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    765 Millionen von US-Regierung  17421  0 Kommentare Foto zu Pharma: Kodak erwacht zu neuem Leben - Was steckt hinter der Kursexplosion?

    Das US-amerikanische Traditionsunternehmen Kodak erfindet sich neu. Dem einstigen Riesen der Fotobranche wird durch einen Sonderauftrag der US-Regierung neues Leben eingehaucht. Dank des „Defense Production Act“ erhält das Unternehmen einen Kredit in Höhe von 765 Millionen US-Dollar und produziert künftig Produkte für den medizinischen Bedarf. Die Aktie schießt in den Himmel – und macht Experten skeptisch.

    Der Name der neuen Unternehmung lautet Kodak Pharmaceuticals. Der überraschende Einstieg in das Pharma-Geschäft sorgte in dieser Woche für einen kometenhaften Anstieg der Aktie. Monatelang war die Aktie um die Zwei-US-Dollar-Marke herum gedümpelt, bevor der Kodak-Kurs sich dann innerhalb von zwei Tagen verzwanzigfachte. Zwischenzeitlich kostete ein Anteil sogar fast 60 US-Dollar.

    Bloomberg-Kolumnist Max Nisen ist skeptisch, wie realistisch diese Bewertung für ein Unternehmen ist, das die vergangenen Jahre arg strauchelte. „Wenn der Geldregen der Regierung nicht weiter fließt, ist es schwer vorstellbar, dass das Unternehmen jemals seiner hohen Bewertung gerecht wird“, schreibt Nisen. Auch wenn der Gedanke, wichtige Bestandteile der Pharma-Lieferketten zurück ins Land zu holen, sinnvoll sei: Kredite allein dürften nicht reichen, meint Nisen.

    Die Online-Plattform Robintrack bietet eine Übersicht, wie viele Nutzer des US-Onlinebrokers Robin Hood eine bestimmte Aktie halten. Kurz nachdem der Kodak-Kurs am Dienstag von 2,60 US-Dollar auf fast 10 US-Dollar kletterte, griffen die Anleger zu. Hatten vor der Kodak-Ankündigung knapp 9.600 Nutzer die Aktie im Depot, waren es am Donnerstagmorgen schon 119.000.

    Inzwischen fragen sich verwunderte Börsenbeobachter, wer vorab über den Deal informiert war und möglicherweise besonders vom starken Kursanstieg profitiert hat. Der US-Börsenexperte und Wallstreet-Korrespondent Markus Koch schrieb auf Facebook. „Die Börsenaufsicht MUSS bei Eastman Kodak eine Untersuchung wegen Insiderhandel einleiten!“ Auffällig sei besonders das hohe Handelsvolumen bei Kodak-Aktien am Tag vor der Ankündigung des Kredites. „Statt der sonst üblichen rund 70.000 Aktien wurden 1,6 Millionen umgesetzt“, so Koch weiter.

    Besonders pikant: Kodak-CEO Jim Continenza hatte laut Bekanntmachung der Börsenaufsicht SEC am Montag Optionen auf 1,75 Millionen Aktien erhalten – kurz bevor der Kurs in ungeahnte Höhen abhob. Im Juni hatte er knapp 50.000 Aktien gekauft. Insgesamt hält er laut offiziellen Angaben 650.000 Aktien. Im Gespräch mit dem Nachrichtensender CNBC zeigte sich der Kodak-Chef erfreut, dass die Firma den Zuschlag bekommen hat. Angesprochen auf das hohe Handelsvolumen sagte er: „Natürlich war das bis zum letzten Tag ein ziemlich streng gehütetes Geheimnis. Ich könnte nicht sagen, was das Volumen beeinflusst hat oder nicht. Wir wussten seit über einer Woche Bescheid."

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    Peter Navarro, Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, hatte in seiner Ankündigung der Maßnahme betont, dass die USA bei der Versorgung mit wichtigen Medikamenten zu abhängig von Importen seien. Zu den Produkten, die Kodak künftig herstellen soll, gehören nach Informationen des Wall Street Journal auch Inhaltsstoffe für das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin, das Trump nach eigener Aussage selbst zur Covid-Vorbeugung einnimmt. Und das obwohl die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA dem Mittel im Juni die Genehmigung zur Behandlung von Covid-Patienten entzogen hatte.

    Mithilfe des Defense Production Act kann die US-Regierung amerikanische Unternehmen verpflichten, in kritischen Zeiten notwendige Produkte herzustellen. In den vergangenen Wochen waren General Electric und Ford unter dem Gesetz verpflichtet worden, dringend benötigte Ventilatoren für die Versorgung von Covid-Patienten zu produzieren.

    Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion




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    Verfasst vonJulian Schick
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