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     3299  0 Kommentare Jetzt geht es erst richtig los

    Eigentlich war es doch gar nicht schlecht mit den Unternehmenszahlen der letzten Woche. Yahoo – Gewinn verdoppelt, Intel – Gewinn verdoppelt und AMD – wieder ein schöner Gewinn nach einem heftigen Verlust im Vorjahr. Wenn da nur nicht die Erwartungen wären ... Denn blauer als blau kann der Himmel nicht mehr werden, so dass selbst zukünftig erwartetes strahlendes Wetter das Männchen am Wetterhaus ebenso wie das Männchen an der Börse nicht mehr zum Männchen-Machen bewegen kann.

    Was mich sogleich auf meinen Urlaub in der letzten Woche bringt. Eine Woche weitab der Zivilisation mit dem Wohnmobil an einem See der Mecklenburger Seenplatte. Und immer der Kopf gen Himmel gerichtet: Jetzt scheint ja gerade die Sonne, doch ziehen hinter dem Wald nicht schon wieder die nächsten Regenwolken heran?

    Die Börse ist auch nur ein Teil unseres Lebens und unterscheidet sich daher in keinster Weise von unserem normalen Leben. Und was heißt das? Dass es an der Börse ebenso weitergehen wird wie an der Mecklenburgischen Seenplatte: Man kann den Kopf nicht den ganzen Tag gen Himmel richten, denn dann bekommt man Genickstarre. Und wer möchte das schon. Irgendwann wird ein Schiff vorbeikommen, jemand einen Fisch fangen, Blaubeeren oder Pfifferlinge finden.

    Will sagen: Die Gewinnsaison ist bald vorbei und sie wird sich als das entpuppen, was sie ist – als Saison. Und dann rücken wieder andere Dinge in der Vordergrund. Und hier, da bin ich ganz sicher, sind die Erwartungen noch längst nicht so überzogen wie den Unternehmensergebnissen. Es sind dies die Zinsen, die Wirtschaft und ganz besonders die erstaunliche Fähigkeit unserer Volkswirtschaften, nun doch endlich die Zeichen der Zeit zu verstehen und deutliche Sanierungsschritte einzuleiten.

    Die nächsten Jahre werden hierzulande sicherlich hart und Jahre unglaublicher sozialer Ungerechtigkeiten. Jetzt geht es erst richtig los. Die Besitzer von Vermögen werden hofiert, alle anderen geschröpft. Das ist brutal, doch wohl kaum vermeidlich. Die wirklichen Konsequenzen daraus hat aber aus meiner Sicht noch niemand so recht gezogen. Doch mehr dazu am Mittwoch an dieser Stelle unter dem Titel: Gold + Hartz = Goldharz.

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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