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    Staatlich gelenkte Geldbewegungen in unruhigen Zeiten – Härteprobe für die Modern Monetary Theory im Kampf gegen die Folgen der Covid-19-Krise

    Bürger in den Europäischen Ländern sind es heutzutage aus allen Branchen und Bereichen längst gewohnt, dass immer mal wieder ein neuer Begriff durch die Gazetten geistert, oder wie der Volksmund es süffisant umschreibt, eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Die Crux an diesen neuen Säuen ist, dass jede genau so ist, wie die vorangegangene, insbesondere dann, wenn sie in Form von Würsten am Haken hängt, oder als Koteletts unter der Glastheke liegt.

    Wenn sich Finanzexperten also heute die Köpfe heißreden über die MMT, die ‚Modern Monetary Theory‘, dann sagt uns das Bild der Sau im Dorf, dass wir hier einen neuen Begriff für ein uraltes Thema vor uns liegen haben. Dies zeigen wir hier und schlagen dann die Brücke zur aktuellen Krise.

    Was ist denn die Modern Monetary Theory?

    Die Modern Monetary Theory beschreibt in seiner einfachsten Form, dass der Staat, also die Regierung eines Landes, mit verschiedenen Mitteln den Wert einer Währung, und damit gewisse Wirtschaftskreisläufe lenkt. Diese Mittel bestehen weitgehend aus drei Methoden des Finanzmanagements: Leitzinsen, Geldschöpfung und Konjunkturpakete.

    Leitzinsen

    Modern strukturierte Länder verfügen über große, eigene Geldreserven, die der Stabilisierung der Währung dienen. Auf diese Sicherheiten, die in der Zentralbank verwaltet werden, greifen die restlichen Banken des Landes zu, um wiederum deren eigene Geldkreisläufe stabil und flüssig zu halten. Es steht der Zentralbank frei, nach eigenem Gutdünken Zinssätze für Kredite an die Banken festzulegen, zu heben und zu senken. Dies geschieht regelmäßig, und wenn auch nach reiflichen Gesprächen und Überlegungen, gleichwohl willkürlich.

    Eine Senkung der Leitzinsen führt unweigerlich zu einer Konjunkturbelebung, weil durch die Verfügbarkeit von günstigem Geld Investitionen gefördert werden. Damit gehen neue Märkte einher sowie die Modernisierung etablierter Wirtschafts- und Industriezweige. Dieses Mittel muss mit Bedacht eingesetzt werden, denn wenn sich der Leitzins der Null nähert, verpufft dessen Wirkung. Diese Erfahrung haben Länder wie Japan schon hinter sich, im EU-Raum steht sie uns unmittelbar bevor.

    Neu ist an dieser Methode allerdings gar nichts. Daher wird das Bild der Sau im Dorf prompt wieder ins Gedächtnis gerüttelt.

    Geldschöpfung

    Die Geldschöpfung führt – zumindest unter dieser Bezeichnung – ein Schattendasein. Es ist erst wenige Jahre her, dass ein offizieller Sprecher der Bundesbank den Mechanismus der Geldschöpfung überhaupt zum ersten Mal öffentlich ausgesprochen hat. Dahinter steht allerdings ganz simpel betrachtet nichts anderes als die Loslösung zur Verfügung stehender Darlehensbeträge von real existierenden (Gold-) Reserven. Dies geschah auf deutschem Boden bereits im Jahr 1914. Und: das ist jetzt kein Schreibfehler. Ebenfalls im letzten Jahrhundert wurde der Versuch unternommen, mit dem sogenannten „Bretton-Woods-System“ eine pseudostabile Währungsordnung zu schaffen, die aber im Jahr 1973 aufgegeben wurde.

    Seitdem dürfen Banken nahezu unbegrenzt Darlehen vergeben mit Geld, das gar nicht existiert. Dabei wird schlicht der Kontostand des Bezogenen um den entsprechenden Betrag aufgestockt, und diese Zahl mitsamt dem Rückführungsschema in einem separaten System festgehalten. Ein realer Geldtransfer vom Kreditgeber zum Kreditnehmer findet nicht statt.

    Es ist der Geldschöpfung zwar eine theoretische Obergrenze gesetzt, von der die Banken jedoch noch so weit entfernt sind, dass sie nahezu irrelevant ist. Vielmehr wird Geldschöpfung von der Vernunft begrenzt, denn wenn sie nicht mit wachsender Konjunktur im Gleichtakt läuft, führt sie unweigerlich zu einer Geldentwertung, der Inflation. Wenngleich auch das schon über 100 Jahre her ist, haben deutsche Finanzexperten noch nicht vergessen, dass sich das Land schon einmal an galoppierender Inflation die Finger verbrannt hat.

    Konjunkturpakete

    Es ist nichts neues, dass Investitionen mit Steuererleichterungen oder Subventionen angekurbelt werden. Vieles davon geschieht abseits der öffentlichen Wahrnehmung. Das für den Normalbürger bekannteste Konjunkturpaket ist die Abwrackprämie für Alt-PKW aus dem Jahr 2009. Statistisch gesehen kennt und versteht fast jeder dieses Programm: Im Westen sind es 98%, im Osten sogar 99% der Bürger, denen der Begriff Abwrackprämie und die Zusammenhänge bekannt sind. Das hat eine Umfrage der GfK Marktforschung damals ergeben.

    Interessant ist dabei der Blick auf die Größenverhältnisse. Das Konjunkturprojekt von damals war fix auf 5 Milliarden Euro gedeckelt. Subventionen für Investitionen in Solarstrom haben im Vergleich dazu schon vor Jahren die 100-Milliarden-Euro-Grenze überschritten. Doch auch diese Zahl wirkt winzig im Vergleich zu den Beträgen, die im Zuge der CoV-2-Krise für Konjunkturbelebung diskutiert werden.

    Nach der Griechenland-Pleite beschloss die dortige Regierung, die Arbeitsplatznot mit staatlich finanzierten Arbeitsplätzen zu lindern, die künstlich geschaffen wurden. Damit wird das Geld indirekt, über die Löhne und Gehälter der neuen Arbeitsplätze, in den Markt gespült. Genau wie alle anderen Konjunkturmodelle ist auch dieses keine dauerhafte Lösung, sondern nur Kosmetik, um die Zahlen zu schönen – in diesem Fall die Arbeitslosenquote – und eine vertrauensbildende Maßnahme für das Volk.

    Wo die Modern Monetary Theory herkommt

    Schon der deutsche Ökonom Georg Friedrich Knapp, der Begründer des Chartalismus, formulierte im Jahr 1905 (wieder kein Schreibfehler!) die Erkenntnis, dass Geld keinen eigenen Wert hat, sondern stattdessen als Instrument des Staates verwendet wird, der wiederum dessen Wert nach Belieben festlegen kann.

    Unter der Bezeichnung Modern Monetary Theory stammt dieser Trend aus den USA. Dort wird sie vor allem von Prof. Dr. Stephanie Kelton, einer Wirtschaftswissenschaftlerin an der Stony Brook University im US-Bundesstaat New York propagiert. Ihre hauptsächliche These ist, dass Geld, welches in Form von Konjunkturpaketen in die Wirtschaft gepumpt wird, seinen Weg in die Taschen der Arbeitnehmer finden wird. In Form von alltäglichen Käufen normaler Gebrauchsgüter hilft dieses Geld, den breiten Consumermarkt anzukurbeln. Grundsätzlich ist dieser Mechanismus vorhanden, weshalb die Hoffnung auf diesen Effekt berechtigt ist.

    Dabei ist allerdings unberücksichtigt, dass der Amerikaner nicht gleich dem Deutschen ist. In USA wird gern und viel gekauft, oft auch auf Pump. In Deutschland herrschen landauf, landab hingegen schwäbische Tugenden des Sparens vor. Auch wenn Ratenkäufe durchaus ein aufsteigender Trend sind, ist das hierzulande typische Konsumverhalten noch kilometerweit vom amerikanischen entfernt. Oder besser ‚meilenweit‘. Der Volksmund spricht: „Von den Reichen lernt man das Sparen, und nur die Armen verprassen ihr Geld“. Das sagt uns Folgendes: wir dürfen Erkenntnisse aus USA nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen.

    Bricht uns in Zeiten von SARS-CoV-2 die Modern Monetary Theory das Genick?

    Es finden sich reichliche Stimmen aus der Richtung von Finanzexperten in der deutschen Presse, die vor langanhaltenden Krisenzeiten warnen, von kollabierender Wirtschaft und Armut schreiben. Diese Gefahr besteht durchaus, und dessen sind sich auch diejenigen Politiker und Politikerinnen bewusst, die gerade mit 12- und 13-stelligen Zahlen jonglieren.

    Der Europäische Wirtschaftsraum ist schon durch die schiere Größe in sich sehr stabil. Selbst eine Billion – das ist eine Eins mit zwölf Nullen – kann hier gestemmt werden, ohne das Schiff ins Wanken zu bringen. Zumindest theoretisch. Aber ein Vabanque-Spiel ist es allemal, das soll jetzt keinesfalls unterbewertet werden.

    Vieles hängt dabei von der Stimmung bei den Menschen ab. Schwindet das Vertrauen in die Politik, dann schwindet das Vertrauen in die Währung. Eine logische Folge davon ist Flucht von Werten in Gold, Immobilien oder Fremdwährungen. Daraus resultiert eine tatsächliche Schädigung des Wertes der Währung, wodurch noch mehr Vertrauen verloren geht. Diesen Kreislauf kennt jeder, und man darf darauf vertrauen, dass die Regierungen mit sehr viel Fingerspitzengefühl ihr Instrumentarium bedienen, um genau diesen Kreislauf zu verhindern.

    Dabei muss auch bedacht werden, dass schon die Ankündigung eines Konjunkturpakets dazu führt, dass Vertrauen entsteht, und indirekt den Geldkreislauf stabilisiert. Wenn den Regierungen wirklich etwas an einer gesunden und stabilen Wirtschaft liegt, dann werden sie klammheimlich hinderliche Verordnungen kappen und Regulierungen streichen. Auf diese Weise kann die Wirtschaft aus eigener Kraft aufatmen und sich gesunden.

    Wer sich als Bürger jetzt um seine Ersparnisse oder sogar um seine Zukunft fürchtet, dem sei geraten, sich mit einem Experten zusammenzusetzen. Ein guter Berater kann beides: durch clevere Investitionen Wege aufzeigen, um in unruhigen Zeiten Kapital aufzubauen, oder aber, sich durch das passende Versicherungspaket gegen ungünstige Entwicklungen abzusichern.

    Fazit: Es dürfen die Pessimisten gerne den Untergang an die Wand malen, aber nicht jeder muss sich davon beunruhigen lassen. Schon gar nicht diejenigen, die einen kompetenten Berater an ihrer Seite haben.



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    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
    Staatlich gelenkte Geldbewegungen in unruhigen Zeiten – Härteprobe für die Modern Monetary Theory im Kampf gegen die Folgen der Covid-19-Krise Bürger in den Europäischen Ländern sind es heutzutage aus allen Branchen und Bereichen längst gewohnt, dass immer mal wieder ein neuer Begriff durch die Gazetten geistert, oder wie der Volksmund es süffisant umschreibt, eine neue Sau durchs Dorf …

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