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    Überblick über die Baubranche - Seite 2

    Das Baugewerbe ist mit mehr als 2,3 Millionen Beschäftigten - das sind 5,6% der Erwerbstätigen -  einer der größten Arbeitgeber der deutschen Volkswirtschaft. Etwa 10% des deutschen Bruttoinlandsproduktes werden für Baumaßnahmen verwendet.
    Die mehr als 75.000 Unternehmen im Bauhauptgewerbe beschäftigen im Jahresdurchschnitt rund 870.000 Menschen. Diese Unternehmen gehören zu 71 % dem Handwerk an und drei Viertel der Gesamtbeschäftigten des Bauhauptgewerbes sind ebenfalls im Handwerk beschäftigt. Dementsprechend ist auch der Anteil, den das Baugewerbe bei der Ausbildung des Berufsnachwuchses leistet sehr hoch.

    Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe: Zahlen aus dem Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und Öffentlichem Bau

    Die Bauwirtschaft unterteilt sich grob in das Bauhauptgewerbe und das Baunebengewerbe oder auch Ausbaugewerbe mit allen Wirtschaftszweigen, welche im Bereich Bauinstallation und sonstiger Ausbau tätig sind. Detaillierter ist das Bauhauptgewerbe nochmals unterteilbar in Bauhauptgewerbe mit Hoch- und Tiefbau, Wohnungsbau, Wirtschaftsbau mit Hoch- und Tiefbau sowie Öffentlicher Bau mit Hoch-, Straßen- und sonstigem Tiefbau. Das Ausbaugewerbe beschäftigt bspw. Installateure, Raumausstatter, Maler und Lackierer, Heizungsbauer und Klempner.

    Das Bauhauptgewerbe wird in Deutschland von Kleinbetrieben dominiert. Fast 90% der Baubetriebe haben weniger als 20 Beschäftigte und erwirtschaften ca. 30 Prozent des Umsatzes. 2019 erzielte das deutsche Bauhauptgewerbe einen Umsatz in Höhe von etwa 135 Milliarden Euro. Auf den Wohnungsbau und den Wirtschaftsbau entfallen jeweils etwa 36 Prozent Umsatzanteil, 27 Prozent dagegen auf den Öffentlichen Bau.

    Nachdem der Umsatz im Bauhauptgewerbe in den 2000er Jahren stark zurückgegangen war, stieg er in den letzten Jahren wieder enorm an, sodass 2019 das erste Mal ein höherer Umsatz erzielt werden konnte als in den Jahren nach der Wiedervereinigung.

    Bei der Betrachtung der Bauinvestitionen hatte der Wohnungsbau 2019 mit 61%, vor dem Wirtschaftsbau mit ca. 27% und dem Öffentlichen Bau mit ca. 12%, deutlich die Nase vorn.

    Kreisdiagramm hier: https://www.bauindustrie.de/zahlen-fakten/bauwirtschaft-im-zahlenbild/ ...

    In den letzten Jahren konnte bezüglich der Höhe der Investitionen auch ein Anstieg der Hochbauprojekte mit einem Projektvolumen von über 500.000 Euro von 7% auf 17% verzeichnet werden. Dies ist den gestiegenen Ansprüchen, dem starken Zufluss internationalen Kapitals und dem Trend zu größeren Projekten im Geschosswohnungsbau geschuldet, aber auch den gestiegenen Baukosten aufgrund der Energieeinsparverordnung. Der Anteil der Projekte im unteren Preissegment bis 150.000 Euro ist im gleichen Zeitraum von 41% auf 17% zurückgegangen. Es wurde also schlicht nicht nur mehr, sondern auch teurer, gebaut.

    Säulendiagramm dazu hier: https://www.bauindustrie.de/zahlen-fakten/infografiken/bauprojekte-zun ...

    Im Bereich des privaten Baus vereinen die drei Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern über die Hälfte aller Bauaufträge in sich. Diese Bundesländer haben zugleich auch die höchste Wohnungsdichte und im Schnitt die höchste Anzahl an Menschen, die gemeinsam in einer Wohnung leben. In der Privatwirtschaft entfallen jedoch bereits allein 3,3% aller Bauvorhaben auf die Großstädte Berlin, München und Hamburg. Vom Gesamtvolumen des Wohnungsbaus nehmen Neubauten knapp über 30% und Sanierungsarbeiten knapp unter 70% ein. Die Anzahl der Einfamilienhäuser nimmt seit dem Jahr 2001 kontinuierlich zu. Insgesamt sind etwa ein Viertel aller Neubauten im Wohnungsbau Einfamilien- und Zweifamilienhäuser. Die Anzahl an Anbauten, wie Garagen, Carports oder Gartenhäuser, wird dabei nie explizit ausgewiesen. Die Bauten müssen nicht in jedem Bundesland und nicht in jeder Größe und Form genehmigt werden, wodurch sie in den Baustatistiken nicht auftauchen.

    Das Ausbaugewerbe erwirtschaftete im Jahr 2019 ca. 50 Milliarden Euro Umsatz. Dominant sind hier alle Bauarbeiten in den Bereichen Installation von Gas-, Wasser-, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen sowie die Elektroinstallation. Das Ausbaugewerbe ist geprägt von kleinen bis mittelständischen Unternehmen, in denen etwa 50% des Umsatzes generiert wird. // Quelle: https://de.statista.com/themen/1379/ausbaugewerbe/

    Der Aufschwung des Baugewerbes wird durch die Corona-Pandemie ausgebremst

    Die Baubranche hat im Jahr 2019 das neunte Jahr in Folge, insbesondere im Hochbau, einen Aufschwung erlebt und konnte in jeglichen Bereichen mit einem Umsatzplus glänzen: im Wohnungsbau mit +5,1%, im Wirtschaftsbau mit +9% und im öffentlichen Bau mit +5,8%. Die Anzahl der Neubeschäftigten lag bei über 33 000. Für das Jahr 2020 wurde eine Umsatzentwicklung von +7% zum Vorjahr prognostiziert.

    Im März und April, zu Beginn der COVID19-Pandemie, zeigte sich die Bauindustrie noch von ihrer besten und optimistischsten Seite. Einen Shutdown, wie kurzzeitig in Österreich zu sehen, gab es auf den Baustellen nicht. Trotz Personaleinschränkungen und Lieferverzögerungen lief die Arbeit auf den Baustellen größtenteils weiter. Die Branche hatte eher mit Verzögerungen als mit Stornierungen zu kämpfen. (Vergleich: Handwerk in Deutschland steigert Umsätze auch in der Corona-Krise)

    Beispielsweise verkündete die Fertighausbranche positive Zahlen: 12,6% mehr genehmigte Fertighäuser als im Vorjahreszeitraum und im Gesamtmarkt 2,1% mehr genehmigte Ein- und Zweifamilienhäuser. Demzufolge weitete die Fertighausbranche ihren Marktanteil in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 auf 23,1% aus. Auch die Umsätze im Ausbaugewerbe stiegen um 8,2% gegenüber dem ersten Quartal im Vorjahr - und damit zum 19. Mal in Folge. Die Zahl der Beschäftigten stieg ebenfalls um 1,2%. Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Umsatz und Beschäftigung im Ausbaugewerbe konnten zu diesem Zeitpunkt nicht festgestellt werden.

    Im Mai 2020 verkündete das Statistische Bundesamt, dass die Umsätze im Bauhauptgewerbe um zehn Prozent über denen des Vorjahresmonat lagen und die Zahl der Beschäftigten um 2,3% gestiegen sei. Jedoch korrigierte das Baugewerbe zugleich seine Umsatzprognose und hält seitdem ein reales Minus von 5% im Jahr 2020 für wahrscheinlich. Im Bestfall könnte der gleiche Umsatz wie 2019 erwirtschaftet werden, was real aber immer noch einen Rückgang von ca. 3% bedeuten würde, vermutet Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). Er appellierte bereits im März 2020 an die Politik: "Die Bauwirtschaft unternimmt derzeit alles, um deutschlandweit möglichst den Baustellenbetrieb aufrechtzuerhalten. Um dies zu gewährleisten, ist es aber auch wichtig, dass die öffentliche Hand – ob Bund, Länder oder Kommunen – stetig weitere Bauprojekte baureif vorbereiten und an den Markt bringen.“

    Im zweiten Halbjahr 2020 wird mit einer nachlassenden Auftragslage gerechnet. Der Einzelhandel, der Tourismus und die Dienstleistungsindustrie rechnen aufgrund der Pandemie mit deutlich geringeren Umsätzen. Diese Branchen haben auch den Wirtschaftsbau in den vergangen Jahren mit Aufträgen getragen. Auch die Kommunen, die mit einem Anteil von 60% die wichtigsten Auftraggeber öffentlicher Bauinvestitionen sind, haben mit den wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns zu kämpfen. Im Mai konnte man bereits eine Stagnation der Bauinvestitionen im Vergleich zum Vormonat feststellen. Diese wird sich voraussichtlich zur Jahreshälfte zu einem Rücklauf entwickeln. Die wahren Auswirkungen der Corona-Pandemie werden jedoch voraussichtlich nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2020 ersichtlich sein.

    Ausblick: Welchen Einfluss hat die Mehrwertsteuer-Senkung auf die Bauindustrie?

    Die im Juli 2020 eingeführte sechsmonatige Absenkung des Mehrwertsteuersatzes bedeutet für die Bauwirtschaft einen hohen organisatorischen Aufwand mit beträchtlichen Kosten, ohne dass dadurch mehr Investitionen erwartet werden. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Reinhard Quast, ist der Überzeugung, dass niemand aufgrund einer dreiprozentigen Senkung der Mehrwertsteuer plötzlich ein Haus bauen wird. Rohbau-Projekte dauern zudem von der Auftragserteilung bis zur Abrechnung in der Regel länger als sechs Monate. Die Änderungen werden voraussichtlich eher zu vorgezogenen Auftragserteilungen führen, um möglichst viel Bauleistung im Jahr 2020 erbringen und abrechnen zu können. Rechtsstreitigkeiten und bürokratischer Mehraufwand könnten laut Quast die Folge sein.

    Ein erfreuliches Ergebnis kann die Baubranche jedoch bereits verzeichnen. Mit Pressemitteilung vom 23.06.2020 (PDF, 0,15 MB) kündigte die Bundesregierung die Übernahme der durch die Pandemie entstandenen Mehrkosten an Baustellen, z. B. für zusätzliche Wasch-, Dusch- und Wohncontainer, Hygienemittel und Schutzanzüge sowie für zusätzliche Fahrzeuge für den täglichen Personentransport, an. „Wir sind der Bundesregierung (BMI, BMVI) für diese pragmatische und unbürokratische Lösung der Mehrkostenthematik sehr dankbar. Die faire Kostenteilung ist ein gutes Signal für ein partnerschaftliches Miteinander der öffentlichen Auftraggeber und der Bauunternehmen“, sagte Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). // Quelle: https://www.zdb.de/meldungen/bauverbaende-begruessen-uebernahme-corona ...

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    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
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