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     1481  0 Kommentare Ob offen, ob „still“ - Emigration aus Deutschland wird nach Corona anhalten

    Wer im März die spektakuläre – wie sich zeigte nicht „kostenlose“ - Rückführung der Corona gestrandeten 250.000 Deutschen gesehen hatten, wird gedacht haben, Auswanderung ist auch keine Lösung, jetzt kommt der Trend zum Stoppen.  Dieser Befund wird in dreifacher Hinsicht ein Trugschluss sein. Erstens handelte es sich damals primär um Touristen, zweitens war die Massenrückführung eine international abgestimmte staatliche Aktion und kein Goodwill des Herrn Maas und drittens umfasste sie nicht die im Ausland offiziell lebenden und „etablierten“ Deutschen, die nicht rückkehren wollten, weil sie einen Job, Firma und eine Zukunft haben. Kurzum: die Aktion betraf vorrangig die Auslandsbesucher und nicht die echten Auswanderer.

    Das Erfassungsproblem ( 1 )- die offizielle (offene) und die inoffizielle (stille) Auswanderung

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    Das Auswanderungsphänomen ist drastischer als es die Abmeldestatistiken – Basis für Emigrationszahlen - bei den Einwohnermeldeämtern vermuten lassen. Wer meldet sich schon freiwillig ab, wenn er dadurch die Vorteile des Sozialstaates verliert oder eingeschränkt bekommt?
    Zu dieser Gruppe der nicht erfassten „stillen“ Auswanderer zählen nicht nur die Hartz IV-Leute, sondern auch die „Armutsrentner“, die es nach Südosteuropa (Bulgarien, Rumänien, Ungarn) zieht, die deutschen Spätaussiedler, die in ihre Heimat (Polen, Rumänien, weniger nach Russland) wollen oder die hochkarätigen Spezialisten, die in den USA, Australien oder in Kanada Karriere suchen. Ein Abmeldezwang im Heimatland wird kaum im Zielland kaum verlangt.

    Das Zahlenwirrwarr

    Wer die amtlichen Migrationsstatistiken analysiert, sollte ferner zwischen Brutto- und Nettozahlen (abzüglich Rückkehrungen) unterscheiden. Er muss zusätzlich differenzieren zwischen den Ein- und Auswanderungen von Deutschen („Passkriterium“) und den aus Deutschland Ausgereisten sowie zwischen Bestandszahlen (Frage: Wie viel sind insgesamt schon ausgewandert?) und den jährlichen Veränderungen (Frage: Was kommt Jahr für Jahr noch dazu?). Die Statistiken verwirren zusätzlich, wenn das Kriterium Migrationshintergrund hineingedrängt wird, weil die Bürokratie zwischen Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund unterscheidet.

    Seit 2015 schätzungsweise 1,4 Millionen Deutsche ausgewandert

    Unter der Berücksichtigung dieser Feineinstellung beträgt die in der Merkel-Zeit seit 2006 bis heute ausgewanderten Deutschen weit mehr als eine Million Personen, doppelt so viele wie die amtliche Statistik zugibt. Hinzu kommen noch die Nicht- Deutschen. 

    Dazu folgende konservative Schätzung:

    1.    Ausgangsbestand 2018 und später 680.000 (625.000 bis 2018, Grafik)
    2.    Auslandsrentner    240.000 (an Deutsche im Ausland gezahlte Renten)
    3.    nicht abgemeldete Spätaussiedler 200.000 (Renten/Einnahmen von Privatkonten)
    4.    nicht abgemeldete aktive Auswanderer 80.000 (Spezialisten, „Gastarbeiter“, Selbständige)
    5.    nicht abgemeldete passive Auswanderer 100.000 (Hartz-IV-Bezieher)

    --------------------------------------------------------------------------------------------------
    insgesamt                                                                  1,4 Mio. Personen
    (Quellen: dia-vorsorge.de, AfD-Fraktion Hessischer Landtag, eigene Schätzungen)

    Weitere Bemerkungen: Obwohl die Zahl schon erschreckend hoch ist, wollen noch mehr auswandern als schon geschehen, haben aber keinen Mut dazu. http://prawda24.com/deutsche-wollen-auswandern-haben-dazu-aber-keinen- ....  Und: Inwiefern es sich bei den „Kategorien“ drei bis fünf nur um einen „Dauerbesuch“ handelt, ist irrelevant. Jede Schätzung hat ihre Schwächen.

    Das Bewertungsproblem ( 2 ): Wieviel Wirtschaftsleistung verliert das Land durch Emigration?

    Um diese Frage zu klären, sind die Auswanderer nicht einfach in aktive Leistungsträger (inklusive der Rentner) und passive „Hartz – IV - Mußegänger“ einzuordnen. Ein Bewertungskriterium ist das im Inland entgangene Einkommen inklusive Steuern und bei den Beziehern von Transferleistungen die verlorene Kaufkraft. Ein weiteres Kriterium sind die Kapital- und Spargeldabflüsse – die leider auch „Steuerflüchtlinge“ umfasst. Ein Blick auf die „Leistungsträger“ zeigt: Nur bei der offiziellen Emigration liegen fundierte Steuer- und Verdienstzahlen vor. Auswanderungswillig sind junge, hochqualifizierte Fachkräfte und Akademiker, deren wirtschaftlicher Beitrag zur Wertschöpfung des Landes überproportional ist. https://www.focus.de/finanzen/news/neue-studie-domaene-der-hochqualifi ...

    Über das Tabu-Thema, den volkswirtschaftlichen Gesamtschaden infolge der Emigration, traut sich wegen der staatlichen Subventionierung kein Wirtschaftsforschungsinstitut (DIW & Co.) zu recherchieren. Aber auch von der Opposition hört man dazu nichts. Ein schnelles nachgoogeln zeigt, dass mindestens zehn „Migrationsforschungsinstitute“ hierzulande dazu befähigt sind. https://www.google.com/search?q=forschungsinstitute+f%C3%BCr+migration ...

    Wird sich nach Corona bei den Auswanderungswilligen und in den Zielländern etwas ändern?

    Ein Faktencheck der Auswanderungsgründe zeigt weiter, dass sich seit Corona zwei Dinge verändert haben könnten - leider nicht zum Besseren. Die Zahl der Joblosen wird rapide zunehmen und damit auch die Zahl der potentiellen “stillen“ Auswanderer. Aber auch die unter dem Deckmantel der Corona-Folgen zunehmende Staatsbevormundung akzeptieren immer weniger Leistungsträger.

    Ein externes Einwanderungshindernis könnten die erhöhten Aufnahmehürden der Zielländer im Falle der offiziellen Emigration bilden. Das dürften jedoch nur Ausnahmefälle sein. In die „osteuropäische“ EU und in die klassischen Einwanderungsländer wird es keine Verschärfungen geben. Ob in die Überlegungen der deutsche Staatsapparat zu berücksichtigen ist, bleibt offen. In der Digitalisierungsära sind Überraschungen stets möglich (Abmeldepflichten, Passkontrollen).

    Autor: Dr. Viktor Heese

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    Dr. Viktor Heese
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    Dr. Viktor Heese ist promovierter Volkswirt und war bis 2010 dreißig Jahre bei verschiedenen Großbanken im Wertpapierresearch tätig. Heese spezialisierte sich auf Versicherungs- und Bankaktien sowie Kapitalmarktanalyse. 2010-2013 leitete er das Deutsch-Russische-Zentrum- für Wirtschaftsforschung und deutsches MBA in Moskau. Seit 2014 ist er als Fachbuchautor und Publizist freiberuflich tätig und bietet Fachseminare zu Börsen- und Bankthemen an. Er ist Herausgeber des Anleihen-Börsenbriefes „Der Zinsdetektiv“
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    Verfasst von Dr. Viktor Heese
    Ob offen, ob „still“ - Emigration aus Deutschland wird nach Corona anhalten Wer im März die spektakuläre – wie sich zeigte nicht „kostenlose“ - Rückführung der Corona gestrandeten 250.000 Deutschen gesehen hatten, wird gedacht haben, Auswanderung ist auch keine Lösung, jetzt kommt der Trend zum Stoppen.  Dieser Befund wird …

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