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    Immunologe Hockertz im Interview  87047  9 Kommentare Full Stop der Volkswirtschaften: "Endlich wieder wissensbasiert und vernünftig handeln"

    Millionen Menschen sind verunsichert, die Börsen sind eingebrochen, viele Staaten fahren die Wirtschaft herunter, verhängen gar Ausgehverbote. Die Arbeitslosenanträge in den USA explodieren, tausende Kleinunternehmer machen Bankrott. Es gibt zum Coronavirus allerdings auch Stimmen, die sich gegen etwaig hysterische oder zu drastische Vorgehensweisen aussprechen, das Virus sogar mit der Influenza Grippe vergleichen. Der Toxikologe und Immunologe Prof. Dr. Stefan Hockertz (Foto) im Exklusivinterview der wallstreet:online-Redaktion.

    Es gibt immer mehr Stimmen aus klinischer Medizin und Wissenschaft, die die aktuelle Coronakrise als künstlich hervorgerufen ansehen, die Reaktionen der Politik darauf als maßlos und gar destruktiv. Wir sprachen dazu mit Prof. Dr. Stefan Hockertz. Professor Hockertz wurde in Biologie an der Universität Hannover promoviert und habilitierte sich für die Fächer Toxikologie und Pharmakologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er arbeitete von 1986 bis 2001 als Forscher bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Hannover und war von 1995 bis 2002 Mitglied des Direktoriums des Fraunhofer Institutes für Toxikologie und Umweltmedizin in Hamburg. 2004 war er Leiter des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Seit 2004 ist er Geschäftsführer des von ihm 1994 gegründeten Beratungsunternehmens tpi consult GmbH, dass u.a. Risikobewertungen für die Zulassung von neuen Medikamenten vornimmt.

    wallstreet:online: Herr Professor Hockertz, ist das Coronavirus eine besondere Mutation? Ist es ansteckender als andere Viren der Coronafamilie oder ansteckender als die Influenza?

    Hockertz: Das Coronavirus Covid-19 lässt sich im Krankheitsbild sehr gut mit der bekannten Influenza, also der Grippe, vergleichen. Es löst unter Umständen eine Erkrankung der Atemwege aus. Es handelt sich weder um die Pest noch die Cholera. Coronaviren an sich sind nichts Neues, auch das Coronaviren jedes Jahr mutieren, ist nichts Neues. Was die Verbreitung angeht, in der Regel ist eine Durchseuchung mit 60-70% einer Population erreicht. China zeigt, quasi als Blaupause für uns, dass das Virus dem menschlichen Immunsystem schon bekannt sein musste, denn aktuell sind 60-70.000 Patienten dort ausgeheilt. Und zwar ohne Therapie, die es ja nicht gibt. Eine starke Indikation, dass Antikörper schon vorhanden waren.

    Über die Letalitätsrate können wir jetzt noch keine sicheren Aussagen treffen, doch die meisten Länder zeigen eine Letalität, die mit der Influenza vergleichbar ist. Und das, obwohl es keine Impfung gegen Covid-19 gibt.

    Eine der renommiertesten Fachzeitschriften der Medizin, The New England Journal of Medicine hat wichtige Zahlen zu COVID-19 veröffentlicht, und kommt dort zu dem Schluss:

    „Dies deutet darauf hin, dass die klinischen Gesamtfolgen von Covid-19 letztendlich eher denen einer schweren saisonalen Influenza (mit einer Todesrate von etwa 0,1%) oder einer pandemischen Influenza (wie etwa in den Jahren 1957 und 1968) ähnlicher sind.“

    Großbritannien hat im Übrigen gerade das Covid-19-Virus von „Hochinfektiös“ auf „Infektiös“ herabgestuft.

    wallstreet:online: Könnte das Covid-19 denn in eine gefährlichere Form mutieren?

    Hockertz: Mutieren kann das Virus natürlich in eine andere Form, aber auch hier sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Dass es in eine gefährlichere Form mutiert, ist höchst unwahrscheinlich. Ein Virus braucht auch eine gewisse Zeit um sich wieder anzupassen und wir kennen es von jeder jährlichen Grippesaison.

    wallstreet:online: Die Bilder aus Italien und auch Spanien erschrecken viele. Wie erklären sich diese Bilder?

    Hockertz: Das liegt daran, dass wir dort gerade mit der Lupe hinschauen. Daneben sehe ich zwei mögliche Ursachen. Erstens hat Norditalien eine sehr hohe Luftverschmutzung, so dass insbesondere ältere Menschen dort „vorgeschädigter“ sind als in anderen europäischen Regionen. Zweitens ist die Hygiene in den dortigen Krankenhäusern äußerst schlecht im Vergleich z.B. mit nordeuropäischen Ländern. Das heißt, wenn mehr Menschen in die Krankenhäuser strömen, wird es zu einer viel höheren Anzahl an Toten durch Krankenhauskeime kommen. Im Jahr 2015 starben in Italien laut dem European Center for Disease Control in Italien knapp 11.000 Menschen durch Krankenhauskeime, der europäische Spitzenwert, gefolgt von Spanien. Der Wert dürfte mittlerweile noch viel höher liegen.

    Zudem ist in vielen Fällen mit schweren Vorerkrankungen gar nicht klar, was die eigentliche Todesursache war. Weist man bei einem Opfer einen Coronavirus nach, ist der Mensch erstmal nur mit Corona gestorben, nicht an Corona.

    wallstreet:online: Im medizinischen Journal Lancet wurde von einem 50-jährigen Coronapatienten in Italien berichtet, der über die üblichen Symptome und auch Atembeschwerden klagte. Diesem verabreichte man einen „Cocktail“ von 600 mg Cortison; ein sehr starkes Antibiotikum; zwei Mittel aus der Aidstherapie; Interferon, ebenfalls einem immunsuppressiv wirksamen Mittel sowie darüber hinaus noch einem Breitbandantibiotikum. Der Patient verstarb, Dr. Claus Köhnlein aus Kiel hält diese Behandlung für einen Kunstfehler. Kann diese „Überbehandlung“ auch noch eine Ursache sein?

    Hockertz: Ich kenne diesen Bericht, allerdings liegt mir weder eine Anamnese noch die genaue Therapie vor. Generell ist aber zu sagen, dass gerade in der jetzt aufgeheizten panischen Atmosphäre Ärzte Fehler begehen können, die dann zum Tod der Patienten führen.

    wallstreet:online: Was ist denn von den Tests auf Coronaviren zu halten?

    Hockertz: Zurzeit werden die PCR-Tests durchgeführt. Diese sind allerdings nicht spezifisch, d.h. Sie können damit einen Corona-Virus nachweisen, allerdings nicht speziell Covid-19. Der Test des Robert-Koch-Institutes ist nicht validiert, „vorläufig validiert“ ist wie „ein bisschen schwanger“. Hinzu kommt die Problematik, dass, wenn Sie einen Abstrich machen lassen für einen PCR-Test, Sie sich nach dem Verlassen der Klinik im nächsten Einkaufsmarkt anstecken könnten.

    Ich hätte von Anfang an für eine Positivauslese mittels Immunoglobintests plädiert. Das heißt, wir hätten gezielt nach Menschen mit Antikörpern gesucht. Das hätte Vertrauen geschaffen. Unsere Schulen und Kindergärten zu schließen, war meiner Meinung nach auch ein Fehler. Wie wir wissen, sind junge Menschen kaum dafür anfällig, Symptomatiken oder gar schwere Krankheitsverläufe zu entwickeln. Diese jungen Menschen bilden in der Regel den Grundstock der Bevölkerung für das Ausbilden von Antikörpern und damit einer Immunität.

    Leider werden noch mehr Fehler gemacht. So hat man sich auf eine Testmethode festgelegt. Und statt abzuwarten, wie das Ergebnis nach 14 Tagen aussieht, wird nach einer Woche die Testmethodik geändert. Jedes Erstsemester in einem naturwissenschaftlichen Fach weiß, dass man bei einem Experiment nicht während der Durchführung die Bedingungen ändert. Am Ende kann man keine Ursache-Wirkung mehr bestimmen.

    wallstreet:online: Viele unserer Nutzer haben Geld durch den Börsenkrach verloren. Erst mit den sich abzeichnenden Maßnahmen wie dem Quasistillstand der Volkswirtschaften setzten die wirklich großen Verluste ein. Wie beurteilen Sie die Reaktion der Politik?

    Hockertz: Das will ich ganz deutlich sagen, die Reaktion ist maßlos, autoritär und rechthaberisch. In etwa so unverhältnismäßig, als wenn Sie bei einem lapidaren Streit in einer Kneipe Ihren Kontrahenten mit einer Pistole über den Haufen schießen. Leider hat sich die Politik nun verrannt. Es hat sich eine Eigendynamik entwickelt, niemand möchte „zu wenig“ gemacht haben. Und, die Bundesregierung hat offensichtlich Maßnahmen ergriffen, ohne eine Exit-Strategie vorher zu bedenken, ein Kardinalfehler.

    wallstreet:online: Wenn Sie die Politik beraten würden, was würden Sie derzeit empfehlen?

    Hockertz: Den Politikern würde ich zu Mut raten, auch den Mut, einmal den eigenen Sessel zu vergessen. Man hat auf die falschen Leute gehört, ich rate dazu, das Rad möglichst schnell noch zurückzudrehen. Sie sollten stattdessen Vertrauen schaffen, denn ich sage es immer wieder, nicht das Virus, sondern die Angst davor macht uns krank. Wirklich Angst macht mir ein Szenario, bei dem es zu Mord-und Totschlag kommt, wenn wir weiter die soziale Isolation aufrechterhalten.

    Wie schon erwähnt, würde ich für eine Positivtestung auf Antikörper plädieren.

    Einen guten Aspekt hat die derzeitige Krise, wir haben nun wieder ein Bewusstsein für gründliche Hygiene geschaffen.

    Insgesamt plädiere ich dafür, endlich wieder wissensbasiert und vernünftig zu handeln.

    wallstreet:online: Eine letzte Frage, wie lange wird sich das Coronavirus noch ausbreiten? Anhand welcher Kriterien wird beurteilt werden, wann wieder Normalität in den Alltag kommen wird?

    Hockertz: Der Verlauf entspricht in etwa der Glocke der Gausschen Normalverteilung. Ich würde vermuten, dass wir vom Höhepunkt nicht mehr sehr weit entfernt sind. Wenn die Kurve abflacht, wird es hoffentlich sehr schnell zur Aufhebung der politischen Maßnahmen kommen. Politiker müssen dann ja ohne Gesichtsverlust aus der Nummer herauskommen.

    Im Übrigen möchte ich hier nochmal betonen, dass ich mich zu diesem Thema rein aus staatsbürgerlicher Pflicht heraus zu Wort melde. Ich verdiene keinen Cent damit, im Gegenteil verliere ich wertvolle Zeit für mein Unternehmen dadurch.

    Herr Professor Hockertz, wir danken Ihnen für das Gespräch.

    Die Fragen stellte Norbert Wangemann, wallstreet:online



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