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    Ein Rückblick auf die New Yorker Punch-Card-Konferenz  1958  0 Kommentare Von den Besten lernen: Exklusive Investment-Tipps und -Ideen US-amerikanischer Finanzgrößen

    Die jährliche Project Punch Card Conference in New York ist ein Geheimtipp für jeden, der Einblicke in aktuelle Investmentideen von Branchengrößen der amerikanischen Finanzszene gewinnen möchte. Für überschaubare 250 USD können sich Frühbucher buchstäblich einen Platz in der ersten Reihe kaufen, um bei dem relativ intimen Event mit Hedgefondsmanagern, Milliardären und Vordenkern auf Tuchfühlung zu gehen.

    Die Konferenz ist erst zwei Jahre alt und wird von einer Universität ausgerichtet, weswegen sie bislang erst einem kleinen Kreis bekannt ist. Große Themen unter den rund 200 Teilnehmern dieses Jahr: Schwellenländer, ultrakonträre Investments und die Unterbewertung europäischer Märkte.

    Mit Kopfsprung in Schwellenländer

    Hört man den dynamischen, leidenschaftlichen Ausführungen von Barbara Ann Bernard (Foto oben) zu, könnte man glauben, dass sie sich tatsächlich kopfüber in Schwellenländer stürzt. Die Gründerin von Wincrest Capital, einem Boutique-Fondsmanager mit Domizil auf den Bahamas, glaubt fest an den Vorteil der Vor-Ort-Recherche. Sie verbringt einen guten Teil des Jahres auf Reisen rund um den Globus, und Schwellenländer sind dabei ihr primärer Anlagefokus.

    „In den USA hat jeder Haushalt im Durchschnitt zwei Kühlschränke. In Bangladesch gibt es in jedem fünften Haus einen Kühlschrank, die anderen vier haben noch überhaupt keinen. Der durchschnittliche Inder besitzt 1,6 Paar Schuhe, der durchschnittliche Amerikaner hat neunzehn. Raten Sie mal, in welchen Ländern Sie noch kräftige Wachstumsraten bei börsennotierten Konsumgüterproduzenten sehen können.“ „Für die Marktkapitalisierung von Apple könnte ich alle Börsen-AGs von drei folgenden Ländern übernehmen: Indonesien, Malaysia und die Philippinen. In diesen Märkten bekomme ich doppelt so hohe Wachstumsraten zur Hälfte der Bewertung des amerikanischen Marktes.“

    Einen von Bernards Lieblingstiteln stellt die in London börsennotierte Helios Towers (WKN: A2PTUX) dar. Das Unternehmen baut Mobilfunktürme in Afrika, u.a. in Tansania, Ghana, und der Demokratischen Republik Kongo. Diese Sendemasten generieren zuverlässigen Cashflow und können von mehreren Mobilfunkunternehmen gleichzeitig gemietet werden. Die amerikanische Crown Castle notiere mit dem 20-Fachen des EBITDA, die europäische Cellnex mit dem 18-Fachen. Bei Helios, die erst im Oktober 2018 an die Börse ging und bislang wenig bekannt ist, könne man noch zu einer Bewertung vom zehnfachen EBITDA einsteigen. Dabei sollten auch hier die Wachstumsraten höher ausfallen als in Europa oder Amerika.

    Ihren ersten Job hatte Bernard beim legendären Sir John Templeton. Die auffällige Blondine fährt auf den Bahamas mit dem Rad in ihr Büro, wenn sie nicht gerade wieder irgendwo auf der Welt Unternehmen besucht.

    Ein weiterer Geheimtipp, an dem sie derzeit recherchiert: unterbewertete Börsen-AGs in Saudi-Arabien, wo sie u.a. Anteile an einer Kette von Fitnessstudios für Frauen halte. Was wenigen bekannt ist: Schon vor dem viel beachteten Börsengang Aramcos besaß der saudische Aktienmarkt eine stattliche Anzahl von Börsen-AGs mit insgesamt 500 Mrd. USD Börsenwert. Dieser Markt sei für Anleger aus Europa noch kaum zugänglich – aber genau darin könnte eine Chance liegen, wenn sich die Börse eines Tages weiter öffne.

    Argentinien als Top-Tipp für 2020

    Die Turnaroundthese zu Argentinien ist zwar nicht neu; zudem ist sie heiß umstritten. Allerdings sollte man aufhorchen, wenn einer der führenden, langjährigen Gewinner diverser argentinischer Krisen die Losung ausgibt, dass das Land im Jahr 2020 gute Gewinne bringen könne. Robert Koenigsberger ist Gründer und Chief Investment Officer bei Gramercy, einem Fondsmanager mit Schwerpunkt auf Schwellenländer und derzeit 5 Mrd. USD Kundengeldern. Koenigsberger ist schon seit Anfang der 1990er-Jahre auf Schwellenländern fokussiert, kann also als ausgewiesener Kenner der Materie eingestuft werden. Seit der Gründung seiner eigenen Fondsgesellschaft im Jahr 2001 hat er immer wieder in Argentinien investiert, um die dortigen extremen Schwankungen des Markts auszunutzen.

    „Argentinien ist mein Nummer-eins-Tipp für 2020. Die Staatsanleihen stürzten auf 40% ab, erholten sich auf 120% und sind jetzt wieder bei 40%. Wir sind an einem attraktiven Punkt des ständig wiederkehrenden Argentinienzyklus.“



    Koenigsberger verriet zwar keine Kandidaten für Aktieninvestments. Allerdings sind seit jeher einige bekannte argentinische Unternehmen in New York als ADRs notiert, beispielsweise CRESUD (Landwirtschaft; WKN: 906164), YPF (Öl; WKN 886738) und Pampa Energía (Strom). Die beiden erstgenannten wurden auch schon im Smart Investor behandelt. Nach Einschätzung von Koenigsberger, der eigens in Buenos Aires ein Büro unterhält, sollte es sich auch lohnen, die argentinische Börse wieder näher unter die Lupe zu nehmen.

    Europa im Fokus

    Als vermutlich einem von nur ganz wenigen europäischen Teilnehmern der Konferenz fiel dem Autor das große Interesse an europäischen Märkten auf. Einer, der schon lange im Geschäft ist und durch sein Gespür für Value Investments zum Milliardär wurde, ist James „Jamie“ Dinan.

    Der Gründer von York Capital macht heutzutage auch Schlagzeilen für Investments in extravagante Immobilien, sein philanthropisches Engagement sowie sein Basketballteam in Milwaukee. Als Hedgefondsmanager mit abgeschlossener Vermögensbildung ist er meist in London oder Miami zu finden, wenn er sich nicht gerade in New York um die 20 Mrd. USD Kundengelder seines Unternehmens kümmert (oder – ausnahmsweise – auf einer Konferenz mit zahlreichen Studenten spricht).

    Dinan ist Value Investor vom alten Schlage. Gespannt lauschte das meist jüngere Publikum, als er Anekdoten zum Besten gab, wie er in den 1980er- und 1990er-Jahren mit cleveren und gewagten Manövern die Märkte geschlagen hatte: „Wer damals die richtigen Kontakte hatte, konnte das Wall Street Journal schon vor Erscheinen von den Druckern kaufen. Im Zeitalter vor dem Internet erhielt man dadurch noch einen geldwerten Informationsvorsprung.“ Seine Fondsgesellschaft gründete Dinan 1991 mit nur 3,6 Mio. USD Kundengeldern. Durch den Fokus auf unterbewertete Aktien stieg York Capital in den Olymp der größten amerikanischen Hedgefonds auf. Dabei entstand ein ganz neues Problem: Unterbewertete Aktien finden sich in Amerika kaum noch, und ein Informationsvorsprung ist im Zeitalter des Internets in den Vereinigten Staaten nicht mehr zu erreichen. Dinans gegenwärtige Favoriten: „Alles, außer den USA!“

    Tatsächlich zog sich das wachsende Interesse an europäischen Aktienmärkten wie ein roter Faden durch die Konferenz. Victor Khosla, der Gründer von Strategic Value Partners, hat einen Teil seiner 8 Mrd. USD Kundengelder in Mautstraßen und -brücken in Portugal investiert. Cliff Asness, dessen AQR Capital Management sagenhafte 180 Mrd. USD verwaltet, prophezeit goldene Zeiten für europäische Aktienanleger. Die Bewertungen europäischer Märkte werden gemeinhin als attraktiv eingestuft; allerdings sei der Zugang schwierig, da jedes europäische Land gänzlich unterschiedlich von allen anderen Ländern sei. Um die besten Chancen ausfindig zu machen, müsse man eigene Teams vor Ort haben. Wohl denen, die bereits gut für Value Investments in europäische Märkte (oder Schwellenländer) positioniert sind.

    Zur Project Punch Card Conference

    Dieses Event findet einmal jährlich an der Fordham University in New York statt. Mitausrichter ist die Gabelli School of Business, die vom legendären Fondsmanager Mario Gabelli gegründet wurde. Weitere Informationen: https://www.projectpunchcard.com

    Autor: Swen Lorenz

     

    Swen Lorenz (Foto) ist Autor des Blogs www.undervalued-shares.com und verbringt selbst einen Teil des Jahres auf Reisen in Schwellenländern.

     

     


     


    (Dieser Artikel aus der Smart Investor-Ausgabe 02/20 bezieht sich auf Daten, die bis zum 17.01.2020 erfasst wurden.)

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    Verfasst vonNicolas Ebert
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