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     3152  0 Kommentare Wie bei Real Madrid

    Wer meine Kolumne vom Wochenanfang gelesen hat, weiß jetzt: Die von vielen erwartete große Inflation in diesem Jahrzehnt wird ausbleiben – die Gesetze haben (bereits am Sonntag) ihre Entscheidung gefällt.

    Und was ist sonst noch? Um noch ein bisschen beim Fußball zu bleiben: Beobachtet man gegenwärtig die politische und wirtschaftliche Diskussion, was ich jedoch nicht tue, dann erinnert das Verhalten unseres Lande sehr dem, was sich bei Real Madrid abspielt. Das heißt, eine sehr vermögende, allerdings auch mit hohen Schulden belastete Institution mit legendärer Vergangenheit versucht krampfhaft durch heftige Transaktionen wieder an die Spitze zu kommen. Doch alles, was unternommen wird, scheint eher tiefer in den Strudel hinab zu führen als wieder nach oben.

    Real Madrid hat einen Weltklasse-Sturm und ein Weltklasse-Mittelfeld, doch ein Abwehrproblem. Und die Bundesrepublik Deutschland ist Export-Weltmeister, hat jedoch ein Problem mit der Konsumnachfrage. Und wie reagieren beide auf die Malaise? Real Madrid kauft weiter Mittelfeldspieler und Stürmer – und in der Bundesrepublik ist plötzlich die Lohnkürzung Trumpf.

    Ansonsten ist jedoch alles klar auf beiden Schiffen. Der Optimismus wächst, das Wetter ist wieder schön und das Geldverdienen läuft auf hohem Niveau. Wenn man nicht gerade Fußballtrainer oder arbeitslos ist, muss man sich also keine großen Sorgen machen. Doch Fußballtrainer und Arbeitslose sind ja gottlob derzeit noch in der Minderheit.


    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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