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    Deutsche Bank Experte im Interview  14363  0 Kommentare Trump oder Biden? – Was bei der US-Wahl für die Wirtschaft auf dem Spiel steht

    Straßenproteste und steigende Infektionszahlen: Knapp drei Monate vor den Präsidentschaftswahlen stecken die USA mitten in einer politischen, gesellschaftlichen und epidemiologischen Krise. Zu Jahresbeginn sah es noch so aus, als könnte sich Donald Trump dank guter Wirtschaftsdaten eine zweite Amtszeit sichern. Mittlerweile liegt sein Konkurrent Joe Biden in Umfragen klar vorne. Was würde ein Machtwechsel im Weißen Haus für die Wirtschaft bedeuten?

    Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank, schätzt die Lage im Gespräch mit wallstreet:online als offen ein. Das liege auch daran, weil über Trumps Pläne für eine zweite Amtszeit bisher nicht allzu viel bekannt sei. „Bisher hat Trump wenig Bereitschaft gezeigt, die Spaltung in der Gesellschaft zu verringern und die Nation zu einen. Und ein richtiges Programm für die nächsten vier Jahre gibt es noch nicht, zumindest bis zum nationalen Nominierungsparteitag der Republikanischen Partei. Bis dahin dürfte erstmal im gleichen Stil weiterregiert werden wie bisher.“

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    Millionen von Menschen haben durch die Corona-Krise ihre Jobs verloren. Im April schnellte die Quote der Erwerbslosen auf 14,4 Prozent. „Wahrscheinlich wird die Arbeitslosenquote im Laufe des Jahres wieder unter zehn Prozent sinken, aber das ist immer noch weit entfernt von den 3,5 Prozent aus Vorkrisenzeiten“, analysiert Stephan.

    Mit direkten Transfers an amerikanische Haushalte versuchte die Regierung, die schlimmsten Folgen abzufedern. Das nächste Stimulus-Paket steht schon in den Startlöchern. „Wichtig ist, nach der „Rettung“ bei zukünftigen Fiskalpaketen nicht nur zu konsumieren, sondern vor allem in die Zukunft zu investieren“, so Stephan.

    Mit Blick auf den Wahlkampf rückt Trumps Wirtschaftsbilanz in den Mittelpunkt. Der Präsident rühmt sich regelmäßig damit, seine Regierung habe die stärkste Wirtschaft aller Zeiten aufgebaut. „Man kann sicher kontrovers diskutieren, inwiefern Trump die gute wirtschaftliche Entwicklung von seinem Vorgänger geerbt hat. Bis zur Covid-19-Krise ist die Wirtschaft jedenfalls sehr gut gelaufen“, sagt Stephan.

    Als größte Reform von Trumps Amtszeit gilt die Senkung der Unternehmenssteuern von 35 auf 21 Prozent. Das befeuerte die Rallye an den Aktienmärkten. Doch Experten sind skeptisch, ob die Maßnahme wirtschaftspolitisch sinnvoll war. „Kritik an der Steuerreform wurde laut, weil die Unternehmen das Geld nicht investiert, sondern überwiegend eigene Aktien zurückgekauft haben“, so Ulrich Stephan. „Man kann durchaus die Frage stellen, ob fiskalische Ausgaben nicht sinnvoller hätten angelegt werden können. Aber das Thema Umverteilung ist in den USA nicht sehr beliebt.“

    Trumps Herausforderer Joe Biden hat seinen wirtschaftspolitischen Plan „Build Back Better“ („Besser wiederaufbauen“) getauft. Familien sollen stärker unterstützt und Zukunftstechnologien wie Biotech und Erneuerbare Energien gefördert werden. Inwieweit Biden Trumps Steuerreform zurückdrehen wird, bleibt abzuwarten. „Er will die Unternehmenssteuerreform teilweise zurücknehmen. In der aktuellen Lage werden Steuererhöhungen komplizierter werden“, glaubt Ulrich Stephan. „Ein Zurückdrehen der Steuerreform würde die Unternehmensgewinne jedenfalls deutlich senken“, so Stephan.

    Kurzfristig dürften Bidens Pläne höherer Unternehmenssteuern die Aktienkurse zwar belasten, mittelfristig könnte sich die Wende zu zukunftsträchtigen und klimafreundlichen Technologien aber positiv an den Börsen auswirken.

    Ob Biden im Handelsstreit mit China ähnlich auf Konfrontation gehen würde, bleibt abzuwarten. „In Sachen China gibt es in Washington einen starken Konsens“, erklärt Ulrich Stephan. „Man will in verschiedenen Streitfragen wie Handel, Technik und Zugang zu Kapital nicht nachgeben.“

    Während der Wahlkampf tobt, stemmt sich die amerikanische Wirtschaft weiter gegen die Auswirkungen der Pandemie. „Der für die Amerikaner so wichtige Konsum läuft erstaunlich robust – wohl vor allem wegen der Corona-Zahlungen an die Haushalte, die jetzt voraussichtlich verlängert werden“, sagt Stephan. „Wie es weitergeht, hängt auch vom Arbeitsmarkt ab. Wir rechnen zwar mit einer Erholung in den kommenden Monaten, aber wir sind noch weit von den Niedrigständen der vergangenen Jahre entfernt.“

    Die riesigen Konjunkturpakete wirken sich auf den wachsenden Schuldenberg der USA aus. Vor Corona lag die Staatsverschuldung bei 80 Prozent der Wirtschaftsleistung. Doch allein das monatliche Defizit im Juni war fast genauso hoch wie das komplette Defizit des Jahres 2019. Bislang hat die Regierung fast drei Billionen US-Dollar für die Rettung von Haushalten und Unternehmen ausgegeben. „Mit allen anderen Schulden – beispielsweise aus Nebenhaushalten – liegt die Schuldenquote mittlerweile schon bei 110 Prozent. Durch die beschlossenen Corona-Hilfen kommen nochmals rund 15 Prozent dazu. Und mit dem nächsten Paket wachsen die Schulden weiter. Dann wären wir schon bei einer Verschuldungsquote von nahe zu 130 Prozent“, erklärt Deutsche Bank-Experte Ulrich Stephan.

    Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion



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    Verfasst vonJulian Schick
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