Tipps von Smart Investor
KGV, Cash Flow, Dividendenrendite – Worauf es bei Aktien-Indikatoren ankommt
Die Aktienmärkte haben die Corona-Krise schon hinter sich gelassen, könnte man glauben. Der DAX arbeitete sich bis Ende Juli wieder auf 13.000 Punkte vor. Währenddessen ist die Industrieproduktion in der Eurozone im Juni im Vergleich zum Vorjahr um satte 12,9 Prozent zurückgegangen. Bei Anlegern können solche widersprüchlichen Signale für Kopfzerbrechen sorgen. Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis liefern in normalen Börsenzeiten verlässliche Anhaltspunkte über die Attraktivität von Wertpapieren.
Die Corona-Krise sorgt für teilweise hohe KGV’s an den Aktienmärkten. Deshalb sei es wichtig, die Indikatoren genau zu verstehen, erklärt Ralph Malisch aus der Smart Investor Redaktion. „Wenn man mit Kennzahlen arbeitet, sollte man deren Mechanik verstehen. Man ist besser beraten, wenige Ziffern zu verwenden, deren Wirkungsweise man kennt als eine Vielzahl, die man nicht durchdrungen hat.“ Ohnehin sei der Blick auf die Kennzahlen nicht alles, so Malisch weiter: „Jedes Unternehmen ist sehr individuell. Die Verdichtung auf wenige Kennzahlen ist immer mit einem Informationsverlust verbunden. Ob hinter dem Zahlenwert zwei letztlich eins plus eins oder fünf minus drei steckt, sieht man der Zahl nicht an.“
Dass Analysten und Beobachter in Zeiten steigender Bewertungen nach alternativen Kennzahlen suchen, ist kein neues Phänomen. „Es ist gefährlich, wenn man seine Kennzahlen einer veränderten Marktsituation anpasst. In der Dotcom-Blase wurden neue Kennzahlen erfunden, weil die klassischen Indikatoren eine zu hohe Bewertung nahelegten“, sagt Malisch.
Vorausgesetzt man weiß die Aktienkennziffern richtig zu deuten, gibt es einige Indikatoren, die der Smart Investor-Redakteur bevorzugt. „Ein hilfreicher Indikator ist das Price/Earnings Growth-Verhältnis, vor allem bei Wachstumswerten. Am Free Cash Flow erkennt man die frei verfügbaren Mittel und damit die Freiheitsgrade des Unternehmens.“
Darüber hinaus lohne es sich auch hinzuschauen, welche Trades die Unternehmensinsider tätigten. „Am Insiderverhalten lässt sich die Stimmung der Führungsetage ablesen. Das ist aber nicht immer ganz unproblematisch. Oft neigen Insider zur Überschätzung des eigenen Unternehmens. Auch können hinter Transaktionen rein persönliche Motive stecken. Wenn aber überproportional eigene Aktien verkauft werden, dann ist das schon ein Hingucker“, sagt Ralph Malisch.
Lesen Sie auch
Ob Kurs-Buchwert-Verhältnis, Eigenkapitalquote oder Dividendenrendite: Die Liste der verfügbaren Kennzahlen ist lang und bietet Analysten viele Möglichkeiten zur Bewertung einer Aktie. Einige von ihnen schätzen zukünftige Gewinne ein, andere berufen sich auf Zahlen aus dem letzten Geschäftsbericht. Perfekt sind sie aber selten, wie Malisch erklärt: „Vergangenheitsbasierte Kennzahlen leiden unter dem Zeitverzug, zukunftsorientierte unter der Prognoseunsicherheit. Einen Tod muss man sterben.“
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion