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     7643  0 Kommentare Woher kommt der Hass der Intellektuellen gegen den Kapitalismus? - Seite 2

    Unverständnis für die spontane Ordnung des Kapitalismus

    Einer der Gründe ist das Unverständnis vieler Intellektueller für den Charakter des Kapitalismus als spontan gewachsener Ordnung. Der Kapitalismus ist – anders als der Sozialismus – nicht ein Gedankensystem ist, das der Wirklichkeit übergestülpt wird, sondern eine weitgehend spontane, evolutionär entstandene Ordnung, die eher „von unten“ wächst als von oben angeordnet wird. Historisch ist er gewachsen, so wie Sprachen gewachsen sind. Sprachen wurden nicht erfunden, konstruiert und erdacht, sondern sind das Ergebnis von ungesteuerten spontanen Prozessen. Obwohl das treffend als „Plansprache“ bezeichnete Esperanto bereits 1887 erfunden wurde, hat es sich bis heute ganz und gar nicht als weltweit am meisten gesprochene Fremdsprache durchgesetzt, wie es seine Erfinder erwartet hatten. Der Sozialismus ist so etwas wie eine Plansprache, ein von Intellektuellen erdachtes System.

    Es ist kein Wunder, dass der Marxismus im 20. Jahrhundert eine ungeheure Attraktivität auf Intellektuelle ausübte: Die Theorie wurde von Intellektuellen erdacht und in komplizierten Systemen formuliert. Sie sollte sodann den „Massen“ (vornehmlich den Arbeitern) in ständiger Agitation und Propaganda vermittelt werden. Nach der Machtergreifung durch die Elite, die diese Theorie verstand, sollte sie in die reale Welt implementiert werden. Dabei ging es darum, gewachsene spontane Ordnungen – vor allem die Marktwirtschaft, aber auch Traditionen und gesellschaftliche Normen – zu zerstören und an deren Stelle ein „wissenschaftliches“, vernunftgesteuertes System zu setzen.

    Versteht man diesen Unterschied zwischen dem Kapitalismus als spontaner, gewachsener Ordnung und dem Sozialismus als theoretisch „erdachtem“, konstruiertem System, dann wird verständlich, warum vielen Intellektuellen der Sozialismus – in welcher Form auch immer – grundsätzlich näher steht als der Kapitalismus. Schließlich besteht ihr Beruf darin, Gedankensysteme zu konstruieren und durch ihre handwerkliche Beherrschung der Sprache schriftlich und mündlich auszuformulieren. Da das ganze Tun der Intellektuellen im „Denken“ sowie in der (schriftlichen) Ausformulierung und Vermittlung von Gedanken besteht, die in sich möglichst rational und widerspruchsfrei sein sollen, neigen sie eher einer Wirtschaftsordnung zu, die konstruiert ist und in der geplant wird, als einer solchen, in der sich Dinge ungeplant und spontan entwickeln. Die Vorstellung, dass eine Wirtschaft ohne aktives Zutun und ohne Planung besser funktioniert als mit, ist vielen Intellektuellen fremd.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Woher kommt der Hass der Intellektuellen gegen den Kapitalismus? - Seite 2 Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Verhältnis von linken zu konservativen Professoren an US-Universitäten 12:1 ist.

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