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    Interview  96051  3 Kommentare „Börsen-Oma“ gegen die Börsen-Panik: „Ein Crash ist nur gut für Leute mit Mut“ – Wie viel sie verlor, wo sie aufstockt und warum sie „voll investiert“ bleibt

    Beate Sander (82), besser bekannt als „Börsen-Oma“, verrät exklusiv im Interview mit wallstreet:online, welche Auswirkungen der Corona-Crash auf ihr Depot hat, wie sie jetzt investiert und was sie in dieser Krisenzeit Anlegern rät.

    wallstreet:online: Wie schätzen Sie, dass die Corona-Krise weitergeht und mit welchen Auswirkungen für die Wirtschaft rechnen Sie?

    Börsen-Oma: Die Corona-Virus-Ängste werden durch Absage fast aller Veranstaltungen, Aussetzen des sportlichen Betriebs einschließlich Fußballbundesliga, Schließung von KITAS, Schulen und Universitäten zunehmen. Und es stellt sich die Frage, ob sich das Virus wirklich eindämmen lässt, wenn fast alles abgesagt wird rund um Beruf, Bildung und Freizeit. Die Menschen werden sich nicht nur brav in ihre Häuser, Wohnungen und Gärten, sofern vorhanden, zurückziehen. Und nicht jeder darf und kann seiner beruflichen Arbeit am Laptop zuhause nachgehen. Für mich fallen haufenweise Vorträge und Vorlesungen aus. Alternativ funktionieren TV-Auftritte.

    Die Folgen für die Wirtschaft, für kleine, mittlere und große Unternehmen sind verheerend, Freiberufler eingeschlossen. Vielleicht profitiert der Buchhandel. Lesen ist ja nicht verboten und besonders hilfreich und nützlich in diesen Börsencrash-Zeiten -hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich durch Corona verursacht. Der Angstfaktor führt zum massenweisen Panik-Ausverkauf.“

    wallstreet:online: Welche Auswirkungen hatte der Corona-Crash bisher auf Ihr Depot und was tun Sie jetzt?

    Börsen-Oma: Meine Zwei-Millionen-Marke hielt bis letzten Donnerstag morgen. Sie wurde geknackt, als die Börsenkurse auf das tiefste prozentuale Niveau in diesem Jahrtausend absackten. Beim DAX blieben gerade mal müde 9.200 Punkte übrig nach dem imposanten Allzeithoch vom Februar bei fast 13.800 Zählern.

    Ich verlor nach Steuern und Abgaben rund ein Fünftel meines Wertes vom Allzeithoch berechnet. Damit kann ich gut leben. Auch jetzt bin ich voll investiert. Ich nutze insbesondere Zukäufe bei abgestürzten dividendenstarken Titeln um 30 Prozent bis 50 Prozent. Bei einer Dividendenrendite von vier Prozent und einem Kursverlust von insgesamt einem Drittel und unveränderter Ausschüttung steigt umgekehrt die Ausschüttungsrendite um über 30 Prozent.

    Dazu ein Beispiel: Die Aktie X stürzt von 150 auf 100 Euro ab. Die Ausschüttung beträgt weiterhin sechs Euro. Beim Kurs von 150 Euro sind dies vier Prozent, beim Kurs von 100 Euro jetzt sogar sechs Prozent. Stürzt bei unveränderter Dividende der Aktienkurs um die Hälfte auf 75 Euro ab, und das gibt es derzeit, steigt die Dividendenrendite auf acht Prozent. Die Formel lautet: Dividende multipliziert mit 100 dividiert durch den aktuellen Kurs oder Einstandspreis. Also 600:75=8.

    So etwas funktionierte bei Allianz, Munich Re, Aareal Bank, Deutsche Pfandbrief, Sberbank, Norilsk Nickel, um nur einige Titel zu nennen. Nicht minder interessant sind einige Aktien aus dem Gesundheitsbereich und übertrieben abgestürzte Titel aus dem Reisesektor und der Luxusgüterbranche.

    wallstreet:online: Und woher nehmen Sie die Liquidität für Ihre Zukäufe?

    Börsen-Oma: Bei Übernahmeangeboten wie Isra Vision, RIB Software und Qiagen bleiben die Kurse stabil. Das nutze ich für Teilverkäufe. Hinzu kommen Ausschüttungen; denn jetzt beginnt die Dividendensaison, wenn auch beeinträchtigt durch Hauptversammlungs-Absagen. Bei Pharma, Medtech und Biotech notieren einige Titel auf oder nahe Jahreshoch. Auch hier sind Teilverkäufe möglich. Mit den Veräußerungsgewinnen lässt sich möglicherweise auch über den Steuerausgleich der Rauswurf verlustreicher Aktien glimpflich abwickeln.

    So bleibe ich zu 100 Prozent investiert und trage nicht dazu bei, mit meinem eigenen Verhalten die Kettenreaktion Kursverfall als einen der größten Anlegerfehler zu unterstützen. Für mich gilt: Ein Crash ist nur gut - für Leute mit Mut.

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    wallstreet:online: Was empfehlen Sie Anlegern mit kleinem Geldbeutel und wenig Börsenwissen?

    Börsen-Oma: Bücher lesen und mit Einmalanlage, bei fehlenden Rücklagen auch mittels Sparplänen z. B. in folgende passiv gemanagte ETFs investieren, die einen Index abbilden, keinen Ausgabeaufschlag kennen und sehr preiswert sind: MDAX, SDAX, MSCI World, S&P 500, Nasdaq 100, Word Water für die nachhaltige Anlage mit gutem Gewissen.

    wallstreet:online: Frau Sander, vielen Dank für das Gespräch!

    Das Interview führte Ferdinand Hammer, stellvertretender Chefredakteur bei wallstreet:online.


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