Aktien Frankfurt Eröffnung
DAX mit der Rolle rückwärts – Fehlende Nachfrage lässt Öllager überquellen
Lagerkapazitäten für Erdöl sind vorübergehend plötzlich wertvoller und knapper als der Rohstoff selbst. Der Einbruch der Nachfrage durch den Lockdown aufgrund des Coronavirus sorgt für historisch einmalige Momente auch am Ölmarkt. Wer gestern Öl noch für den Monat Mai verkaufen wollte, musste dem Käufer zeitweise noch Geld dafür mitgeben, weil er es schlicht nicht mehr lagern kann.
Die einzige Beruhigung für den Markt stellt nun der Liefermonat Juni dar. Jetzt hoffen alle, dass sich der Ausverkauf des Juni-Futures nicht so dramatisch vollzieht wie für den Mai-Kontrakt, dessen Tief gestern bei minus 40 US-Dollar lag.
Die Kapriolen am Ölmarkt erfassten gestern die Kurse an der Wall Street und ziehen heute auch den Deutschen Aktienindex mit nach unten. Der deutsche Markt hat wieder an Schwung verloren und ist über Nacht auf ein neues Tief gefallen. IBM hat seinen Ausblick für 2020 gestrichen und das kann zur Blaupause für 88 Unternehmen aus dem S&P500 werden, die in dieser Woche ihre Quartalszahlen vorlegen.
Heute berichten unter anderem Netflix, Coca-Cola, SAP, Philip Morris, Lockheed Martin, Texas Instruments und BHP. In einer Zeit, in der viele Menschen ihren Job verlieren, wird die große Frage etwa bei Netflix sein, ob die Menschen ihr Abonnement kündigen, um das Geld zusammenzuhalten oder gerade jetzt noch mehr Filme streamen. Netflix könnte in diesem Fall zu einer Art Pharmaaktie werden, die Produkte anbietet, die Menschen im Lockdown beruhigt.
Nach Medienberichten plant die Aufsicht der Europäischen Zentralbank die Schaffung einer eurozonenweiten ‚Bad Bank‘, die die ‚Schrott‘-Assets von havarierten Banken aufkaufen soll. Etwas, was ein Teil der Eurozone begrüßen und der andere Teil eher ablehnen dürfte. Die Frage ist also erneut, ob die europäische Solidarität dieser Krise Stand halten kann. Am Donnerstag soll dazu ein Gipfel stattfinden, in dem das weitere Vorgehen beraten wird. Auch wird es dann wieder um die Frage gehen, ob es ‚Corona-Bonds‘ geben wird.
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Mit den Antworten darauf und den Ergebnissen aus der Berichtssaison dürften Anleger hinterfragen, ob die höheren Niveaus der Aktienkurse nach der Erholung gerechtfertigt sind oder nicht. Im Moment probt man erst einmal die Rolle rückwärts am deutschen Aktienmarkt.
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