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    Präsident von Liberty Gold im Exklusiv-Interview  11353  0 Kommentare Gold Mining-Papst Cal Everett über neue Vorkommen, Reserven und den Goldpreis: „Glaube, dass wir noch höher steigen, aber…“

    Im Smart Investor 4/2020 stellt Cal Everett, Präsident der Gesellschaft Liberty Gold, Chancen, Risiken und die jüngsten Entwicklungen im Minengeschäft dar.

    Smart Investor: Ende Januar haben Sie in München einen Goldpreis von über 1.600 USD je Unze für Mitte 2020 prognostiziert. Diese Marke haben wir schon im Februar erreicht. Was sind die Ursachen?

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    Everett: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen sehen wir global steigende Preise und eine Rückkehr der Inflation. Dazu kommt China mit seiner angeschlagenen Wirtschaft. Die Volksrepublik steht für etwa 18% des Welthandels und des BIP. Wir haben die Umsatzwarnung von Apple und anderer Firmen infolge des Coronavirus gesehen, und wir spüren, wie sich das auf z.B. Luftfahrt und Reedereien auswirkt.

    Dieser Virus hat einen starken negativen Effekt auf die Realwirtschaft. Andererseits werden die Märkte mit billigem Geld geflutet. Ich sehe hier kein Ende oder einen Rückgang der globalen Verschuldung. Stattdessen akzeptieren die Märkte den Anstieg des Werts von harten Assets genauso wie höhere Verschuldungsraten; nun wird Gold als hartes Asset gesehen und rückt so in den Fokus. Die Märkte billigen dem Metall einen höheren Preis zu. Andere Assets sind seit dem Goldpeak 2011 durchweg teurer geworden. Nun ist also Gold an der Reihe.

    Smart Investor: Trotz des positiven Sentiments reagieren die Märkte nicht unbedingt gelassen, wenn die Goldminer sie enttäuschen.

    Everett: Ja, da gibt es genug Beispiele. Die Märkte reagieren sehr nervös. Agnico (IK) Eagle gab bekannt, dass die Goldproduktion um 4% sinken wird. Der Aktienkurs fiel aber gleich um 15%. Es war ohnehin schwierig für Agnico, die hohen Markterwartungen zu erfüllen. Wir hatten so etwas schon bei Pretium gesehen. Kirkland Lakes’ Zahlen waren hingegen gut. Aber man hat die Ergebnisse der gerade übernommenen Detour Gold noch nicht berücksichtigt, die hohen Kosten wurden quasi weggelassen und der Unternehmenswert sinkt.

    Smart Investor: Die Branche hat seit dem Beginn der Goldrally im Mai 2018 ein Rekordjahr hinter sich. Anfang Dezember lag das Transaktionsvolumen bei Fusionen und Übernahmen über 30 Mrd. USD und damit fast dreimal so hoch wie im Vorjahr. Hält dieser Trend an?

    Everett: Ich sehe derzeit keine weiteren großen Mergers am Markt. Es gibt aber eine Reihe von kleineren Transaktionen. AngloGold verkaufte seine Assets in Südafrika an Harmony. Die Fusion von Leagold Mining und Equinox erscheint sinnvoll. Die ganz großen Deals halte ich aber für unwahrscheinlich. Es gibt zwar Gerüchte, dass Barrick die Gesellschaft Freeport übernehmen will; Barrick-Chef Mark Bristow hat bereits Interesse signalisiert. Auf der anderen Seite sieht man aber, dass die Anlegerinteressen im Gegensatz zu früher stärker berücksichtigt werden. Es gibt einen neuen Trend: Die Goldproduzenten generieren höhere Cashflows und geben diese weiter. Barrick, Alamos, Agnico und Newmont haben ihre Dividenden erhöht. Früher hat die Industrie das Geld in große Projekte investiert. Nun aber wollen sie ihren Investoren etwas zurückgeben. Die Ausschüttungen werden demnach weiter steigen.

    Smart Investor: Allerdings gehen die Goldreserven vieler Produzenten zur Neige. Beispiel: Laut Analysten reichen die Reserven bei Nevada Gold Mines, dem Joint Venture von Barrick und Newmont, gerade einmal für zehn Jahre. Müssen solche Unternehmen nicht zukaufen?

    Everett: Die Produzenten müssen alle etwas zukaufen! Denn zum einen heißt Reserven nicht, dass man ein Vorkommen auch wirtschaftlich sinnvoll abbauen kann. Zum anderen sucht man Minen mit einer langen Lebenszeit von 15 bis 20 Jahren. Das Problem in Nevada bzw. dem Great Basin ist, dass die einfach abzubauenden Vorkommen schon ausgebeutet wurden. Nun sucht man Sulfidsysteme, muss tiefer explorieren und mehr investieren, um die gleiche Menge an Gold zu erhalten.

    Der durchschnittliche Goldgrad für eine aktive Mine liegt global bei 1,5%, der Cut-off-Grad noch niedriger. Heute achten die Firmen mehr denn je darauf, ihre Investitionskosten wieder zurückzuverdienen. Es hängt maßgeblich davon ab, wie viel Erde man dabei bewegen muss. Der Goldgrad bestimmt dann die Kosten und damit am Ende die Gewinnmargen. Wie dringlich die Suche nach neuen Vorkommen ist, zeigen die Zahlen des Researchhauses BMO zur Goldproduktion. 2019 lag die durchschnittliche restliche Minenlaufzeit weltweit bei 10,4 Jahren, vor drei Jahren waren es mehr als zwölf. Wir haben also in kurzer Zeit fast zwei Jahre an Minenlaufzeit verloren – die Pipeline an neuen Vorkommen ist aber leer.

    Smart Investor: Heißt das umgekehrt, dass die großen Produzenten wieder verstärkt nach Developern und Explorern schauen werden?

    Everett: 2019 gab es neun Zusammenschlüsse von Produzenten und einen Zukauf von einem Developer. Dazu kamen neun Übernahmen von Projekten mit einer Wirtschaftlichkeitsstudie und sechs Übernahmen von Junior-Explorern. Wir werden solche Transaktionen weiterhin sehen. Die Frage wird sein, wie viel man zu zahlen bereit ist. Alle Projekte mit einem Potenzial von mindestens 2 Mio. Unzen sind interessant. Für meine eigene Gesellschaft Liberty Gold (siehe auch Smart Investor 3/2020 auf S. 47; Anmerkung der Redaktion) schaue ich mir persönlich 15 bis 20 Projekte pro Jahr an.

    Ich agiere nicht wie ein Investor, sondern ich interessiere mich für Assets mit Potenzial in sicheren Jurisdiktionen wie Finnland, Kanada oder den USA, Australien oder in bestimmten Regionen Mexikos. Allerdings finde ich kaum etwas Interessantes. Wenn in ein paar Jahren der Druck auf die Goldproduzenten durch die leere Pipeline groß sein wird, dann könnte es zu aggressiven Zukäufen kommen.

    Smart Investor: Afrika gilt als der am wenigsten explorierte Kontinent. Liegt hier nicht die Zukunft der Branche? Barrick hat mit der Übernahme von Randgold und dem Kauf von Acacia Mining, der früheren African Barrick Gold, seinen Schritt bereits gemacht.

    Everett: Vor Afrika haben die Leute immer noch Respekt. Die Australier und die Europäer machen es dort ganz gut. Die Nordamerikaner halten sich aber von Aus nahmen abgesehen zurück. Es ist heute viel ein facher, in Afrika Gold zu finden. Das Klima und die trockene Luft machen es attraktiv. Die Geologie ist gut und man findet dort recht große Vorkommen. Aber das Umfeld und die geopolitischen Risiken sind höher, und man darf nicht vergessen, dass viele afrikanische Staaten einen Entwicklungsprozess durchlaufen haben.

    Sie haben verstanden, dass ihnen die Ressourcen im Boden gehören. Dein Asset könnte also höher besteuert werden, ein Royalty könnte hinzugefügt werden oder es könnte teilweise sogar weggenommen werden. Ein Unternehmen muss also erst einmal das Land verstehen, in dem es tätig ist, um das Risiko-Chancen-Verhältnis einschätzen zu können.

    Smart Investor: Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

    Everett: Institutionelle Investoren sagen uns regelmäßig, dass wir bei Liberty Gold ein geringes externes Risiko durch die Jurisdiktion haben, vor allem in Idaho, USA. Es muss immer klar sein, wie der Genehmigungsprozess läuft oder wie die Besteuerung sein wird. Diese Sicherheit hat man in Teilen Afrikas nicht. Der Goldpreis kann auf 2.000 oder 2.500 USD je Unze steigen, aber dann wollen die Regierungen dort einen größeren Anteil am Kuchen haben. Meiner Meinung nach muss man dort wie in Nordamerika viel Social Work leisten. Man muss die Menschen einbinden, sei es die lokale Bevölkerung oder die Behörden.

    Smart Investor: Dennoch bleibt der Markt oft skeptisch.

    Everett: Keine Frage. Die Anleger zeigen Interesse, wenn Du ein Vorkommen in der westlichen Welt findest. Gelingt Dir die Entdeckung eines Vorkommens in Afrika, wird Dir nicht dieses Interesse entgegengebracht. Dabei ist es auch im Westen schwieriger geworden. Das „Coffee-Vorkommen“ von Kaminak Gold im Yukon wurde 2008 gefunden, 2016 übernahm Goldcorp die Firma für 520 Mio. USD. Doch es ist auch zwölf Jahre nach der Entdeckung nicht in Produktion, eher weit weg davon. Es ist auch hier sehr aufwendig, ein neues Vorkommen bis zum Minenbau zu bekommen.

    Smart Investor: Wie sehen Sie denn die weiteren Aussichten für den Goldpreis?

    Everett: Der Coronavirus, die US-Präsidentschaftswahlen, das langsamere Wirtschaftswachstum in China sowie die steigende Akzeptanz von Schulden auch auf dem persönlichen Level sehe ich als wichtige Einflussfaktoren. Daher können die Zinsen nicht steigen. Das ist gar nicht möglich. Allerdings können auch die Schulden nicht ewig steigen. Diese Gemengelage ist absolut positiv für den Goldpreis. Ich glaube, dass wir noch ein wenig höher steigen werden, aber bis über die 1.700-Marke wird es noch ein steiniger Weg für den Markt.

    Smart Investor: Mr. Everett, vielen Dank für die interessanten Einsichten.

    Die Fragen stellte Tarik Dede

    Kurzvita von Cal Everett (Foto):
    Er ist einer der Veteranen im Mining-Business, CEO und Präsident von Liberty Gold (WKN: A2DRUS), das zwei aussichtsreiche ehemalige Goldminen in Idaho und Utah entwickelt. Zuvor hat der Economic Geologist (University New Brunswick) u.a. als CEO von Axemen Resource Capital gearbeitet. Zudem verfügt Everett über eine ausgesprochene Kapitalmarktexpertise, die ihn von vielen anderen Geologen unterscheidet. Everett war zwölf Jahre bei BMO Nesbitt Burns und sieben Jahre bei PI Financial tätig.

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    (Dieser Artikel aus der Smart Investor-Ausgabe 04/20 bezieht sich auf Daten, die bis zum 20.03.2020 erfasst wurden.)



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    Verfasst vonNicolas Ebert
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