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     1025  0 Kommentare Die Prämie wird leider kommen / Der Staat wird das Füllhorn für Autokäufe ausschütten. Das ist aber nicht sehr sinnvoll und schon gar nicht gerecht. ( Leitartikel von Bernhard Fleischmann

    Regensburg (ots) - Was ist da nur geschehen? Da fordert die deutsche
    Automobilindustrie in bewährter Manier staatliche Hilfen, um den Absatz seiner
    Karossen zu fördern. Doch anstatt sofort und großzügig, wie früher
    selbstverständlich, die Wünsche artig zu erfüllen, zieren sich zumindest einige
    Regierungspolitiker. Und noch ungewöhnlicher: Die Mehrheit der Bürger sagt Nein.
    Sie wollen keine Kaufprämien haben und erst recht keine finanzieren. Einerseits,
    weil ihnen momentan sehr vieles sehr viel wichtiger ist als ein neues Auto.
    Andererseits verfügen die Autobauer offenbar nicht mehr über den Nimbus des
    unumstrittenen Primus der Wirtschaft. Die Menschen sehen überdies, dass andere
    Branchen noch dringendere Sorgen haben. Auch wenn in Bayern von aktuell zwei
    Millionen Kurzarbeitern 350 000 aus der Automobilindustrie kommen - den meisten
    von ihnen traut man zu, nicht gleich in Armut zu stürzen. Die Löhne und Gehälter
    sind höher als anderswo, die jährlich hoch vierstelligen Gewinnbeteiligungen den
    Beschäftigten sonstiger Branchen höchst fremd. In dieser unsicheren Lage kaufen
    nur Verbraucher ein Auto, die gerade unbedingt eines brauchen. Oder eben solche,
    die finanziell absolut abgesichert sind. Mit einer simplen Kaufprämie wirft der
    kleine Steuerzahler damit solventen Käufern üppiger Brummer auch noch ein paar
    Tausend Euro hinterher. Das empfindet er als wenig sinnvoll, dafür umso mehr als
    ungerecht. Dagegen weigert er sich. Zu Recht. Ob mit Erfolg, ist aber zu
    bezweifeln. Am Ende wird eine Form der Förderung kommen. Und es steht zu
    befürchten, dass sie eher gießkannenmäßig ausfällt als sinnvoll in die Zukunft
    gerichtet. Wer also glaubt, die Prämie sei Unsinn und werde deshalb abgelehnt,
    der braucht schon einen starken Glauben. Er sollte sich darauf gefasst machen,
    dass es eher so kommt wie immer. Sowohl die Autobauer als auch die Politik
    schienen überrascht darüber zu sein, dass die Deutschen das in Aussicht
    gestellte "Geschenk" so undankbar verachtet haben. Daraufhin haben die
    Hersteller die Ministerpräsidenten der "Autoländer" Bayern, Baden-Württemberg
    und Niedersachsen eingespannt, um für sie zu trommeln. Alle drei haben das
    willig getan. Auch auf die Bundeskanzlerin dürfte Verlass sein im Sinne der
    Industrie. Sie hat sich auch bei den verschärften Abgasgesetzen der EU stets als
    Bremserin im Sinne der deutschen Produzenten erwiesen. Dumm dabei ist, dass sich
    der Entscheidungsprozess so lange hinzieht. Erst im Juni soll nach aktuellem
    Diskussionsstand klar sein, wohin sich das Füllhorn ergießt. Das bedeutet, dass
    jetzt jeder der wenigen potenziellen Käufer auch noch abwartet, um die Prämie
    nicht zu verpassen. Die Autohändler, die sich verständlicherweise jegliche
    Unterstützung wünschen, beklagen das als eine bedrohliche Hängepartie. Auch wenn
    man bedenkt, dass die wirtschaftlichen Bedeutung der Branche - gerade in unserer
    Region - groß ist: ein Zuschuss dürfte den Autoabsatz höchstens ein bisschen
    stützen. Für die Hersteller und auch viele Zulieferer sind allerdings die
    weltweiten Absätze entscheidend. Deutschland allein macht die Hersteller nicht
    glücklich. Auch von den rund 300 000 BMW, die in Regensburg jährlich gebaut
    werden können, gehen größere Mengen in den Export - wie viele, verrät BMW leider
    nicht. Wozu also das Ganze? Wenn der Staat direkt und auch wirksam helfen will,
    dann könnte er doch seine eigenen Fuhrparks bei Verwaltung, Polizei etc. gezielt
    erneuern. Ansonsten sollte er das Geld in umweltfreundliche Energien und
    Mobilität, digitale Netze, Bildung und Realeinkommen der Bürger investieren.

    Pressekontakt:

    Mittelbayerische Zeitung
    Redaktion
    Telefon: +49 941 / 207 6023
    nachrichten@mittelbayerische.de

    Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/62544/4595424
    OTS: Mittelbayerische Zeitung




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    Die Prämie wird leider kommen / Der Staat wird das Füllhorn für Autokäufe ausschütten. Das ist aber nicht sehr sinnvoll und schon gar nicht gerecht. ( Leitartikel von Bernhard Fleischmann Was ist da nur geschehen? Da fordert die deutsche Automobilindustrie in bewährter Manier staatliche Hilfen, um den Absatz seiner Karossen zu fördern. Doch anstatt sofort und großzügig, wie früher selbstverständlich, die Wünsche artig zu erfüllen, …

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