checkAd

    „Alltagsrassismus“  16295  0 Kommentare So werden wir alle zu Rassisten gemacht - Seite 2

    Manchmal gäben die Menschen ihr oder anderen Migranten andere Namen. „Indem man Migrant*innen ihre Namen aberkennt, erkennt man ihnen einen Teil ihrer Identität ab. Man entwurzelt und entmenschlicht sie“, so die Autorin. „Indem man Migrant*innen auf klassisch deutsche Namen wie ‚Susi’ umtauft, zwangsassimiliert man sie nicht nur, man macht sie zu einem Kollektiv, nimmt uns unsere Individualität.“

    Viele Migranten sind da pragmatischer. So wie in allen Einwanderungsländern auf der Welt, nehmen sie Namen an, die einfacher auszusprechen sind bzw. geben ihren Kindern solche Namen. Für die taz-Autorin ist dieser Pragmatismus ein Alarmsignal: „Unsere Eltern haben sich etwas dabei gedacht, als sie uns unsere Namen gegeben haben. Oft steckt dahinter eine Geschichte, eine tiefere Bedeutung. In meinem migrantischen Freundeskreis wählen werdende Eltern die Namen ihrer Kinder aber immer öfter nicht mehr nach Geschichte, Bedeutung oder danach aus, welcher ihnen gefällt, sondern ob Österreicher*innen ihn aussprechen können.“

    Ist Fototechnik rassistisch?

    Der „Tagesspiegel“ veröffentlichte ein Interview mit der Soziologin und Kommunikationswissenschaftlerin Natasha A. Kelly. Sie beklagt darin, dass es „große Wissenslücken“ darüber gebe, dass es „Rassismus“ in allen Disziplinen gebe, auch in der Physik. Sie habe mit einem Physiker gesprochen, der geglaubt habe, in der Physik gebe es keinen Rassismus. Doch er irre sich: „Wenn wir etwa die Technik der Fotografie anschauen: Die Belichtungstechnologie wurde für weiße Haut entwickelt. Das ist eine Normsetzung, wie es sie in zahlreichen anderen Bereichen auch gibt, ohne dass das vielen Menschen bewusst wäre.“ Als sie ihn darüber belehrt habe, sei er „sprachlos“ gewesen: „Ich glaube, er hatte gar nicht darüber nachgedacht, wie strukturell Rassismus ist.“ „Strukturell“ ist ebenfalls ein inflationär gebrauchter Begriff in der Debatte – was damit gemeint ist, wird selten erklärt.

    „Schwarzfahren“ und „schwarz malen“

    Sarah Shiferaw ist Koordinatorin für Migration beim Bundesverband der Volkssolidarität. Die Berliner Zeitung bringt ein Interview mit ihr, in dem sie erklärt: 

    "Wo Alltagsrassismus beginnt, kann jeder bei sich selber überprüfen. Mit ein paar einfachen Fragen: Neben wen setze ich mich im Bus lieber? Neben die Frau mit dem Kopftuch, den Schwarzen oder den weißen Handwerker? Die arabische Familie oder die deutsche Oma?"

    Doch noch gefährlicher als sich neben die „falsche“ Person (die deutsche Oma) zu setzen, ist es, von „Schwarzfahren“ auch nur zu sprechen. Neulich im heute-journal wurde uns erklärt, Begriffe wie „Schwarzfahren“ oder „Schwarzarbeit“ seien Ausdruck von „Alltagsrassismus“. Ich wollte das zuerst nicht glauben, aber durch Googeln stieß ich dann auf eine Webseite zum Thema Alltagsrassismus, wo mir erklärt wurde, der Begriff "Schwarzfahrer" als Bezeichnung für unehrliche oder in finanziellen Nöten befindliche Fahrgäste habe keineswegs eine neutrale Bedeutung, sondern wurzele in einer über Jahrhunderte „tradierten christlich-mythisch konnotierten europäischen Farbsymbolik, die diesen binär gesetzten Farben wiederum bestimmte binäre Eigenschaften zuschreibt und hat von daher - wie viele Begriffe und Konzepte der deutschen Sprache - einen rassistisch konnotierten, ideologischen Hintergrund“.

    Wer also Begriffe wie „schwarz malen“ verwendet, den Namen eines Migranten falsch ausspricht, sich im Bus nicht zu der „richtigen“ Person setzt oder das gute Deutsch eines Migranten lobt, der macht sich des Alltagsrassismus schuldig. Eigentlich ist jeder ein Rassist, der sich nicht dezidiert zur Ideologie des „Antirassismus“ bekennt. Selbst Schweigen ist ein Beleg für Rassismus, wie neulich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahe legen wollte. Mich erinnerten seine Ausführungen an das DDR-Lied „Sag mir, wo du stehst!“.

    Folgen Sie mir auf Twitter


    Rainer Zitelmann
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
    Mehr anzeigen
    Seite 2 von 2


    ANZEIGE

    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere erwerben: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    Lesen Sie das Buch von Rainer Zitelmann*:

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    ANZEIGE

     

     

    Verfasst von Rainer Zitelmann
    „Alltagsrassismus“ So werden wir alle zu Rassisten gemacht - Seite 2 Die Inflationierung des Rassismus-Begriffes führt dazu, dass am Ende jeder Rassist ist – und damit zu einer Verharmlosung von wirklichem Rassismus.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer