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     165  0 Kommentare Wir sind Italien, Kommentar zur Ausbreitung des Coronavirus von Gerhard Bläske

    Frankfurt (ots) - Hamsterkäufe, abgesagte Fußballspiele und Ausstellungen,
    Mode-Defilees unter Ausschluss der Öffentlichkeit, abgeriegelte Städte und
    Gemeinden, geschlossene Bars, Theater, Kinos, Museen, Schulen und Universitäten:
    In vielen Teilen Norditaliens herrscht Ausnahmezustand. Unternehmen in den
    gesperrten Zonen, in denen 50000 Menschen leben, schließen Fertigungsstätten.
    Und in Mailand sowie in anderen Städten empfehlen Banken und Konzerne ihren
    Beschäftigten, bis auf Weiteres von zu Hause aus zu arbeiten. Die Börsenkurse
    purzeln, und der Zinsabstand zwischen deutschen und italienischen Anleihen
    steigt kräftig.

    Was sich wie ein Kriegskommuniqué anhört, ist bittere Realität. Das Coronavirus
    hat das Bel Paese im Griff, und die ersten wirtschaftlichen Konsequenzen spüren
    vor allem Hotels, Restaurants und viele Geschäfte, in denen Touristen sonst
    begehrte Luxusmarken wie Prada, Armani oder Gucci einkaufen. Die rasche
    Ausbreitung des Virus bedroht die ohnehin schwache Konjunktur des Landes, denn
    betroffen davon sind mit der Lombardei und Venetien ausgerechnet die beiden
    wirtschaftsstärksten Regionen des Landes. Schon fürchtet Notenbankchef Ignazio
    Visco, das Bruttoinlandsprodukt könnte um bis zu 0,2 Prozentpunkte niedriger
    ausfallen.

    Die Entwicklung im Bel Paese muss auch den Rest Europas sorgen. Auch wir sind
    Italien. Denn die wirtschaftlichen Verflechtungen innerhalb Europas sind so
    stark, dass die Folgen unmittelbar sind. Italien ist die drittgrößte
    Volkswirtschaft der Eurozone und das zweitgrößte Industrieland und weist einen
    hohen Handelsüberschuss aus. Europa kann weder grenzüberschreitende Reisen
    einfach so unterbinden noch Warenströme. Der Austausch, speziell mit
    Deutschland, ist sehr eng, von der Lebensmittelbranche, über Autozulieferungen,
    den Maschinenbau und die Pharmaindustrie bis hin zum Modesektor. Wenn die
    Zulieferungen wegbrächen, stünden auch in Deutschland bald viele Bänder still.

    Es braucht jetzt eine enge Koordinierung auf europäischer Ebene. Egal, ob im
    speziellen Fall Italien womöglich Mitschuld trägt an der schnellen Ausbreitung
    des Virus: Kein Land ist davor gefeit, selbst in eine solche Situation zu
    geraten. Die EU muss gemeinsame Antworten finden, wie die Ausbreitung des Virus
    verhindert werden kann, ohne den Warenaustausch zu behindern. Sollte die EU hier
    versagen, würde das den diversen Populisten weiteren Auftrieb verleihen und den
    Menschen sowie der Wirtschaft würde unermesslicher Schaden entstehen.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4529079
    OTS: Börsen-Zeitung



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    Wir sind Italien, Kommentar zur Ausbreitung des Coronavirus von Gerhard Bläske Hamsterkäufe, abgesagte Fußballspiele und Ausstellungen, Mode-Defilees unter Ausschluss der Öffentlichkeit, abgeriegelte Städte und Gemeinden, geschlossene Bars, Theater, Kinos, Museen, Schulen und Universitäten: In vielen Teilen Norditaliens …

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