die Ausleihungs- und Einlagenzinsen der Geschäftsbanken ab. Sie wurden von der Notenbank exakt vorgegeben, womit nach wie vor die Marktkräfte keine Rolle spielten. Vor allem der Kreditzins für 1-jährige Laufzeiten fungierte in der Folge als Leitzins. Im Laufe der Zeit lockerte die PBC allerdings die Vorgaben, indem sie Bandbreiten für die Einlagen- und Ausleihungssätze zuliess, die immer mehr ausge­wei­tet und schliesslich sogar komplett geöffnet wurden (2013 für Ausleihungssätze, 2015 für Einlagenzinsen).

    Im Gegenzug fokussierte sich die Notenbank stärker darauf, das Geldmengenzwischenziel durch Anpassungen bei ihren Offenmarktgeschäften, den Diskontkonditionen und den Mindestreservesätzen zu erreichen.[1] Seit 2018 verzichtet Peking schliesslich auf die Bekanntgabe von Zwischenzielen, da sie regelmässig verfehlt wurden. Stattdessen betrieb die PBC eine reine Zinssteuerung, wobei sich diese einer ganzen Reihe an Instrumenten bedient: den Zinssätzen der 7- bis 63-tägigen Offenmarktgeschäfte (Repos und Reverse Repos) sowie den kurz- und mittelfristige Lending Facilities mit Laufzeiten von 28 Tagen bis 12 Monaten. Mithin existiert wie oben bereits angeführt aktuell ein regelrechter Wildwuchs an potenziell richtungsweisenden Leitzinsen...

    Lesen Sie mehr im vollständigen Artikel "Analyse: Chinas Geldpolitiker dürften ihren gut gefüllten Werkzeugkasten zunächst nur wenig nutzen" mit Grafiken.



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