Aktien Europa
Weitere Stabilisierung - Rohstoff- und Ölwerte gefragt
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An den Börsen Europas stehen die Zeichen am Dienstag nach einem von Virusängsten getriebenen Einbruch in der Vorwoche weiter auf Erholung. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 gewann gegen Mittag um 1,21 Prozent auf 3705,75 Punkte dazu. Sorgen um die Auswirkungen der neuartigen Lungenkrankheit hatten den Index in der vergangenen Woche auf ein Tief seit Mitte Dezember geschickt. Auch in den USA und in Asien wurden die Börsen durchgeschüttelt.
Die Krankheit greift derzeit immer schneller um sich und hat bereits mindestens 425 Menschen das Leben gekostet. Chinesische Experten hatten am Montag geschätzt, dass die Coronavirus-Epidemie ihren Höhepunkt in 10 bis 14 Tagen erreichen könnte. Die konjunkturellen Folgen lassen sich nach Ansicht von Ökonomen derzeit noch nicht beziffern. Es wird jedoch befürchtet, dass sie heftiger ausfallen als bei der Infektionskrankheit Sars vor 17 Jahren, die ebenfalls in China ausgebrochen war.
Am Aktienmarkt steigt die Risikobereitschaft aber dennoch bereits wieder etwas, hieß es aus dem Handel. Bei den Investoren überwiege derzeit die Hoffnung, dass die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen die Epidemie wirksam sein werden und dass Peking die Wirtschaft verstärkt stütze, sagte Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Die chinesische Zentralbank hatte zuletzt eine ungewöhnlich hohe Geldspritze angekündigt und die Zinsen gesenkt.
Der französische Leitindex Cac 40 legte zum Mittag um 1,24 Prozent auf 5904,94 Punkte zu. Der Londoner FTSE 100 stieg um 1,33 Prozent.
Abgesehen von den Versorgern hatten sämtliche Branchen einen einigermaßen guten Lauf. Besonders gefragt waren Rohstoffwerte, deren Branchenindex Stoxx 600 Basic Resources fast 3 Prozent dazugewann. Die Aktie des Bergbaukonzerns Glencore stieg etwa um mehr als 5 Prozent, nachdem das Management bei Vorlage der Jahreszahlen seine Prognose für das laufende Jahr bestätigt hatte.
Auch Öl- und Gasunternehmen gehörten zu den Favoriten. Hier hatte der britische Konzern BP die Nase vorn, dessen Gewinn im vierten Quartal nicht ganz so stark zurückgegangen war, wie am Markt befürchtet. Zudem winkt mehr Dividende. Das Papier stand zuletzt mit gut 4 Prozent im Plus.
Deutlich weniger freudvoll wurden die Jahresszahlen des Softwareherstellers Micro Focus aufgefasst. Zwar konnte das Unternehmen die durchschnittlichen Umsatzerwartungen erfüllen. Die neuen Jahresziele deuteten laut dem Analysehaus Jefferies jedoch darauf hin, dass das Geschäft weiterhin hinter dem Wachstum in der Branche zurückbleiben dürfte. Die Aktie gab zuletzt um fast 14 Prozent nach.
Lesen Sie auch
Auch Analysten sorgten wieder für Kursbewegungen. So rückte die Privatbank Berenberg von ihrer Kaufempfehlung für Orange ab, da es dem französischen Telekomkonzern laut Analyst Abhilash Mohapatra an positiven Kurstreibern mangele und es gleichzeitig attraktivere Investments innerhalb der Branche gebe. Die Orange-Aktie verlor nach der Einschätzung 1,76 Prozent.
Eine Kaufempfehlung für den spanischen Bekleidungskonzern Inditex durch RBC verlieh der Aktie dagegen Schwung: Sie verteuerte sich um fast 3 Prozent. Er gehe davon aus, dass sich das auf vergleichbarer Basis starke Umsatzwachstum fortsetzen werde, schrieb Analyst Richard Chamberlain in einer am Montag vorliegenden Studie. Der Markt habe den positiven Wechselkurseffekt beim Gewinn unterschätzt./kro/jha/