Wirecard-Nachfolger gesucht
Delivery Hero oder Symrise? Die DAX-Kandidaten im Check
Eigentlich steht eine Überprüfung der DAX-Zusammensetzung erst im September an. Die insolvente Wirecard soll nun aber im Eilverfahren schon im August aus dem Index fliegen. Bis zum 7. August können Marktteilnehmer bei der Deutschen Börse Vorschläge einreichen, wie zukünftig mit Insolvenzfällen im deutschen Leitindex verfahren werden soll. Anschließend will der Börsenbetreiber zeitnah eine Entscheidung treffen.
Nach dem absehbaren Fast Exit des skandalgeplagten Zahlungsdienstleisters darf sich ein Nachrücker über den Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga freuen. Heiße Anwärter dafür sind der Essenslieferant Delivery Hero und der Duftstoff-Spezialist Symrise. Lohnt es sich für Anleger, vor der DAX-Beförderung einzusteigen? Klaus Brune, Leiter des Börsenressorts beim Platow-Verlag, hat die Kandidaten für wallstreet:online unter die Lupe genommen.
Delivery Hero
Die Corona-Krise hat das Geschäft mit Essenslieferungen befeuert. Davon hat auch Delivery Hero profitiert - der Kurs hat sich zwischen dem Corona-Tief im März und dem Höchststand im Juli fast verdoppelt. Doch der Wettbewerb mit internationalen Schwergewichten wie Uber Eats oder der niederländischen Takeaway ist hart. Das Deutschlandgeschäft haben die Berliner inzwischen an Takeaway verkauft. Delivery Hero wäre also ein DAX-Konzern ohne Geschäft auf dem Heimatmarkt. „Gerade für die in Deutschland nicht mehr aktive Delivery Hero ist es unabdingbar, immer mehr ins Wachstum in anderen Ländern zu investieren – auf Kosten der Gewinne von heute und morgen“, erklärt Klaus Brune. „Schließlich muss sich CEO Niklas Österberg ja demnächst vielleicht mit übermächtigen Konkurrenten wie Uber herumschlagen. Da muss er klotzen, nicht kleckern.“ Und das bedeute, dass auch künftig erstmal keine Gewinne eingefahren werden dürften. „Solange der Beweis der Profitabilität nicht erbracht ist, fällt es uns schwer, für den Senkrechtstarter der deutschen Börsenlandschaft eine Kaufempfehlung abzugeben“, so das Fazit des Platow-Experten.
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Symrise
Auch Symrise schnuppert an einem Aufstieg in den Kreis der 30 größten Börsenunternehmen Deutschlands. Das Unternehmen aus Holzminden stellt Duft-, Aroma- und Geschmacksstoffe her. Ein Geschäft, das durch die Corona-Pandemie kaum berührt wurde, erklärt Klaus Brune. Ihn überzeugt vor allem das regelmäßige Umsatzwachstum. „Symrise macht sich kaum Gedanken um Corona. Müssen sie eben auch nicht. Die Aroma- und Duftstoffe finden den Weg in zahllose Nahrungs-, Lebensmittel- und auch Gebrauchsgüter. Das wird sich wohl auch in den Zahlen am Donnerstag widerspiegeln“, glaubt der Experte. „Wir rechnen mit höheren Umsätzen und – trotz Corona – einem stetigen Gewinnwachstum. Jedes Jahr bis 2025 sollen bei den Erlösen fünf bis sieben Prozent draufgepackt werden und die Gewinne steigen. Da lässt sich auch ein KGV von 35 durchaus rechtfertigen, zumal das Papier charttechnisch wie auf Schienen nach oben läuft.“
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Bei Platow gehört die Aktie von Symrise zum Musterdepot. Brune rät Anlegern, den Einstieg bei Symrise gut zu timen. „Kleiner Tipp: Bei Symrise gibt es in regelmäßigen Abständen kleine Rücksetzer im Aktienkurs – am besten passen Anleger einen solchen Moment ab! Kauf mit Stopp bei 78,00 Euro.“
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion