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    Mitten in der Coronakrise - Das sind die Treiber der Versicherungsbranche 2020 - Seite 2

    Fast alle "klassischen" Branchen sind von Umsatzrückgängen betroffen. Das ist in der Versicherungsbranche nicht zwingend anders. Es gibt aber einen Ausreißer, der beispielgebend für ein bestimmten Produktsegment sein kann. Für das erste Quartal 2020 berichtet die Deutsche Familienversicherung einen Aufwärtstrend bei den Abschlüssen. Bereinigt meldete sie jüngst einen fast 32-prozentigen Zuwachs bei den Neuverträgen.

    Die maßgeblichen Zuwächse stammen zu einem großen Teil aus dem Segment der Tierversicherungen.

    Ganz speziell sind die Policen Triebfedern beim Neuabschluss, die Krankheits- und Behandlungskosten von Haustieren abdecken sollen.

    Das ist insgesamt ein Branchentrend, dem zunehmend verschiedene Versicherer, Geschäftsmodelle und Police-Pakete folgen. Durchschnittlich hat eine Tierversicherung zwischen 20 Euro und 40 Euro im Monat Premienhöhe. Je nachdem, wie hoch der versicherte Kostenanteil sein soll, weicht das davon auch ab. Für den Anbieter kommt hinzu, dass das Risiko innerhalb der ersten Versicherungsjahre in der Regel über eine Deckelung der maximalen Kostenerstattung kalkulierbar ist. Und: Mehr als die Hälfte der Deutschen hat ein Haustier.

    Diesen Trend bestätigt das Versicherungsportal Moneycheck

    Neben den Tierversicherungen, ziehen laut Moneycheck vor allem Versicherungsprodukte in neuen Segmenten an, zum Beispiel für E-Bikes.

    Weitere Triebfeder: Die Deutschen Familienversicherung überarbeitete Policen bei der Privathaftpflicht und dem Haftpflicht-Segment insgesamt, und konnte einen Beitragszuwachs aus diesen überarbeiteten Policen ziehen.

    Coronabedingte Entwicklung in der Branche

    Die Coronakrise hat auch die Versicherungsbranche schwer belastet. Besonders Policen in der Ausfallversicherung konnten die Versicherer schwer treffen, wenn ein versichertes Unternehmen konkret wegen eines Ausbruchs pausieren musste. Einzelne Konzerne haben auch unabhängig davon Hilfsfonds aufgelegt, um ihre Versicherten oder bestimmte Gruppen junger Unternehmen zu unterstützen. Die Kulanzregelungen allein werden die eingenommenen Prämien zu einem großen Teil erledigen. Die Signal Iduna geht von dem mehr als 100-fachen der eingenommenen Beiträge aus. Die Zahlungen, die sie für sich selbst erwartet, beziffert sie auf einen zweistelligen Millionenbereich.

    Dem stehen Prämieneinnahmen von 500.000 Euro gegenüber. Obwohl in den meisten Fällen die Betriebs- und Geschäftsunterbrechungsversicherungen nicht zahlen mussten (denn sie greifen nur bei konkretem Anlass, nicht bei allgemeinen Verordnungen), belasten die direkten und indirekten Kosten der Krise trotzdem weite Teile der Versicherungsbranche. Allein der Zurich-Konzern bewertet die kombinierte Last aus Versicherungs- und Anlageschäden (zum Beispiel aus fehlendem Investitionsvolumen) auf 750 Mio. US-Dollar. Der britische Lloyd's geht von einer Gesamtbelastung der Branche bis zu 203 Mrd. US-Dollar aus. Die eigenen Auszahlungen beziffert Lloyd's bis zur Jahresmitte 2020 mit 4,3 Mrd. US-Dollar.

    Vor dem Hintergrund dieser gewaltigen Kosten, die nur den direkten Versicherungsmarkt betreffen und noch nicht unter Berücksichtigung von Zahlungsausfällen bei den Kunden errechnet sind, stellt der relativeZuwachs bei der Deutschen Familienversicherung einen Hoffnungsschimmer dar. Denn auch sie hat unterm Strich mit Verlusten zu kämpfen. Aber dass die Triebkraft dieses Zuwachses zumindest zum Teil aus einem Sparten-Segment stammt, lässt für die Produktentwicklung hoffen.

    Organisatorische Mechanismen als Triebkraft in der Sachversicherung

    Teil des Erfolgsgeheimnisses der Deutschen Familienversicherung, ist die Optimierung in den Vertriebsstrukturen. Die Kosten für diesen Bereich lagen in Q1 2020 bei 8,3 Mio. Euro. Eine stolze Summe - trotzdem gute 2 Prozent niedriger im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Schaden-Kosten-Quote hat allerdings um knapp 30 Prozent zugelegt - kombiniert aus den Vertriebskosten insgesamt, aber auch einem Einmal-Effekt aus einer Umlage aus der Pflegeversicherung. Bereinigt lag die Combined Ratio (die genannte Schaden-Kosten-Quote) knapp unter 100 Prozent, über das Jahr 2019 betrachtet. Soweit eine gleichbleibende Linie, die durch den Anstieg bei der Tierversicherung durchgehalten werden konnte. Steigerungsfaktoren waren Personalkosten, IT-Aufwendungen und gestiegene Schadenkosten.

    Beschleunigungsfaktor Personenversicherung

    Im Bereich der Personenversicherung ist die Pflegeversicherung der zentrale Motor für das Wachstum. Die Deutsche Familienversicherung vertreibt ein Joint-Venture-Produkt. Es wird gestützt durch die Zusammenarbeit von R+V Kranken, Barmenia Kranken und der Deutschen Familienversicherung. Inhalt ist eine branchenbezogene Pflegekostenabsicherung für Arbeitnehmer in der Chemie-Branche. Markteinführung ist 2021. Es handelt sich um eine auf Tarifbasis vom Arbeitgeber finanzierte Pflegezusatzversicherung. Sie gilt bundesweit und branchenweit.

    Bremsende Faktoren

    Natürlich ist durch die Coronakrise ein deutlicher Gewinneinbruch zu erwarten. Auch die Deutsche Familienversicherung - hier immerhin der Beispielgeber für gelingendes Wirtschaften in der Krise - vermeldet coronabedingte Rückgänge. 2,8 Mio. Euro gibt das Unternehmen aus Nichtrealisierung von Kapitalanlagen an. Zusätzlich kommen Verluste im Bereich der Pflegeversicherung, sodass das Konzernergebnis bei -5,6 Mio. Euro lag. Die Coronakrise wirkt auf:

    • niedrige marktweite Kapitalwerte bei der Anlage
    • gestiegene Marktrisiken, gerade im Bereich der Personenversicherung
    • Unsicherheiten in der Zinspolitik
    • sowie allgemeine Risiken aus den Kostenstrukturen von Gesundheitsprodukten

    Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr

    Die Unsicherheit bestimmt die Branche. Die Deutsche Familienversicherung macht in einer Pressemitteilung vom März die Erwartungen abhängig von wirtschaftlich relevanten Lockerungen der Corona-Beschränkungen. Neben den allgemeinen Lockerungen für die wirtschaftlichen Tätigkeiten vor allem im Einzelhandel, sieht die Deutsche Familienversicherung die Wiederbelebung der touristischen Wirtschaft als zentrales Element kalkulierbarer Einnahmen. Bis dahin - und das klingt zunächst erstaunlich - hält das Unternehmen am Ziel von 100.000 Neuverträgen für 2020 fest. Allerdings mit einem Verlust vor Steuern, der zwischen 9 Mio. und 11 Mio. Euro liegen soll. Ein weiterer Faktor: In der UK wird aktuell diskutiert, einen größeren Teil der Corona-Finanzlast auf die Rückversicherer zu verlagern. Bisher sind beispielsweise finanzielle Folgen von Terroranschlägen rückversichert. Eine Erweiterung der Ursachen auf Pandemien, wäre denkbar. Dann stünde ein größerer Finanzierungspool den Zahlungen und Schäden gegenüber. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich auch der Versicherer-Geschäft deutlich unsicherer, als in der Vergangenheit, und mit deutlich mehr Risikofaktoren.




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
    Mitten in der Coronakrise - Das sind die Treiber der Versicherungsbranche 2020 - Seite 2 Fast alle "klassischen" Branchen sind von Umsatzrückgängen betroffen. Das ist in der Versicherungsbranche nicht zwingend anders. Es gibt aber einen Ausreißer, der beispielgebend für ein bestimmten Produktsegment sein kann. Für das erste Quartal 2020 …

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