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     2849  0 Kommentare Grizzly Investors CEO Olivier Bourdais: „Wohnungsbedarf in Berlin massiv unterschätzt“ - Seite 3

     

    Das Prinzip der Mietpreisbremse ist an sich in Ordnung. Die Mietsteigerungen werden 5 Jahre lang gedämpft und die Zeit wird genutzt, um eine Bauoffensive zu starten. Allerdings hat die Offensive bis heute nicht stattgefunden. Lediglich die Maßnahme wurde verlängert.

     

    Zu welchen Ergebnissen wird das Gesetz zur Mietenbegrenzung im Wohnungswesen (MietenWoG) Ihrer Meinung nach führen?

     

    Das Berliner MietenWoG wurde sehr klug als „Mietendeckel“ vermarktet. Es ist aber etwas ganz anderes: eine massive Mietsenkung für die Besserverdienenden und eine Investitionsbremse. Existierende Verträge werden auf ein Niveau abgesenkt, auf dem kein Eigentümer vernünftig bewirtschaften kann. Da ist Chaos vorprogrammiert.

     

    Eigentümer von Mietwohnungen werden massiv an Selbstnutzer verkaufen, Projektentwickler werden andere Städte bevorzugen, sich auf Eigentumswohnungen konzentrieren oder wie die Genossenschaften massiv Projekte streichen. Als Ergebnis wird das Angebot an Mietwohnungen schrumpfen.

     

    Ende 2019 gab es bereits 36 % weniger Mietwohnungsangebote. Der Mietendeckel war da noch nicht einmal in Kraft. Zwei Wochen nach Inkrafttreten gab es gerade einmal 2.000 Mietangebote für ganz Berlin. Bei Grizzly Investors gehen wir davon aus, dass es Mieter in Zukunft entsprechend schwer haben werden, eine Wohnung zu finden. Sie werden deutlich seltener umziehen, was das Angebotsproblem weiter verschärfen wird. Alle, die es sich leisten können, werden Eigentumswohnungen kaufen. Da sehe ich die Preise schnell in die Höhe schießen. Für Leute, die neu nach Berlin kommen oder eine größere Wohnung für sich und ihren Nachwuchs suchen, wird es leider sehr schwer werden.

     

    Als weitere Folge werden Renovierungen und Modernisierungsprojekte, die noch nicht begonnen haben, massiv gestrichen, sodass die Klimaziele noch schwerer zu erreichen sein werden.

     

    Was könnte die Politik tun, um die Lage zu entspannen?

     

    Eine richtige Wohnbauoffensive starten. Dafür braucht man Mut und einen starken politischen Willen. Lösungen müssen von der Politik bis in die Bauämter kommuniziert werden. Und das funktioniert nur in Partnerschaft zwischen allen Beteiligten, auf privater wie auf öffentlicher Seite. Hamburg scheint es zu schaffen, wie die Neubauzahlen und die Stabilisierung der Mieten zeigen. Die Frage ist: Kann und will Berlin das auch?

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    Rainer Brosy
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    Rainer Brosy (B.Eng.) ist seit 10 Jahren Geschäftsführer einer Digital-Agentur und führt gerne Interviews mit Köpfen aus der Businesswelt.
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    Verfasst von Rainer Brosy
    Grizzly Investors CEO Olivier Bourdais: „Wohnungsbedarf in Berlin massiv unterschätzt“ - Seite 3 Berlin hat ein Wohnraumproblem. Während der Zustrom neuer Einwohner in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, ist das Neubauvolumen auf einem vergleichsweise niedrigen Level verblieben. Abhilfe sollen Maßnahmen wie der Stadtentwicklungsplan 2030, Mietendeckel und Vorkaufsrechte schaffen. Wir haben mit Grizzly Investors CEO Olivier Bourdais über ihre Erfolgsaussichten und mögliche Alternativen gesprochen.