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     7207  4 Kommentare Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit vor dem Euro - Seite 2

    …oder Voodoo-Geldpolitik

    Wenn man das alles nicht will, bleibt zur Schuldenlösung nur die EZB. Die gleichzeitige Schwemme von Staatsverschuldung und Anleihekäufen ist ja kein Zufall, sondern Absicht, um die Euro-Staaten über Wasser zu halten. Kürzlich hat Standard & Poor’s das Italien-Rating nur mit Verweis auf die zinsdrückende Liquiditätsflut im Investment-Grade-Bereich belassen. Mittlerweile wird sogar gefordert, die EZB möge bei Staatsanleihenerwerb auf Tilgung und Zinszahlungen verzichten. Wundert man sich da noch, dass jede Finanz- und Schuldendisziplin, jede Reformbewegung der Euro-Staaten, zur unbeweglichen Eisenbahnschwelle wird?

    Übrigens sollte man nicht zu viel Hoffnung auf die stabilitätsheilende Kraft des Bundesverfassungsgerichts setzen. Denn es hat Anleihekäufe de jure nicht als Staatsfinanzierung eingestuft, was dieses Instrument de facto zumindest als pandemische Notmaßnahme erlaubt.  

    Überhaupt muss die Gefahr einer geldpolitisch betriebenen Inflationsbeschleunigung betrachtet werden, die wegen Schuldentragfähigkeit nicht mehr durch höhere Anleiherenditen ausgeglichen werden kann. Grämen wird sich darüber kein Politiker. Denn so werden, wie von Geisterhand, Schulden aufgefressen.

    Auch die Schuldenlösung über die EZB hat mit Stabilität so wenig zu tun wie ein Mercedes mit einem verrosteten Fahrrad.

    Zurück in die nationalstaatliche Zukunft?

    Wer vor diesem Hintergrund noch von Europäischer Stabilitätsunion spricht, kann eigentlich nur Pinocchio heißen. Wir haben die Romanische Schuldenunion. Ist da nicht der Wunsch nach Wiedergeburt der deutschen Stabilitätskultur verständlich? Ist also die Abkehr von der Eurozone und die Rückkehr zu einer Bundesrepublik mit eigener Finanz- und Geldpolitik der letzte Notausgang?

    Der Rückbau der Eurozone wäre eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit. Deutschland würde dramatisch auf-, die anderen Länder radikal abwerten. Der Export in die Nachbarländer käme wegen ihrer einbrechenden Kaufkraft und Wirtschaftsdepressionen zum Erliegen. Die mangelnden Abwertungsmöglichkeiten in der Eurozone haben Deutschland noch exportstärker als ohnehin schon gemacht. Das verschaffte uns Wohlstandsgewinne. Bei Auflösung des Währungsverbunds würden Anleihen aus Euro-Süd übrigens aus Bonitätsgründen so stark abwerten, dass sie deutsche Banken und Kapitalsammelstellen in den Ruin trieben. Und dann müsste eine neue Bundesbank stützend eingreifen wie jetzt die EZB für Italien & Co.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
    Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit vor dem Euro - Seite 2 Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit vor dem Euro „Früher war alles besser!“ lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Tatsächlich schauen viele von uns nostalgisch auf die 80er und 90er zurück. Was interessierte uns damals die „knubbelige“ …