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     823  0 Kommentare Wirecard – erstaunliche Parallele zu Lehman Brothers - Seite 2

    Wir finden - Fassungslosigkeit, Entsetzen und Ratlosigkeit – die Causa Wirecard zeigt sich für private Anleger in vielen Facetten. Börsianer sitzen alle in einem Boot, niemand kann ernsthaft gut finden, was mit Wirecard passiert ist. Für private Anleger kann aus dem Scherbenhaufen aber etwas Gutes entstehen.

    Denn ein einstmals hoffnungsvolles Unternehmen aus Aschheim hat der deutschen Aktienkultur einen schweren Schlag versetzt. Als dankbare und unsichtbare Helfer fungierten der Wirtschaftsprüfer EY, mitunter die Finanzaufsicht, aber auch viele sogenannte Sell-Side-Analysten. Jene Analysten, von denen man gerne tolle Kursziele liest, die sich aber oft im Marketing-Stil zu einer Aktie äußern. Bei Wirecard schwammen sehr viele auf der Euphoriewelle ganz oben.

    So hat sich auch die aktive Fondsbranche bei Wirecard in Grund und Boden blamiert. Allen voran die DWS, deren Starfondsmanager Tim Albrecht nach dem Debakel zu verschleiern versucht, dass er bei Wirecard noch aggressiver gezockt hat als viele so oft geschmähte Privatanleger. Die wiederum haben ihr Vertrauen in das relativ junge DAX-Unternehmen vielfach auf das große Bekenntnis der DWS und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY gestützt. Auch gegen EY behalten sich viele Adressen Klagen vor, doch moralisch ist der Schaden weitaus größer. Ab sofort wird sich jeder Anleger bei Unternehmen mit zweifelhaftem Ruf die Frage stellen, ob ein Testat von EY das Papier wert ist, auf dem es steht. Just EY war für viele Neulinge am Kapitalmarkt das Argument, Wirecard zu halten und aufzustocken, jahrelang. Denn das Testat eines Prüfers wirkte wie ein Gütesiegel.

    Vielen privaten Anlegern kann man den Vorwurf machen, zu sehr auf Wirecard gesetzt zu haben. Die Aktie war verglichen zu ihrem Gewicht im DAX exorbitant hoch gehandelt bei Kleinanlegern, agierend dabei mit oder ohne Hebel. In vielen Depots lag sie mit einem Anteil von zehn Prozent oder mehr, bei Facebook besprachen Gruppen jahrelang nur diese einzige Aktie. Wer in die USA blickt mit dem neuen Phänomen Robinhood, bei dem Millionen junger US-Anleger teils auf hoch spekulative Aktien mit Hebel handeln, findet das Phänomen nicht nur in Deutschland. Social Media multipliziert die Spekulation in heißen Basiswerten, auch beim Bitcoin war dies klar zu sehen. Nun ist allerdings ein konstruktiver Ansatz gefragt und keine Häme jenen gegenüber, die mit Wirecard auf die Nase gefallen sind. Wer Markus Braun einmal persönlich erlebt hat und Wirecard lange verfolgt, hatte immer ein mieses Bauchgefühl. Bloß steht zwischen Bauchgefühl und Betrugsnachweis eine hohe Hürde und diese hätte auch erst 2021 oder weit später übersprungen werden können. Mit anderen Worten – niemand wusste genau, wann die Bombe platzt.

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
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    Wirecard – erstaunliche Parallele zu Lehman Brothers - Seite 2 Viel ist gesprochen worden über private Anleger, die angeblich so naiv waren bei Wirecard. Aber ist dies wirklich so? Haben nicht viele auch einfach in ein Unternehmen investiert an das man glauben konnte? Titelte nicht das Handelsblatt vor nicht …

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