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    ROUNDUP  127  0 Kommentare Zu wenig Interesse: Rückschlag für Flüssiggas-Import nach Deutschland

    WILHELMSHAVEN/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Das jahrelang geplante Terminal für den Import von Flüssigerdgas aus Ländern wie den USA oder Katar in Wilhelmshaven bekommt einen schweren Dämpfer. Der Energieriese Uniper stellt das Großprojekt in der bisherigen Form zur Disposition. Es gebe zu wenig konkretes Interesse von Partnern, Einfuhrkapazitäten fest zu reservieren, erklärte der Düsseldorfer Konzern am Freitag. Man prüfe nun eine geringere Dimension des Terminals, das zunächst bis zu zehn Milliarden Tonnen pro Jahr aufnehmen sollte. Auch als Importhafen für Wasserstoff komme Wilhelmshaven noch in Betracht.

    Verflüssigtes Erdgas (LNG) gilt als möglicher "Brückenträger" in der Energiewende, es gibt jedoch auch Kritik an seinem Einsatz. Vor allem Katar fördert den Rohstoff, die USA wollen ihn ebenfalls in großem Maßstab nach Europa exportieren und sind strikt gegen den Weiterbau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland.

    Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte wiederholt die Bedeutung des Themas hervorgehoben. Am Freitag erklärte sein Haus in Berlin nur, es gehe im Fall Uniper um eine unternehmerische Entscheidung, die man nicht kommentiere. Allgemein hieß es: "Der marktwirtschaftliche Ausbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland ist ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung." Das Ressort verwies zudem auf alternative Standorte. Um ein Import-Terminal bemühen sich auch Brunsbüttel und Stade sowie in kleinerer Dimension Rostock.

    LNG kann als Treibstoff für Schiffe und schwere Lkw eingesetzt werden. Es ist aber vor allem ein industrieller Energieträger und lässt sich auch ins Gasnetz einspeisen. "Viele Unternehmen wollen sich derzeit nicht langfristig vertraglich binden", sagte Oliver Giese von Uniper. Das Vorhaben müsse "wirtschaftlich berechenbar" sein. Vorstandschef Andreas Schierenbeck betonte, alle Konzepte müssten "die gleichen harten wirtschaftlichen Kriterien erfüllen".

    Wilhelmshaven biete den einzigen deutschen Tiefwasserhafen und eine optimale Infrastruktur für LNG-Tanker - so hatte Uniper für das Projekt geworben. Die oft mehrere hundert Meter langen LNG-Schiffe könnten hier anlanden und wenden. Damit entfalle zeitraubendes Manövrieren, was ein großer wirtschaftlicher Vorteil sei.

    Uniper will in Wilhelmshaven jetzt umplanen. "Wir haben das Terminal ausdrücklich nicht beerdigt", hieß es. Langfristig sei dort auch der Import von Wasserstoff eine Option. Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) hält Wasserstoff oder synthetisch hergestelltes Gas für einen denkbaren Ersatz.

    Erdgas verbrennt in modernen Kraftwerken in der Regel CO2-ärmer als Kohle. Unter Druck verflüssigt, lässt es sich weltweit transportieren. Einige Erdgasarten wie Methan sind ebenfalls in "erneuerbarer" Form künstlich herstellbar. Zudem kann unter Einsatz von Strom aus regenerativen Quellen aus Wasser elementarer Wasserstoff produziert werden, der ein wichtiges Speichermedium für Energie ist.

    Klimaschützer mahnen aber bereits den kompletten Erdgas-Ausstieg an - wie bei Kohle und Öl. Zudem gibt es heftige Kritik, weil das Gas in den USA mit der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen wird. Dabei wird es unter Einsatz von Chemikalien aus dem Gestein gepresst.

    Uniper hatte sich Anfang 2020 noch zuversichtlich zu dem LNG-Projekt in Kooperation mit der katarischen Gasgesellschaft gezeigt. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sprach nun von einem "spürbaren Rückschlag für die seit Jahren laufenden Bemühungen der Landesregierung, Niedersachsen zu einem Standort für LNG zu entwickeln". Mit Blick auf die Abhängigkeit von einzelnen Energielieferanten wie Russland sehe er aber "weiterhin große Chancen, diese durch Importe von LNG zu vermindern".

    Die Deutsche Umwelthilfe bezeichnete die Ankündigung von Uniper als einen "Erfolg für Umweltschutz und Klima". Über Wilhelmshaven hätte schädliches Fracking-Gas nach Deutschland transportiert werden sollen, kritisierte sie - und forderte die Betreiber der geplanten LNG-Standorte in Brunsbüttel und Stade auf, ebenfalls abzusagen./jap/DP/jha




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