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Endlich! Der Ausverkauf war lange erwartet, schockt nun aber dennoch
ENDLICH! Möchte ich fast ausrufen: Nach den heftigen Kursgewinnen der vergangenen Wochen war die Abkühlung letzte Woche überfällig. Im neuen Kapitel 02 habe ich kurz die Vorgänge letzter Woche beleuchtet. Das Anlegersentiment zeigt ein seltenes Verhalten: Als die Kurse stiegen, waren die Anleger stark verunsichert. Jetzt, wo sie endlich fallen, bleibt die Verunsicherung. Wie das zu erklären ist und was das bedeutet, erkläre ich in Kapitel 03.
Kapitel 02 So tickt die Börse: Konsolidierung heißt: Spreu vom Weizen trennen
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Endlich! Der DAX ist diese Woche um 6% eingebrochen. Die Rallye der vergangenen Wochen erfasste zuletzt sogar die Corona-Verlierer, deren Kurse binnen weniger Tage teilweise um 50% und mehr nach
oben schossen.
Viele Gründe sprachen für eine Kurserholung: Medizinische Behandlungserfolge bei Corona, Impfstoffhoffnung, Aufhebung der Kontaktsperren, heftige Konjunkturprogramme der Politik, lockere
Geldpolitik der Notenbanken, etc. Die Kurserholung war also auch bei den Corona-Verlierern nicht ohne Grund. Aber sie war zu schnell und zu heftig, wie schon zuvor auch der Ausverkauf.
Also folgt nun eine Konsolidierung der vorangegangenen Gewinne. "Konsolidierung" bezeichnet man im Börsenjargon die Phase, wenn die Spreu vom Weizen getrennt wird. Fraport ist seit dem Tief am 18.
März um 74% angesprungen, der Hamburger Hafen um 72%. Das sind jetzt in meinen Augen keine Unternehmen, für die die Coronakrise bereits als beendet erklärt werden kann. Immerhin sieht der
Lufthansa-Flugplan für die kommenden Jahre deutlich weniger Flieger vor, selbst im Jahr 2023 sollen noch immer 100 der knapp 700 Vor-Coronaflieger am Boden bleiben. Und wenngleich die globale
Konjunktur wieder anläuft, so wird doch für die globale Vernetzung ein nachhaltig negativer Effekt erwartet.
Der Dow Jones ist allein gestern um 7% eingebrochen. Vor einer Woche schrieb ich, dass es vermutlich niemanden mehr gab, der noch Aktien zu verkaufen hatte. Das
Handelsvolumen wurde von Zockern dominiert. Doch diese Zocker wurden gestern nun auf dem falschen Fuß erwischt.
Es ist selten, dass ein so heftiger Ausverkauf bereits nach einem Tag endet. In der Regel gibt es nun eine Reihe von Anlegern, die auf Kredit Aktien gekauft haben und nach dem gestrigen Ausverkauf
nun Sicherheiten für ihren Aktienkredit nachliefern müssen. Einige werden das nicht schaffen und deren Positionen werden heute Mittag (in den USA dann der dortige Mittag, also für uns heute Abend)
liquidiert.
Insbesondere die Zockerbereiche der vergangenen Tagen werden davon betroffen sein: Einzelhandel ohne geöffnete Läden, Flugindustrie ohne Flugbetrieb, Banken mit zu erwartenden hohen Kreditausfällen
und die Touristikbranche, die noch nicht durchgeführte Reisen erstatten muss.
Entsprechend notieren die Aktien der Logistikbranche aktuell mit durchschnittlich -8,2% im Wochenvergleich am Ende der DAX-Familie (Hamburger Hafen -13%, Airbus -11%), begleitet von Industrieaktien
mit ebenfalls -8,2% (Norma Group-16%, Jenoptik -12%). Die Autobranche hat 7% abgegeben (Continental -12%, Dürr -11%) und Marketingunternehmen -6% (ProSiebenSat.1 -13%, RTL -11%).