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    Crack-up-Boom voraus?  9243  1 Kommentar Zinsen und Zyklen – für Anleger ist der Punkt der Weichenstellung längst erreicht

    Wer sich über die zukünftige Entwicklung von Wirtschaft und Börse Gedanken machen will, bedarf zwingend einer durchdachten Zinsprognose. Das große Bild - gezeichnet von Ralf Flierl, Chefredakteur vom Smart Investor.

    Dauerhaft niedrige Zinsen?

    In ihrem Jahresausblick 2020 mit dem bemerkenswerten Titel „#unhaltbar“ des Researchhauses sentix (zu beziehen über www.sentix.de) untersuchen die beiden Autoren Manfred Hübner und Patrick Hussy sechs Dogmen bzw. Glaubenssätze der Börsianer und hinterfragen diese. Darin geben die Analysten der vielfach diskutierten Frage, ob die Zinsen noch lange oder gar für immer niedrig bleiben können, großen Raum. Nicht umsonst, denn die Beantwortung dieser Frage ist absolut entscheidend, sind die Zinsen doch als Haupteinflussgröße für alle anderen Assetklassen wie die Aktien, die Rohstoffe und die Währungen zu sehen.

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    Um es kurz zu machen: Hübner und Hussy argumentieren, dass das „Dogma der dauerhaft niedrigen Zinsen“ unhaltbar ist, und nennen dafür sechs Gründe. Dass Anleihen im historischen Kontext völlig überbewertet resp. die Renditen viel zu niedrig sind, versteht sich von selbst und ist nur durch die permanente Manipulation seitens der Zentralbanken möglich. Das dahinterstehende Prinzip ist das „Geld aus dem Nichts“ bzw. das „Fiatgeld“, welches wir an dieser Stelle aber nicht weiter thematisieren wollen – in unserer Beilage „Schöne neue Welt“ finden sich einige grundsätzliche und kritische Gedanken dazu.

    Doch warum sollte sich dieser Prozess des Gelddruckens bzw. der Niedrigstzinsen nicht ewig fortsetzen? Hier verweisen die sentix-Analysten z.B. auf den Umstand, dass Notenbanken keinen unendlichen Spielraum nach unten haben: Spätestens bei einem Zins von -0,5% wird es für einen Anleger, der keinen sonstigen Restriktionen unterliegt (wie z.B. Pensionskassen oder Versicherungen, die gemäß ihren Statuten Anleihen halten müssen), sinnvoll, Bargeld zu horten oder aber in fungible andere Vermögensgegenstände zu gehen, wie z.B. in Edelmetallmünzen oder -barren. Aus Sicht von Smart Investor ist aber genau an dieser Stelle, an der sich viele westliche Länder wie die USA, die Schweiz oder auch Deutschland bereits jetzt befinden, der Punkt der Weichenstellung erreicht.

    Wahr oder falsch?

    Entweder sentix’ These ist richtig und die Zinsen werden durch Fed, EZB & Co. zumindest nicht weiter gesenkt, was allerdings viele Unternehmen und Staaten in die Bredouille bringen dürfte – Stichwort: Zombifizierung; dieses Thema hatten wir schon ausführlich mit dem Ökonomen Dr. Markus Krall diskutiert (in den Heften 5/2018 und 9/2018). Oder aber der Trend zu Zinssenkungen geht ungehemmt weiter. Parallel dazu dürften dann jedoch die Möglichkeiten der Flucht in Sachwerte oder die Verlagerung bzw. der Umzug ins Ausland unattraktiv gemacht werden. Smart Investor geht von der zweiten Alternative aus, denn mit Christine Lagarde ist der EZB-Vorsitz nun in den Händen einer Person, die aufgrund ihres Lebenslaufs geradezu für den finanziellen Interventionismus steht. Und auch der amerikanische Notenbank-Chef, Jerome Powell, ist – unter dem Druck von Donald Trump und einem sich verlangsamenden US-Wirtschaftswachstum – von seinem anfangs restriktiven Kurs inzwischen abgewichen.

    Finanzielle Repression

    Beinahe wöchentlich sind derzeit neue Ideen und Vorhaben zur Einschränkung der finanziellen Freiheit der Bürger zu vernehmen – auch handfeste diesbezügliche Gesetze gibt es. Nehmen wir nur Deutschland als Beispiel: Sei es die Kappung der Grenze für Bargeschäfte von 10.000 auf nun 2.000 EUR, seien es der Mietpreisdeckel oder die Ideen zur Enteignung von Immobilienbesitzern oder neue Belastungen der Bürger über höhere Grundsteuern oder die CO2-Steuer, eine verschärfte Wegzugsbesteuerung oder die erschwerte Verrechnung von Verlusten mit Gewinnen bei Termingeschäften oder Aktien, wie sie ab 2021 bzw. schon 2020 gelten wird (einen ausführlichen Artikel zu den diesbezüglichen gesetzlichen Neuerungen werden Sie im kommenden Heft 3/2020 finden). All diese Punkte belegen unserer Ansicht nach, dass sich der Trend zur finanziellen Repression fortsetzt oder gar noch dynamisiert. Der übergeordnete Zinstrend dürfte unserer Ansicht nach aber – anders als von sentix prognostiziert – zumindest längerfristig weiter nach unten zeigen.

    Lesen Sie auch


    Quelle: wellenreiter-invest.de

    30-Jahre-Zyklus bei den Zinsen

    Sehr anschaulich lässt sich die hier aufgeworfene Fragestellung anhand der langfristigen Betrachtung der amerikanischen Zinsentwicklung festmachen, die wir dem Jahresausblick des Börsendienstes Wellenreiter-Invest entnommen haben. Grob gesagt verläuft diese nämlich in Zyklen von 30 Jahren (bzw. von 60 Jahren für das Auf und Ab). Abb. 1 verdeutlicht diesen Zinszyklus der US-Anleiherenditen während der letzten rund 200 Jahre. Nach dem absoluten Hoch des Jahres 1982 wäre demgemäß 2012 ein langfristiges Tief fällig gewesen. Nach einem nur wenige Monate dauernden Aufbäumen bildeten sich die Renditen jedoch weiter zurück. Dies wertet Smart Investor als Zeichen dafür, dass dieser über Jahrhunderte anhaltende 30-Jahre-Zyklus nun über die exzessive Kreierung von Fiatgeld und der Quantitative-Easing-Programme der Zentralbanken außer Kraft gesetzt wurde.


    Quelle: www.wellenreiter-invest.de

    30-Jahre-Zinszyklus

    Im Prinzip wurde der Weg, den die USA und Europa gehen werden, von Japan schon in den letzten Jahren beschritten, denn die dortige Zentralbank hält inzwischen über die Hälfte der japanischen Staatsanleihen. In der Eurozone liegt der Wert bei 22% und in den USA bei 11% (Abb. 2), wobei hier durch einige Bilanztricks der wahre Prozentsatz eher verschleiert wird. Kurzum: Der Trend zur Staatsfinanzierung über die Notenbank scheint unausweichlich.


    Quelle: BANTLEON

    Bedeutung für die Aktienbörsen

    Wie in unserem Kapitalmarktausblick im letzten Heft (1/2020) bereits beschrieben, sind die hier herausgearbeiteten Trends – also weiter fallende Zinsen, weitere Finanzierung der Staaten durch die Notenpresse und weitere finanzielle Repression – für die Aktienbörsen zunächst einmal positiv zu sehen. Positiv für die Konjunktur ist auch der Chefvolkswirt Dr. Daniel Hartmann von der BANTLEON BANK AG gestimmt, deren vorlaufende Indikatoren „Financial Condition Index“ und „Global Growth Momentum“ eine Aufhellung für die Industrieproduktion in der Eurozone andeuten (Abb. 3). Für das Jahr 2020 sieht Hartmann zwar ein eher schwieriges Jahr für Anleihen, zumal mit der Konjunkturbelebung auch die Inflation anziehen dürfte. Langfristig schließt aber auch er weiter tiefe Zinsen nicht aus.

    Keine flächendeckende Überbewertung

    Hinzu kommt, dass die Aktienbewertungen – von einigen Ausreißern insbesondere im Technologiesektor abgesehen – aufgrund der guten Gewinnentwicklung der Unternehmen in den letzten Jahren nach herkömmlichen Maßstäben nicht überzogen sind und allenfalls leicht über den historischen Mittelwerten liegen. Die USA stellen hier allerdings eine Ausnahme dar, die sich einerseits durch deren technologielastige Wirtschaft erklärt: Tech- und damit Wachstumsaktien genießen in einem Niedrigzinsumfeld naturgemäß eine höhere Bewertung, da deren zukünftige Gewinne analytisch gesehen weniger stark abgezinst werden. Zudem wirkt auch die unter Donald Trump durchgeführte Unternehmenssteuerreform positiv auf die in den USA ansässigen Gesellschaften. Lesen Sie mehr zum Thema Aktienbewertungen im Interview mit dem New Yorker Fondsmanager Michael Keppler.

    Sentiment & Zyklik

    Die Stimmungslage unter den Investoren ist keinesfalls als euphorisch einzustufen. Vielen Warnern und Crashpropheten wird in den Medien derzeit Platz eingeräumt, was tendenziell als „positiv“ für die Börsenentwicklung gesehen werden kann. Aktien klettern gerne entlang der „Mauer der Angst“ („Wall of Worry“) nach oben.

    Das soll nicht heißen, dass Smart Investor diese Warnungen prinzipiell für ungerechtfertigt hält; unter Timinggesichtspunkten dürfte 2020 – und vielleicht auch 2021 – allerdings noch kein Horrorjahr werden.

    Mit dieser Aussage wollen wir nicht ausschließen, dass die ersten Monate des laufenden Jahres etwas holprig verlaufen könnten, wie es Dr. Alexander Schwarz in seinem Beitrag zur Zyklenanalyse auf S. 24 der aktuellen Smart Investor-Ausgabe andeutet. Das große Bild spricht aus unserer Sicht jedoch eher für einen neuen wirtschaftlichen Boom oder gar den Übergang in einen sogenannten Crack-up-Boom – und damit für die Fortsetzung der Aktienhausse.

    Unsere Gastanalysten

    Ganz grob gesprochen halten alle unsere drei regelmäßigen Gastanalysten weiter an der positiven Prognose für den DAX für die kommenden vier Wochen fest. Quasi ohne jeden Zweifel ist dies bei Uwe Lang festzustellen, dessen Intermarketanalyse und Ganns Quartalregel beide klar bullisch eingestellt sind. Der schon erwähnte Manfred Hübner von sentix sieht den übergeordneten Aufwärtsmodus des DAX weiter intakt – allerdings betont er die gestiegenen Risiken für eine kurzfristige Korrektur. Die auf einer quantitativen Analyse basierende Börsenampel von Werner Krieger und Dr. Werner Koch kommt zu einer ähnlichen Aussage wie sentix. Das Pro-Aktien-Votum gilt zwar noch; allerdings spricht die abnehmende Trendstärke des DAX ihrer Ansicht nach für zunehmende Risiken und damit ansteigende Volatilität.

    Fazit

    Nach all dem hier und im Kapitalmarktausblick 2020 (im Heft 1/2020) Beschriebenen geht Smart Investor bezüglich der kommenden Jahre von einem Crack-up-Boom (CuB) aus, der sich in erster Linie aus immer stärkeren staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft speist. Mehr dazu finden Sie in unserem Kapitalmarktausblick 2020 (S. 6 bis 13) sowie konkret zum CuB auf S. 38/39 in Ausgabe 1/2020..

    Autor: Ralf Flierl, Smart Investor

     

    (Dieser Bericht aus der Smart Investor-Ausgabe 02/20 bezieht sich auf Daten, die bis zum 17.01.2020 erfasst wurden.)

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