Lockerungen im Reiseverkehr
Kursfeuerwerk bei der TUI, doch die Risiken bleiben - "Urlaub wird anders werden”
Die TUI-Aktie hat sich mit einem Kursfeuerwerk in den vergangenen Tagen einen der Spitzenplätze im wallstreet:online Corona-Depot gesichert. Seit Wochenbeginn hat sich der Kurs des Reiseveranstalters zwischenzeitlich fast verdoppelt. Aktuell notiert die Aktie bei 6,22 Euro (27.05., 12:00 Uhr). Anleger hoffen offenbar, dass die Urlaubssaison 2020 vielleicht doch nicht komplett ausfällt.
Mitte Juni will die Bundesregierung die weltweite Reisewarnung aufheben. In der kommenden Woche will das Kabinett die Eckpunkte beschließen, mit denen der innereuropäische Tourismus langsam wieder anlaufen soll. Die Regierung führt bereits Gespräch mit Nachbar- und Urlaubsländern, wie der Infektionsschutz im Urlaub gelingen kann.
Spanien ist laut einem Bericht der Commerzbank das mit Abstand wichtigste Reiseziel für TUI. Sollte der Tourismus auf Mallorca und Co. wieder hochgefahren werden, wäre das durchaus ein positives Signal für den schwer gebeutelten Reiseveranstalter, der im April mit einem milliardenschweren Kredit der staatlichen KfW gestützt werden musste.
Nach der jüngsten Kursrallye sind Experten jedoch skeptisch, wie nachhaltig der Aufschwung ist. Die Commerzbank stufte die TUI am Mittwoch von Kaufen auf Halten herab – Kursziel sechs Euro.
Auch Wolfgang Donie, Analyst der NordLB, blickt skeptisch auf TUI. Exklusiv gegenüber wallstreet:online sagte er: “Dass die Aktie gerade explodiert, hängt mit der Ankündigung von Reiselockerungen zusammen. Der Reiseverkehr wird zurückkommen, aber zunächst mit Einschränkungen und auf einem niedrigeren Niveau.”
Natürlich sei es schön, wenn die Menschen nach den langen Monaten zu Hause wieder verreisen könnten. "Es wird aber nicht weitergehen wie in den letzten Jahren. Und die TUI-Aktie reagiert gerade sehr euphorisch”, so Donie.
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Noch sei völlig unklar, ob und wann Reisende wieder Lust auf Urlaub hätten. “Man darf noch nicht überall hin. Und auch im Urlaubsland gibt es Restriktionen. Der Urlaub wird anders werden und nicht alle wollen oder können wegfahren”, sagt Donie. Das Risiko bei Europas größtem Touristikunternehmen sei daher nach wie vor hoch.
Die TUI Group betreibt 381 eigene Hotels mit mehr als 240.000 Betten in rund 30 Ländern. Dazu kommt das Kreuzfahrtgeschäft mit Anbietern wie Hapag-Lloyd Cruises und TUI Cruises. In normalen Zeiten sei dieser Bestand ein echter strategischer Vorteil, erklärt Donie. Doch momentan wirkt er eher wie ein Klotz am Bein. “Die Hotels können nicht so flexibel storniert werden wie Fremdhotels und Kreuzfahrten dürften nach einigen Quarantänemaßnahmen beim Verbraucher zunächst sehr kritisch gesehen werden.”
Trotz der schrittweisen Lockerungen schwebt über allem weiter die Sorge vor einer zweiten Corona-Welle. “Sollte es bei den Infektionszahlen zu Rückschlägen und damit verbunden zu neuen Restriktionen kommen, wäre das fatal für TUI”, sagt Wolfgang Donie.
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion
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