checkAd

    Bulle oder Bär  39132  1 Kommentar Er sagte den Crash schon im Jahr 2018 voraus: Wohin steuert der DAX jetzt, Herr Denkhaus?

    Vor zwei Jahren sagte Elliott-Wellen-Analyst Dietrich Denkhaus das Aktientief im ersten Quartal 2020 ziemlich genau vorher. Wenngleich der Auslöser, die Corona-Pandemie, ein anderer war. Nun prophezeit er bis Mitte des kommenden Jahres neue Allzeithochs. Welche Branche er als Zugpferd ausmacht, lesen Sie im Smart Investor-Interview.

    Smart Investor: Herr Denkhaus, wir beide hatten 2018 sowohl im Frühjahr als auch im November das Vergnügen, miteinander zu sprechen. Sie stellten damals bei einem DAX-Stand von etwa 12.400 beziehungsweise acht Monate später bei etwa 11.400 eine gewagte Prognose in den Raum: dass der DAX nämlich im „Idealfall“ zu Beginn des Jahres 2020 bei etwa 8.000 Punkten sein Baissetief ausbilden würde. Das war schlicht und ergreifend ein Volltreffer! Kompliment! Wie ist Ihnen das gelungen?

    Anzeige 
    Handeln Sie Ihre Einschätzung zu DAX Performance!
    Short
    19.261,80€
    Basispreis
    12,96
    Ask
    × 13,85
    Hebel
    Long
    16.709,49€
    Basispreis
    12,94
    Ask
    × 13,81
    Hebel
    Präsentiert von

    Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf das Disclaimer Dokument. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung.

    Denkhaus: Meine Schätzungen 2018 bezogen sich auf ideale Formationen bei Anwendung der Elliott-Wellen- und Zyklenanalyse. Technische Analyse nach Mustern ist vielleicht die Kunst, das Bild aus dem, was an Informationen vorliegt, fertig zu malen – oder das Lesen der Geometrie der Märkte, wenn Muster zum Einsatz kommen. Vielleicht auch eine Frage der Aufmerksamkeit, Disziplin oder Achtsamkeit, sich nicht von den vielen Schauplätzen der Politik und der Wirtschaft ablenken zu lassen.

    Aus der technischen Analyse ergeben sich oft Aussagen, die die fundamentalen Analysten absurd finden. Ausblenden, vereinfachen und hinschauen ist der Weg. In jedem Fall vielen Dank für das Kompliment. Die Corona-Rezession als Anlass für den Treffer war jedoch weniger schön. Der Abverkauf hätte technisch nicht unbedingt so tief gehen müssen. 8.000 Punkte waren jedoch das ideale Ziel. Besonders zeitlich war das der finale Baustein die von mir 2018 schon angenommene Korrekturformation.

    Smart Investor: Können Sie nochmals kurz rekapitulieren, wie Sie völlig entgegen der damaligen bullishen Anlegerstimmung im Jahr 2018 diese atemberaubende Prognose abgeben konnten?

    Denkhaus: Die Anlegerstimmung war euphorisch, die Unternehmensergebnisse stark. Gegen den Strom zu navigieren tat lange weh. Eine solche Aussage wie die im Frühjahr 2018 funktioniert nur, wenn genügend schlüssige Kurshistorie vorliegt. Rückschläge nehmen in etwa 30 Prozent der Zeit des vorherigen Anstiegs für sich in Anspruch. Acht bis neun Jahre dauerte der vorgelagerte Börsenaufschwung.

    Er war unglaublich einmalig und mustergültig in seiner Elliott-Wellen-Struktur – auch was die meisten internationalen Indizes angeht. Eine perfekte, fraktale, fünfteilige Aufwärtswelle. Steilvorlage für Elliott-Analysten, die Korrekturwelle einzuläuten. Danke, dass ich zum rechten Zeitpunkt bei Ihnen damals das Wort ergreifen durfte.

    Der Zeitraum für die Korrektur ergab sich auch aus dem Zusammenspiel von Fibonacci-Zeitzonen, wiederkehrenden Zyklen und den typischen Zeitdistanzen für übergeordnete Konsolidierungen. Die ideale Form wäre eine gleichmäßige A-B-C-Korrekturwelle nach Elliott gewesen. Die Realität war deutlich unregelmäßiger. Ab März 2020 gilt ein neuer, aufwärts gerichteter Impuls, dessen Struktur und Ausmaß sich für eine richtige Interpretation erst entwickeln müssen.

    Smart Investor: Nun muss man aber fairerweise dazusagen, dass das Börsenjahr 2019 für den DAX durchgehend positiv verlief und er im Februar 2020, kurz vor dem Corona-Schock, sogar noch neue Hochs markieren konnte. Wurde damit Ihre Baisseprognose aus dem Jahr 2018 nicht hinfällig?

    Denkhaus: In der Tat kamen bei mir im Herbst und Winter 2019 Zweifel an der Ausprägung der von mir prognostizierten Korrektur auf. Ein Blick „unter die Motorhaube“ der Branchen Automobile oder Banken hätte schon ein früheres Tief ermöglicht. Die meisten underperformenden, dem Value-Stil zuzuordnenden Sektoren ließen die Option zu. Als im Oktober klar war, dass die US-Notenbank erneut Geld in die Märkte pumpte, und es dann mit dem DAX über die 200-Tage-Linie ging, wurde eine ideale Baisseformation negiert.

    Die Zwischenerholung B bis Februar 2020 war „überschießend“ und führte zunächst auf die Allzeithochs – aber erneut ohne Marktbreite und in Europa ohne den Bankensektor. Danach platze die Börsenblase durch Corona. Es hätte ein anderer Anlass sein können. Politik und Wirtschaft waren durch die Lehman-Krise vorbereitet, und aus sich heraus getrieben kehrte sich die Baisse ab diesem März durch nie dagewesene Staatseingriffe um: die neue, nun aufwärtsgerichtete Welle 1 nach Elliott.



    Smart Investor: Im Grunde hat der DAX also in nicht einmal vier Wochen Ihre Vorhersage erfüllt. Wussten Sie 2018 schon etwas von Corona?

    Denkhaus (lacht): Natürlich nicht! Aber der Auslöser ist eben immer ein anderer. An der Reaktionsgeschwindigkeit der Notenbanker und Politiker sah man jedoch, dass der Virus auf eine aufgeblähte Wirtschaft traf. In so kurzer Zeit gab es noch nie solche Abwehrmaßnahmen, um der drohenden Verschuldungs- und Bankenkrise zu entrinnen. Erstaunlich ist, wie aus Elliott-Wellen-Sicht eine – wenn auch ungewöhnlich kurze – Welle C mein Korrekturformationsbild aus dem Jahr 2018 komplettierte. Im Sommer 1992 war es die Kuwait-Krise, die eine verblüffend ähnliche Korrekturformation als kurze C-Welle beendet hatte. Insofern hatte es das schon einmal gegeben.

    Smart Investor: Müssen Sie Ihre Elliott-Wellen-Zählung im Nachhinein nun korrigieren?

    Denkhaus: Nein, eben nicht – das letzte Puzzlestück in der zeitlichen Struktur war genau die C-(Corona-)Welle. Das Kursausmaß ist gar nicht so wichtig. Die 8.000 Punkte, die der DAX im März 2020 fast sah, waren idealer Aufsetzpunkt auf den seit 1980 verlaufenden Aufwärtstrend.

    Smart Investor: Das Börsenjahr 2020 – so viel kann man jetzt im August schon sagen – wird definitiv als herausragend in die Geschichte eingehen. Und mit den genannten Abstrichen, was 2019 anbelangt, konnten Sie die letzten beiden Jahre bis zum März 2020 vorbildlich prognostizieren. Erlauben Sie mir daher die zwingende Anschlussfrage: Wie geht es nun weiter mit dem DAX?

    Denkhaus: In meiner Interpretation bildet sich gerade das Standbein für einen neuen Bullenmarkt aus. Das Aufsetzen auf den strategischen Aufwärtstrend bei ca. 8.000 Punkten und anschließend das signifikante Zurückerobern der 10.000 Punkte waren die ersten beiden Meilensteine. Das einmalige Aufwärtsmomentum seit dem Tief im März bei zügigem Überschreiten der 200-Tage-Linie ist ein weiteres Indiz.

    Die ersten Schübe einer neuen Elliott-Aufwärtswelle sind unregelmäßig und schwer greifbar. Mich würde es nicht wundern, wenn der DAX bald eine typische 30-Prozent-Korrektur auf seinen vorherigen Anstieg sieht, bevor es weiter nach oben geht, also in etwa noch mal die Range 11.000 bis 11.500 Punkte getestet wird. Bis Anfang Oktober dieses Jahres sollte diese Konsolidierung dauern. Ein erneuter Anstieg bis Mitte 2021 wird vermutlich zu neuen Allzeithochs im DAX führen. Autowerte werden vermutlich die dominante Rolle übernehmen.

    Im Sinne meiner langfristigen Elliott-Wellen-Interpretation entwickelt sich der DAX seit März dieses Jahres in seine übergeordnete neue Welle 3 hinein. Diese zieht sich ideal über weitere vielleicht neun Jahre. Von März 2009 bis Frühjahr 2018 verlief also die Welle 1, die Welle 2 endete im März 2020. Welle 3 ist oft die stärkste Aufwärtsbewegung eines Elliott-Impulses. Das liegt noch vor uns.

    Smart Investor: Mit dieser Prognose stechen Sie unter allen Analysten, die mir bekannt sind, schon wieder deutlich hervor – nun aber mit einer Haussevorhersage. Die Elliott-Wellen-Analyse scheint sehr extreme Vorhersagen zu erlauben …

    Denkhaus: Augenscheinlich ja. Im Anschluss der A-B-C-Korrektur erwartete ich diese neue Hausse. Ich kenne die exakte Struktur des neuen, vermutlich fünfteiligen Aufwärtsimpulses erst im Ansatz. In zwei oder drei Jahren könnte ich mehr über den Verlauf sagen. Solche Aussagen sind aus Sicht eines fundamental orientierten Analysten in der Tat extrem.



    Smart Investor: Im Grunde genommen entspricht Ihr DAX-Szenario für die Zukunft dem von uns genannten Crack-up- Boom – nur gehen Sie beim zeitlichen und kursmäßigen Ausmaß noch ein Stück weiter. Ist Ihre Fantasie grenzenlos?

    Denkhaus: Ich würde sagen: fraktal, aber damit auch grenzenlos. In logarithmischen Maßstäben kommt es in geordneten, inneren Maßen zu harmonischen Wiederholungsmustern, Symmetrien und Fibonacci-Strukturen auf der Zeit- und der Preisebene. Solche Muster liefert die Natur des Markts. Der von Ihnen aufgezeigte Crack-up-Boom hat insofern einen Nährboden, als ein so starkes Aufwärtsmomentum im Anfangsstadium einer Hausse wie der jetzigen anschließenden innerhalb der neuen Welle 3 wiederholt wird.

    Smart Investor: Herr Denkhaus, herzlichen Dank für diese sehr interessanten Einsichten in eine Analysemethode, die nur sehr wenig im Rampenlicht steht.

    Das Interview führte Ralf Flierl.

    Kurzvita von Dietrich Denkhaus (Titelfoto):
    Der 54-jährige Diplomökonom Dietrich Denkhaus gibt seit Beginn der VTAD- Frühjahrskonferenz dort seine Prognose zu den internationalen Aktienindizes zum Besten. Der Elliott-Wellen-Spezialist kombiniert seit Jahren zyklische Kurs- und Zeitmuster aus Sicht der Elliott-Wellen-Theorie mit klassischer Charttechnik und dem zugrunde liegenden strategischen Kursmomentum. Der in einer Versicherungs-Kapitalanlagegesellschaft tätige Portfolio- und Fondsmanager besitzt den Abschluss des CEFA Investment Analyst/ DVFA sowie des CFTe II.


    Neugierig geworden? Diesen und viele weitere Artikel lesen Sie im Smart Investor 9/2020. Wenn Sie sich für ein Probeabo des Smart Investor entscheiden, erhalten Sie zwei Ausgaben kostenlos.




    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Verfasst vonNicolas Ebert
    Bulle oder Bär Er sagte den Crash schon im Jahr 2018 voraus: Wohin steuert der DAX jetzt, Herr Denkhaus? Vor zwei Jahren sagte Elliott-Wellen-Analyst Dietrich Denkhaus das Aktientief im ersten Quartal 2020 ziemlich genau vorher. Wenngleich der Auslöser, die Corona-Pandemie, ein anderer war. Nun prophezeit er bis Mitte des kommenden Jahres neue …

    Disclaimer