Bullen - Hoffnungsrallye auf Ölpreiseinbruch

Trotz neuer Rekorde im Ölpreis hielten sich die Aktienmärkte gestern erstaunlich gut. Diesmal diente als Begründung (hat da jemand „Vorwand“ gesagt?) für die Steigerung, dass moslemische Radikale im Irak drohen, Ölpipelines zu sprengen. Auch ungünstige Makrodaten wurden mehr oder weniger abgeschüttelt.

Die Frühindikatoren sind um 0,3 gefallen. Erwartet wurde ein etwas geringerer Rückgang. Der Haupt-Indikator wird aufgrund von Daten zu Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe, Baugenehmigungen, Aktienkursen, Verbrauchervertrauen und Industrieaufträgen berechnet. Auch der Philadelphia Fed Indices für August 2004 musste Federn lassen. Er notiert bei 28,5. Das lag innnerhalb der weit gefassten Spanne der Erwartungen. Im Vormonat hatte er bei 36,1 gelegen. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist auf 331.000 zurückgegangen. Das war leicht besser als erwartet und geringer als in der Vorwoche (minus 3.000).

Das Book-to-Bill-Verhältnis bei den nordamerikanischen Ausrüstern der Halbleiterindustrie ist im Juli auf 1,05, und damit drei Monate in Folge, gesunken. Der weltweite Auftragseingang auf seinem Vormonatsniveau hielt sich in seinem Drei-Monats-Mittel auf 1,61 Mrd. Dollar, dem höchsten Stand seit Frühjahr 2001. Der entsprechende Umsatzwert stieg um 0,04 auf 1,54 Mrd. Dollar. Der Industrieverband SEMI bekräftigt seine Prognose, dass die Chip-Equipment-Industrie in 2004 ihren zweithöchsten Umsatz in der Geschichte ihres Bestehens erreichen wird.

Aktien: Die relative Stärke der Aktienmärkte im Umfeld steigender Ölpreise ist weiterhin beachtlich. Auch die Intraday-Entwicklung der breiten Indices spricht an sich für den bullischen Fall. So ist zwar der Dow wieder unter seine 200-Tage-Linie gefallen, wurde aber von der 10.000er Marke aus hoch gekauft. Ähnlich sah es beim NDX aus. Er fiel bis auf die aus meiner Sicht aktuell relevante Baisselinie 200 zurück und erholte sich dann. Hier schienen die Marktteilnehmer aber unsicherer zu sein als im Dow oder auch im S&P 500. Bei dem konnte die 200-Tage-Linie am Schluss zwar auch nicht zurückgewonnen werden, aber größere Einbussen wurden offenbar gleich für Käufe genutzt.

Im DAX zeigte sich gestern besonders große Unentschlossenheit. Zum Handelsschluss konnte sich der Index gerade noch an der Nackenlinie einer mehrjährigen SKS-Formation halten. Dies Position muss er heute im frühen Handel aufgeben. Der Nikkei tanzte über Nacht lange um seine Nulllinie herum und schloss mit minimalem Abschlag unterhalb einer bedeutenden aufwärts gerichteten Trendlinie.