Börsennotierte Familienfirmen
Börsen-Oma Beate Sander: „Familienunternehmen wirtschaften flexibler und innovativer als viele Dickschiffe“
Familienfirmen sind nicht nur Deutschlands Wirtschaftsmotor, sie spielen laut der Stiftung Familienunternehmen ebenfalls eine bedeutende Rolle am deutschen Kapitalmarkt: Rund 40 Prozent der börsennotierten Konzerne sind Familienunternehmen. wallstreet:online sprach mit der „Börsen-Oma“ wie sie zu Investments in familiengeführte Unternehmen steht.
Beate Sander (82), Millionärin durch Aktien und Börsenbuch-Autorin*, besser bekannt als „Börsen-Oma“, erklärte exklusiv gegenüber wallstreet:online: „Familienunternehmen als das pulsierende Herz des deutschen Mittelstands wirtschaften flexibler und innovativer als viele Dickschiffe und bauen sich interessante Marktnischen auf. Ebenso entwickeln sie als manövrierfähige Schnellboote eher nachhaltige Geschäftsmodelle. Ausgerüstet mit dem Erfinder- und Entdecker-Gen sind sie Wachstumstreiber in wichtigen Zukunftsmärkten. Und gerade jetzt, in den für die Wirtschaft so ruinösen, verheerenden Corona-Crashzeiten, reagieren viele kleine und mittlere eigentümergeführte Unternehmen mit flacher Hierarchie, wie man situationsbezogen in Nachfragelücken vorstoßen kann. Schnell und auf unbürokratische Weise werden neue Produkte und Verfahren angeboten.“
Und weiter: „Da entwickelt ein Maschinenbauer als neues Geschäftsfeld plötzlich Beatmungsgeräte. Ein Möbelbauer stellt sich auf Klinikbetten um. Ein Holz- und Papierverarbeiter bietet Gesichtsmasken an. Ein Chemikalienproduzent handelt als neues Geschäftsfeld mit Desinfektionsmitteln. Ein Spezialist für Berufskleidung stellt nun auch Schutzkleidung her. Und eine Biotechfirma arbeitet mit Hochdruck an einem Impfstoff, der die Corona-Viren vernichten soll.
All solche Beispiele zeigen, dass Jammern und Klagen über schlechte Zeiten nichts nützt. Vielmehr ist zu überlegen, wie man sich als familiengeführtes Unternehmen selbst aus der Patsche mit drohendem Niedergang befreien kann. Da rücken plötzlich andere Sorgen wie Klärung der Nachfolge in den Hintergrund.“
Damit ein börsennotierter Konzern als Familienunternehmen gilt, muss „die Familie des Unternehmensgründers mindestens 25 Prozent der Stimmrechte halten und/oder ein Mitglied der Gründerfamilie im Vorstand oder Aufsichtsrat vertreten sein“, so die Stiftung Familienunternehmen. Nach dieser Definition sind etwa 40 Prozent der börsennotierten deutschen Nicht- Finanzunternehmen Familienfirmen. Beim CDAX, dem breitesten deutschen Aktienindex, machen Familienunternehmen etwa 30 Prozent der Marktkapitalisierung aus, so Stiftung Familienunternehmen.
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Ein wichtiger Aktienindex für börsennotierte Familienunternehmen ist der DAXplus Family 30-Index. Er „bildet die Entwicklung von börsennotierten Familienunternehmen ab und umfasst die deutschen und internationalen Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25-prozentigen Stimmrechtsanteil hat oder in Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt und mindestens einen Stimmrechtsanteil von 5 Prozent hält“, heißt es auf Webseite des Indexanbieters der Deutschen Börse Qontigo.
Während des Corona-Crashs schloss der DAXplus Family 30-Index bisher deutlich besser ab, als der konventionelle DAX: Während der DAX im laufenden Jahr mehr als 21 Prozent verlor, waren es beim DAXplus Family 30-Index im selben Zeitraum weniger als 13 Prozent (Stand: 27.04.2020, 11:32 Uhr).
Autor: Ferdinand Hammer
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