Endlich der Durchbruch?
Vielversprechender Test: Remdesivir doch Corona-Killer Nr. 1? – Gilead-Aktienkurs mit Freudensprüngen
Für Anleger, die sich mit dem Thema Corona-Heilmittel beschäftigen, ist das US-amerikanische Unternehmen Gilead Sciences kein Unbekannter. Remdesivir heißt das Medikament, das unter anderem für die Behandlung von Ebola entwickelt wurde, und das nun zum Hoffnungsträger für Covid-19-Betroffene geworden ist. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte das Medikament im Februar bereits zu einem aussichtsreichen Mittel erklärt.
Die Aktie von Gilead setzte anschließend zum Höhenflug an und legte innerhalb weniger Tage um 20 Prozent zu. Seitdem überschlagen sich die Meldungen über die Aussichten möglicher Corona-Wirkstoffe. Für Gilead-Aktionäre wurde die Suche nach dem Corona-Gegenmittel seitdem zur Achterbahnfahrt. Der Kurs schwankte in den vergangenen zwei Monaten zwischen 60 und 80 Euro.
Am Donnerstag nun vermeldete das Medizin-Fachportal STAT vielversprechende Ergebnisse eines Remdesivir-Testlaufs an der Universitätsklinik in Chicago. Der Bericht zitiert die Aufzeichnungen einer internen Diskussion unter beteiligten Ärzten. Darin erklärt die Leiterin der Studie, dass die meisten der 125 Test-Patienten bereits entlassen werden konnten. Nur zwei Menschen seien gestorben. Die meisten Covid-Erkrankten in der Studie erholten sich demnach nach etwa sechs Tagen.
Die Reaktion auf diesen Hoffnungsschimmer ließ nicht lange auf sich warten. Die Aktie von Gilead Sciences legte an der Technologiebörse Nasdaq nachbörslich über zwölf Prozent zu. Am Handelsplatz in Frankfurt ging es am Freitag sogar zeitweise über 18 Prozent bergauf.
Bei manchem Marktbeobachter löst allein die Aussicht auf ein Gegenmittel schon Optimismus aus. Der amerikanische Börsenexperte Jim Cramer vom Finanzsender CNBC schrieb auf Twitter: “Es klingt so, als könnte Remdesivir Menschen schnell aus den Krankenhäusern holen. Das gibt unserer Wirtschaft eine gute Chance.”
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Die Mediziner versuchen die Euphorie jedoch zu bremsen. In einer Stellungnahme gegenüber STAT erklärte die Klinik: "Teildaten aus einer laufenden klinischen Studie sind per Definition unvollständig und sollten niemals verwendet werden, um Schlussfolgerungen über die Sicherheit oder Wirksamkeit einer potenziellen Behandlung zu ziehen, die derzeit untersucht wird.”
Auch in Deutschland wird Remdesivir an Covid-19-Patienten getestet. Der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Karl Broich, rechnet jedoch erst in drei Monaten mit ersten Studienergebnissen zur Behandlung.
Autor: Julian Schick, wallstreet:online-Zentralredaktion