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    RoboAdvisor vividam  4893  1 Kommentar RoboAdvisor für nachhaltige Geldanlagen: Interview mit Frank Huttel, CEO vividam

    Nachhaltigkeit spielt vor allem aufgrund der zunehmenden Bedeutung, die ihr die Gesellschaft beimisst, eine immer größere im Finanz- und Bankensektor.

    Der Marburger RoboAdvisor vididam ist vor rund zwei Jahren mit Ziel gestartet, Menschen die Möglichkeit zu geben vollkommen digital ihr Geld nachhaltig anzulegen bzw. zu sparen. Im Interview erläutert CEO Frank Huttel, was sich hinter nachhaltigen Investments verbirgt und welche Rolle vividam spielt.

    Herr Huttel, Sie haben mit vividam einen RoboAdvisor ins Leben gerufen, der die großen Themen digitale Vermögensverwaltung und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringt. Was war ihr Anliegen?

    Als wir, die FiNet Asset Management AG, in 2017 mit den Planungen starteten, war es unser Ziel, Kunden eine lebendige Geldanlage zu bieten. Daraus entstand vividam; der erste Teil des Kunstwortes – vivid – kommt aus dem lateinischen und steht für lebendig. Es sollte eine echte, ausschließlich nachhaltige und digitale Geldanlage mit einem geringen Startbetrag sein und mit der man eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft erzielen kann. Und da Geldanlage und Nachhaltigkeit leider noch immer erklärungsbedürftig ist, steht allen Interessenten und Kunden von vividam ein Berater aus Fleisch und Blut zur Seite – Mensch und Maschine Hand in Hand. Und genau damit sind wir im Dezember 2018, also vor knapp zwei Jahren gestartet.


    Bild: Frank Huttel - CEO vividam

    Die Begrifflichkeiten rund um die grüne Kapitalanlage – ob SRI, ESG oder grüne Fonds – nehmen zu und sorgen bei Privatanlegern häufig für Verwirrung. Welche Kriterien müssen nachhaltige Investments erfüllen?

    Die Finanzbranche ist - wie andere Branchen - sehr kreativ, wenn es um Abkürzungen und Fachbegriffe geht. Ein erster Versuch wird gerade durch die „Taxonomie“ der Europäischen Union unternommen, nachhaltige Anlagen zu definieren und klassifizieren sowie eine gemeinsame Sprache zu finden. Auch wenn der Fokus aktuell auf Klima und „grüne“ Fonds liegt, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, ist es erst der Anfang. Es wird allerdings nie DIE EINE Definition geben, denn Nachhaltigkeit basiert sehr oft auf individuellen Werten und Vorstellungen. Man denke nur an die Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche im Bereich Gesundheit/Pharma.
    Dennoch sollten aus unserer Sicht einige Voraussetzungen für echt nachhaltige Geldanlagen erfüllt sein – und wir gehen deutlich über das Thema „grün“ oder „öko“ hinaus. Einerseits gibt es mit dem UN Global Compact schon ein sehr gutes Rahmenwerk, das viele kritische Themenbereiche wie Menschenrechte, Kinderarbeit, Kriegswaffen, Korruption, etc. ausschließt. Für uns gehören aber auch fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle nicht in einen nachhaltigen Fonds oder ein Portfolio. Aber lediglich Titel ausschließen ist nur der Anfang, verhindert aber oft problematische Unternehmen. Ausschluss kann auch als „Risikomanagement“ angesehen werden. Wir als „Impact Investoren“ bzw. wirkungsorientierte Anleger wollen aber mit den Kundengeldern eine positive Wirkung erzielen und in Geschäftsmodelle investieren, die die Probleme der Zukunft lösen. Daher orientieren wir uns an den 17 UN SDGs, den Nachhaltigkeitszielen, die vor ziemlich genau fünf Jahren und fast parallel mit dem Pariser Klimaabkommen verabschiedet wurden. Und da haben wir übrigens schon wieder die nächste Abkürzung.



    Welche Anlageprodukte sind grundsätzlich von Nachhaltigkeit ausgeschlossen? Wo wird es kompliziert?

    Wie bereits erwähnt, fossile Energieträger sind für uns eigentlich ein tabu. Wobei man auch hier schauen muss, ob sich ein Unternehmen transformiert und auf erneuerbare Energien umsteigt. Hier sollte man den Fortschritt honorieren und diesen durch „Engagement“ überwachen und vorantreiben. Als Beispiel kann man das Windkraftunternehmen Orsted in Dänemark nennen, das vor der Umbenennung als Dong Energy zu den unsaubersten Energiekonzernen Europas gehörte. Man sieht, es gibt kein schwarz und weiß und 100% „nachhaltig“ wird es nie geben.
    Auch gehört Gold für uns nicht in ein nachhaltiges Depot. Ansonsten orientieren wir uns am erwähnten UN Global Compact. Von den Inhalten abgesehen, haben wir uns bewusst für aktive Fonds und gegen ETFs entschieden. Wir sind der Auffassung, dass man nur mit aktiven Fonds die Freiheiten hat, die man bei der Nachhaltigkeit benötigt. Und aktive Fonds nehmen in der Regel ihre Stimmrechte wahr und betreiben Engagement, um Dinge zu ändern und weiter zu verbessern. Das schlägt sich zwar in höheren Fondskosten wieder, aber die Ergebnisse in den letzten Wochen und Monaten seit Ausbruch von COVID-19 zeigen, dass es sich mehr als gelohnt hat.

     

    Erkennen Sie mit Blick auf die Finanzindustrie einen „Greta-Effekt“?

    Greta Thunberg und Fridays for Future haben es geschafft, den Klimawandel und seine Folgen für die Menschheit in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Auch in der Investmentbranche ist der „Greta-Effekt“ deutlich zu spüren und die Marketingabteilungen der Fondsgesellschaften arbeiten auf Hochtouren. Die überwiegende Mehrheit trimmt die Produkte auf „ESG“ und Nachhaltigkeit und legt neue Produkte auf. Gerne verweisen die Fondsgesellschaften auf jahrzehntelange Erfahrung. Einige meinen es wirklich ernst und haben tatsächlich eine lange Erfahrung, den meisten aber nehme ich das nicht ab. Nicht umsonst hört man immer wieder den Begriff des „Greenwashing“. Hier müssen wir aufpassen, um die richtigen Produkte zu wählen und den Ansprüchen der Kunden zu entsprechen.

    Auf Kundenseite würde ich mir trotz der großen medialen Präsenz durch Klimawandel etc. mehr Nachfrage wünschen. Besonders die junge Generation, die freitags auf die Straße geht, verschließt sich oftmals für das Thema Altersvorsorge. Hier herrscht noch die Ansicht, dass Geldanlage das „alte“ kapitalistische System am Leben erhält. Viele übersehen aber nicht, das Geld eine große Macht ausüben kann, wenn man es zielgerichtet einsetzt. Wir werden nur mit viel Geld und Technologien die Klimakrise und weitere Probleme lösen können. Hier glaube ich nach wie vor an den „Markt“, der allerdings Leitplanken und Impulse benötigt. Aber darüber kann man stundenlang diskutieren ….


    Zurück zu vividam: Was macht Ihren RoboAdvisor besonders und insbesondere nachhaltig?

    Ich habe mich einmal in einem Interview mehr oder weniger als „Anti Robo Advisor“ bezeichnet. Es war sicherlich etwas provokant, aber es passt ganz gut zu uns. Wir machen einiges anders als unsere Mitbewerber, wobei wir ja gar kein FinTech oder Start-Up sind. Und wir sind ein „Hybrid“, das heißt, dass der Interessent oder Kunde sich jederzeit auch an einen Berater wenden kann.

    Erst einmal setzen wir wie bereits erwähnt ausschließlich auf aktive und nachhaltige Fonds anstatt auf günstige ETFs. Auch gibt es keinen Algorithmus, der Risikomanage-ment betreibt und Aktienquoten steuert. Nachhaltigkeit ist Buy & Hold! Wir führen lediglich am Jahresende ein Rebalancing durch, wobei wir die „Freiheit“ haben, dieses unterjährig wie im Mai dieses Jahres durchzuführen. Und als vielleicht Wichtigstes -  wir wollen mit unseren ausgewählten Fonds einen positiven Impact für unsere Kunden erzielen. Dies werden wir auch messen und demnächst veröffentlichen.



    Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?

    Unser Ziel ist in fünf Jahren der führende nachhaltige RoboAdvisor in Deutschland zu sein. Es ist sicher sehr ambitioniert, aber man muss Ziele und Visionen haben! Dazu gehört auch ein modernes Reporting, dass die Wirkung dem Kunden einfach und transparent zeigt.




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    Seyit Binbir
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    Seyit Binbir ist Börsenexperte und Wegbereiter vieler Unternehmen im digitalen Sektor. Seine Erfahrungen und Analysen veröffentlicht er als Redakteur in verschiedenen Börsenpublikationen, damit auch andere von seiner Leidenschaft für Aktien profitieren.
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    Verfasst von Seyit Binbir
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