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    Österreichische Schule  26490  0 Kommentare Notaufnahme! Befund: Zombiewirtschaft gefährdet unseren Wohlstand! - Eine Alarmdiagnose

    In "Die Zombiewirtschaft"* beschreiben Alexander Horn, Michael von Prollius und Phil Mullan wie Wohlstandsillusion, Entkopplung von Realwirtschaft, Scheinstabilität sowie rückläufige Arbeitsproduktivität Zombies statt Champions gebären. Ralph Malisch von Smart Investor meint, dass vor allem unsere Politiker das Buch dringend lesen sollten.

    Gefühlte Beschleunigung

    Die Klagen über den Turbokapitalismus waren – zumindest bis zum Ausbruch der Corona-Krise – allgegenwärtig. Sie erzeugten den in mehrfacher Hinsicht falschen Eindruck, dass wir im Kapitalismus lebten – was bei einer Staatsquote von circa 50 Prozent durchaus bezweifelt werden darf – und das wesentliche Problem ein Mangel an sozialer Wärme gegenüber den Abgehängten sei. Entsprechend häufig war die diffuse Sehnsucht nach einer „heilen Welt“ zu hören, worunter eine vergleichsweise statische, zumindest aber deutlich entschleunigte Welt verstanden wurde. Abweichend von diesen dominanten öffentlichen Narrativen hat die Wirtschaft des Landes während der letzten Jahrzehnte beständig an Dynamik verloren. Entsprechend war und ist nicht eine zu hohe Dynamik das ökonomische Problem des Landes, sondern deren kontinuierliches Abflauen.

    Gestiegener Leidensdruck

    Dennoch kann man kaum leugnen, dass sich unter denjenigen, die sich weiter produktiv in das Wirtschaftsgeschehen einbringen, über die Jahre ein immer größerer Leidensdruck aufgebaut hat. Der allerdings kommt weniger durch den Markt als ausgerechnet durch jene staatlichen Institutionen, die sich gerne als Beschützer der Bürger vor „entfesselten Marktkräften“ aufspielen. An erster Stelle sind da die Notenbanken zu nennen, deren inflationiertes Fiatgeld wie auch fortgesetzte geldpolitische Interventionen echte Fremdkörper in einer Marktwirtschaft darstellen. Dazu kommt eine schon jetzt rekordhohe und mutmaßlich weiter ansteigende Steuerlast für Leistungsträger – bis weit in den Mittelstand hinein –, die bereits das Lebensgefühl eines Hamsterrads verstärken, in dem man noch so sehr strampeln kann, ohne von der Stelle zu kommen.

    Das Verschwinden der Innovation

    Im Gegensatz zum Wettbewerbsdruck des Markts, der ständige Verbesserungen von Dienstleistungen und Produkten – kurz: technischen Fortschritt – hervorbringt, ist der Druck durch Geldwertschwund und Steuerbelastung vor allem lähmend. Ein Punkt, auf den auch Autor Horn und seine Mitstreiter hinweisen, ist der Umstand, dass die Erwerbseinkommen seit Jahren stagnieren. Gleichzeitig – wiederum vor Corona-Lockdown – schwammen aber die Unternehmen im Geld, mit dem sie andererseits immer weniger anzufangen wussten. Wie ist das möglich?

    Stabilisierung führt zu Zombifizierung

    Als Ursache hinter diesen Phänomenen identifizieren die Autoren eine Wirtschaftspolitik, die sich vor allem auf Stabilität ausrichtet, was in der Praxis so aussieht, dass sie sich mit aller Macht gegen den Verfall unproduktiv gewordenen Kapitalvermögens stemmt. Dagegen werden Innovation und Wandel vernachlässigt. Das Ergebnis ist eine – seit der Finanzkrise der Jahre 2007/08 beschleunigt fortschreitende – Zombifizierung der Wirtschaft, eine Zombiewirtschaft, die zunehmend ihre Fähigkeit einbüßt, die Arbeitsproduktivität zu steigern. Dieser Zuwachs wäre aber die Grundlage für echten Wohlstand. Co-Autor Michael von Prollius spricht in einem lesenswerten Kurzbeitrag auf seinem Blog gar vom „Tod der Marktwirtschaft durch Stabilisierung“.

    Wohlstandsillusion, Scheinblüte, Scheinstabilität

    Entsprechend haben die Stabilisierungsmaßnahmen seit der Finanzkrise 2007/08 nach Auffassung Horns lediglich zu einer Wohlstandsillusion durch aufgeblähte Vermögenspreise geführt, die sich zunehmend von der Realwirtschaft entkoppelt hätten. Wir sehen die gleichen Maßnahmen übrigens auch wieder in der Corona-Krise – Stabilisierung um jeden Preis. Alles, was durch die Null- und Negativzinspolitik erreicht wurde, sind „Scheinblüte und Scheinstabilität“.

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    Eindeutig gescheitert ist diese Politik jedoch damit, „eine von den Unternehmen ausgehende wirtschaftliche Eigendynamik in Gang zu setzen“. Problematisch daran ist, dass die so erzeugte „Wohlstandsillusion die darunter liegende Stagnation der wertschöpfenden Wirtschaft kaschiert“. Folglich findet auch praktisch keine öffentliche Debatte über die Ursachen dieser Stagnation statt – stattdessen zettelt ein linker Wohlfühlpopulismus, der sich bis weit in die Regierungspartei SPD erstreckt, Diskussionen über eine verschärfte Reichenbesteuerung an, als ob das Land im Wesentlichen unter einem Umverteilungsproblem leiden würde.

    Zombies statt Champions

    Horn dagegen führt die Erosion unseres Wohlstands auf eine seit Jahrzehnten rückläufige Arbeitsproduktivität zurück, für die ein Mangel an Investitionen, besonders in innovative oder gar disruptive Technologien, ursächlich sei. Je staatsabhängiger die Wirtschaft, desto verzagter sind deren Akteure. Selbst unter den Marktführern müsse man eine echte Unternehmeravantgarde heute mit der Lupe suchen. Dagegen sei der Anteil der Zombieunternehmen bereits in den zweistelligen Prozentbereich gestiegen – „Zombies statt Champions“, bringt Horn die rasch voranschreitende Sklerose auf den Punkt.

    Politik als Problem

    Zu dem inhärenten Problem einer vergleichsweise großen, jedoch immer weniger rentablen Kapitalbasis tritt nun eine Politik, die mit ihrer Fokussierung auf die Stabilisierung ebendieser Kapitalbasis jene „notwendige Kapitalvernichtung“ vereitelt, die der Ökonom Joseph A. Schumpeter als „kreative Zerstörung“ bezeichnet hatte. Die Tendenz eines funktionierenden Kapitalismus, „bestehende wirtschaftliche Gleichgewichte und soziale Verhältnisse eher aus der Ruhe zu bringen als zu stabilisieren“, scheint von der Politik schlicht nicht verstanden worden zu sein: „Veränderung und Instabilität sind aber nicht einfach unerwünschte oder gar vermeidbare Nebenwirkungen der Marktwirtschaft, sondern unabdingbare Notwendigkeiten wirtschaftlicher Entwicklung und steigenden Wohlstands“, so Horn. Die Politik der Stabilisierung und Krisenvermeidung um jeden Preis ist also per Saldo klar wohlstandsvernichtend.

    Fazit

    Das Buch* ist in jeder Hinsicht aktuell und gibt überfällige Denkanstöße für unsere politischen Entscheidungsträger. Es geht nicht darum, alte Strukturen um jeden Preis zu erhalten, sondern einen Rahmen abzustecken, in dem sich wieder echtes Unternehmertum mit Initiative, Innovation und Investition entfalten kann. Dazu gehören unabdingbar auch mehr Markt und weniger Staat.

    Autor: Ralph Malisch

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    Österreichische Schule Notaufnahme! Befund: Zombiewirtschaft gefährdet unseren Wohlstand! - Eine Alarmdiagnose Die Autoren Alexander Horn, Michael von Prollius und Phil Mullan beschäftigen sich in ihrem Buch "Die Zombiewirtschaft"* mit der Frage, warum die Politik Innovation behindert und die Unternehmen in Deutschland zu Wohlstandsbremsen geworden sind. …

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