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    VIRUS/GESAMT-ROUNDUP 2  220  0 Kommentare Coronavirus befällt die Wirtschaft - Fallzahlen steigen

    PEKING/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach mehr als 6000 Erkrankten weltweit hat das neuartige Coronavirus zunehmend auch wirtschaftliche Auswirkungen: Europas größte Fluggesellschaft Lufthansa streicht ebenso wie British Airways und andere Anbieter Flüge von und nach China. Dabei wollen nach EU-Angaben rund 600 Europäer die besonders stark betroffene Region Wuhan so schnell wie möglich verlassen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für Donnerstag erneut den Notfall-Ausschuss einberufen. Derweil gibt es gute Nachrichten von den vier ersten Patienten, die sich in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert haben: Ihnen geht es gut.

    Zudem hätten Tests bei Kontaktpersonen bislang keine neuen Verdachtsfälle ergeben, teilte das Bayerische Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. In China hingegen sind nach offiziellen Angaben inzwischen rund 6100 Fälle gemeldet. Die Bundeswehr wird deshalb "in den nächsten Tagen" Deutsche und ihre Angehörigen aus der besonders betroffenen Provinz Hubei ausfliegen.

    Die vier ersten Patienten in Deutschland sind derweil nach Angaben des behandelnden Chefarztes Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing symptomfrei und in klinisch gutem Zustand. "Das ist eine wirklich gute Nachricht." Die drei Männer im Alter von 27, 33 und 40 Jahren sowie eine 33-jährige Frau würden jedoch weiterhin auf ihren Zimmern isoliert und beobachtet.

    Die Kollegen hatten sich bei einer Schulung ihres Arbeitgebers im oberbayerischen Gauting nahe München bei einer weiteren Kollegin angesteckt, die aus China angereist war. Der Arbeitgeber der Betroffenen, der Autozulieferer Webasto, hat neben seinen elf Werken in China deshalb auch seinen Stammsitz im Ortsteil Stockdorf vorübergehend geschlossen.

    "Die ganze Welt muss jetzt in Alarmbereitschaft sein", sagte WHO-Notfallkoordinator Michael Ryan in Genf. Der Notfall-Ausschuss sei wegen der hohen Fallzahl und der steigenden Übertragungen im Ausland neu einberufen worden. Er berät die WHO in der Frage, ob eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen werden soll. "Die Übertragungskette kann immer noch unterbrochen werden", sagte Ryan. Das sei mit sorgfältiger Hygiene - etwa Händewaschen, und der Isolierung von Infizierten möglich.

    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief ebenfalls dazu auf, wachsam zu sein. "Wir sind gut vorbereitet, aber Anlass für übertriebene Sorge besteht nicht, weil genau die Abläufe in Bayern zeigen, wie gut wir vorbereitet sind", sagte er der Fernsehsendergruppe RTL/ntv. Nach Einschätzung von Experten verläuft die Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, zum Teil sogar ohne jegliche Symptome wie trockenem Husten, Fieber und Atemnot.

    Während es außerhalb Chinas etwas mehr als 80 nachgewiesene Infektionen gibt, ist die Zahl der bekannten Infektionen in dem Land innerhalb eines Tages um rund 1500 auf 6078 gestiegen. Dabei werden laut Staatsfernsehen 25 Fälle in Hongkong, Taiwan und Macao mitgerechnet, weil Peking diese Territorien als Teil der Volksrepublik ansieht. Die Zahl der Todesfälle lag zunächst unverändert bei 132. Besonders ältere Menschen mit Vorerkrankungen leiden unter der neuen Lungenkrankheit.

    Die Epidemie wird nach Einschätzung eines führenden chinesischen Lungenexperten erst in sieben bis zehn Tagen einen Höhepunkt erreichen. Wie der Chef des Expertenteams im Kampf gegen das Virus, Zhong Nanshan, der Nachrichtenagentur Xinhua sagte, sind "frühe Entdeckung und frühe Isolation" entscheidend, um das Virus in den Griff zu bekommen. Nach Angaben des Peter Doherty Instituts für Infektionen und Immunität in Melbourne haben australische Wissenschaftler das Virus inzwischen im Labor nachgezüchtet. Nunmehr könne in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und der WHO an einem Gegenmittel gearbeitet werden.

    Besonders betroffen ist die Millionenstadt Wuhan und die umliegende Provinz Hubei. Rund 45 Millionen Menschen wurden dort weitgehend abgeschottet; Flüge sowie der Nah- und Fernverkehr wurden ausgesetzt. Erstmals sind innerhalb Chinas auch andere Staatsangehörige erkrankt.

    Außerhalb der Volksrepublik gibt es unter anderem in Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, den USA, Australien und auch Südkorea Erkrankte mit dem Virus, das derzeit 2019-nCoV genannt wird. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) meldeten am Mittwoch die ersten bestätigten Virusfälle.

    In Europa wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich vier Fälle bestätigt. Am Mittwoch kam ein Fall in Finnland hinzu. Die meisten außerhalb Chinas erkrankten Menschen waren vorher in der Volksrepublik. Allerdings gibt es zunehmend Fälle, bei denen sich Menschen in ihrem Land bei Reiserückkehrern aus China angesteckt haben. Die Regierung in Peking hat ihren Staatsbürgern geraten, Reisen ins Ausland zu verschieben. Andere Staaten wie Indien warnten vor Trips in das Land der Mitte.

    Derweil haben die USA und Japan damit begonnen, Landsleute aus der Krisenregion zurückzuholen. Auch die Bundeswehr wird demnächst rund 90 Deutsche und ihre Angehörigen aus der Region Wuhan ausfliegen. Sie sollen nach ihrer Ankunft in Frankfurt zunächst in Quarantäne kommen. Nach Angaben des EU-Kommissars für Krisenmanagement, Janez Lenarcic, wollen rund 600 EU-Bürger Wuhan so schnell wie möglich verlassen.

    Derweil gab es an Bord einer Lufthansa-Maschine von Frankfurt nach Nanjing einen Verdachtsfall. Die Crew wurde nach einer medizinischen Untersuchung umgehend nach Deutschland zurückgeschickt. Wenige Stunden später verkündete Europas größte Fluggesellschaft, ebenso wie der Konkurrent British Airways und anderen Fluggesellschaften China nicht mehr anfliegen zu wollen.

    Andere internationale Firmen kündigten ebenfalls Konsequenzen an. So schloss die Kleiderkette H&M Mittwoch bis auf weiteres 74 Filialen und drei Läden der Tochtermarke Monki. Auch der Möbelkonzern Ikea machte rund die Hälfte seiner Möbelhäuser in China zunächst dicht. Der Darmstädter Merck-Konzern rät seinen rund 56 000 Mitarbeitern von Reisen nach China ab.

    Auch auf den Sport wirkt sich das Coronavirus bereits aus: Ein Olympia-Test der Skirennfahrer nahe Peking fiel aus, andere Turniere werden verlegt, ein Test-Event für die Winterspiele 2022 in China gestrichen. Das chinesische Fußball-Nationalteam der Frauen sitzt derweil in Australien in Quarantäne./eri/vf/lw/DP/nas





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