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    SPACs im Kreuzfeuer der Kritik  11746  1 Kommentar Nikola, Virgin Galatic und DraftKings: Wie gefährlich sind Blankoscheck-Börsengänge?

    Das Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic, der Sportwetten-Anbieter DraftKings und der Elektroauto-Konzern Nikola haben es getan: Ein Börsengang mithilfe eines Blankoscheck-Unternehmens, einer so genannten Special Purpose Acquisition Company (SPAC). wallstreet:online stellt die spezielle Form des IPO vor, die möglicherweise bald auch Europa erobern könnte.

    Die Betrugsvorwürfe gegen den E-Autohersteller Nikola Motors haben viele Anleger aufgeschreckt. Nikola hatte beim Börsenstart im Juni hohe Erwartungen als potenzieller Tesla-Konkurrent geweckt. Rund drei Monate später schickten Betrugsvorwürfe des Shortsellers Hindenburg Research die Aktie auf Talfahrt. Gründer und CEO Trevor Milton musste seinen Platz räumen. Die Börsenaufsicht SEC und die amerikanische Justiz haben Ermittlungen in dem Fall aufgenommen.

    Der Fall Nikola hat ein Licht auf die schnell wachsende Nische der Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) geworfen. SPACs gehen als „leere Hüllen“ an die Börse mit dem Ziel, das eingenommene Kapital in eine vielversprechende Übernahme zu investieren. SPACs erleben in diesem Jahr einen regelrechten Boom. Nach Zahlen der Finanzmarktplattform Dealogic haben die „leeren Hüllen“ in diesem Jahr bislang 47 Unternehmen an die Börse gebracht – im Jahr 2019 waren es gerade Mal 22.

    Experten betonen, dass solch ein indirekter Börsengang Zeit und Geld sparen kann. „Ein Privatunternehmen, das über SPAC an die Börse geht, genießt einige Vorteile gegenüber einem traditionellen Börsengang“, erklärt Konstantin Oldenburger, Analyst bei CMC Markets, im Gespräch mit wallstreet:online. „Private Unternehmen können dadurch schneller an die Börse gehen und haben mehr Gewissheit über die Bewertung des Unternehmens und die Beschaffung von Eigenkapital. Dazu müssen keine Gebühren an die begleitenden Banken entrichtet werden.“

    Die Corona-Pandemie hat SPACs zusätzlich attraktiv gemacht. „Da Börsengänge von Natur aus risikoreich sind, gab es wegen der Pandemie und stark fallenden Kurse weniger Anreize an die Börse zu gehen und mehr Risiken einzugehen. Hier kamen nun die SPACs in Spiel und eröffneten den interessierten Unternehmen neue Perspektiven. Dieses Jahr hat also viele günstige Ereignisse für die SPACs gebracht“, sagt Oldenburger.

    Auch Anlegern bietet die Anlageform interessante Chancen. „Der Ruf der SPACs hat sich im Laufe der Jahrzehnte verbessert, da sich auch die Governance-Praktiken verbessert haben und sie aktionärsfreundlicher geworden sind“, so CMC-Experte Oldenburger. Aktionäre eines SPAC, die nicht in den Übernahmekandidaten investieren wollen, können ihr Kapital plus Zinsen vorab zurückfordern.

    Nicht alle Marktbeobachter sehen den SPAC-Trend positiv. „SPACs kommen viel schneller auf den Markt als gewöhnliche IPOs, ohne dass sie sich langsam am Markt entwickeln können. Sie sind ‚plötzlich Unternehmen‘. Das gibt dem Markt nicht viel Zeit zur Anpassung.“, erklärt Jack Ciesielski, Asset-Manager und Gründer von R.G. Associates, gegenüber wallstreet:online. „Sie sind ein Segen für die Verkäufer, aber ich glaube nicht, dass es ausreichend Zeit gibt, kritisches Denken entwickeln zu können.“

    Bislang sind die SPACs vor allem ein US-amerikanisches Phänomen. Das muss jedoch nicht so bleiben, erklärt Konstantin Oldenburger. „Einige Börsenplätze prüfen die Möglichkeiten, ihren Marktplatz für solche Angebote fit zu machen. Ein Problem sind oftmals die unterschiedlichsten Governance-Regeln in der EU. Die Investitionsbasis in den USA ist tiefer und breiter. Großbritannien scheint in diesem Zusammenhang in Europa derzeit führend zu sein.“

    Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion




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    Verfasst vonJulian Schick
    SPACs im Kreuzfeuer der Kritik Nikola, Virgin Galatic und DraftKings: Wie gefährlich sind Blankoscheck-Börsengänge? Das Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic, der Sportwetten-Anbieter Draft Kings und der Elektroauto-Konzern Nikola haben es getan: Ein Börsengang mithilfe eines Blankoscheck-Unternehmens, einer so genannten Special Purpose Acquisition Company (SPAC). …

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