Debatte um Abgasregeln ab 2025
Autolobby: Euro-7-Norm ist Verbrenner-Verbot! Dudenhöffer: „Das Geschrei des VDA ist nicht nachvollziehbar“
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht die geplante Euro-7- Abgasnorm als ein defacto Verbrenner-Verbot, das schon 2025 kommen soll. Stimmt das wirklich? Eine Übersicht über die aktuelle Debatte.
Mit der geplanten Euro-7-Abgasnorm will die EU-Kommission 2025 verschärfte Schadstoff-Grenzwerte für Neuwagen einführen. Dabei geht es hauptsächlich um die Begrenzung von gesundheitsschädlichen luftgetragenen Schadstoffen wie Stickoxide (NOx), Feinstaub und Kohlenmonoxid (CO). Wie die Regulierung genau aussehen soll, ist noch unklar. Bis Ende 2021 sollen jedoch konkrete Vorschläge vorliegen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Montag.
Die Bild hatte am Sonntag über eine EU-Studie berichtet, die als Basis der geplanten Euro-7-Norm dienen soll. In der Studie würden erhebliche strengere Abgasregeln als die bisherige Euro-6-Abgasnorm gefordert. Fahrzeuge müssten in “jeder Fahrsituation quasi emissionsfrei bleiben (…) – egal ob mit Anhänger bergauf oder zu Rushhour-Zeiten im Stadtverkehr”, schreibt die Bild.
Konkret sieht die besagte EU-Studie laut Autobild vor, dass Neuwagen ab 2025 nur noch 30 mg NOx pro Kilometer ausstoßen dürfen. In einem zweiten Szenario sollen es sogar nur 10 mg/km sein. Zum Vergleich: Bisher liegt dieser Grenzwert bei 60 mg für Benziner und 80 mg für Diesel. Auch der Kohlenmonoxid-Ausstoß (CO) von Verbrennern soll erheblich reduziert werden: Bei Dieseln von 500 mg CO pro Kilometer auf 100 mg. Bei Benzinern von 1000 mg CO pro Kilometer auf 300 mg.
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller warnt vor einer Verschärfung der Abgaswerte. Diese käme einem Verbrenner-Verbot gleich. Gegenüber der Bild sagte sie: “Mit der Einführung der geplanten EU7 Norm wird die EU-Kommission Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 de facto verbieten”.
Autopapst Ferdinand Dudenhöffer teilt die Kritik des VDA an der Euro-7-Abgasnorm nicht. Die bestehenden Emissionsregelungen seien aus dem Jahr 2014 und „die Einführung von Euro-7 ist für 2025 geplant. Also man wird doch wohl verlangen können, dass wir technischen Fortschritt zur Verbesserung der Umwelt in zehn Jahresschritten einführen können“, so Dudenhöffer im Gespräch mit wallstreet:online.
Außerdem sei die bestehende Abgasreinigung moderner Diesel-Fahrzeuge so effektiv, dass die heutigen Grenzwerte schon deutlich unterschritten würden. Dudenhöffer erklärt: „Der ADAC hat bereits zu Beginn des Jahres 2019 in seinem Ecotest gezeigt, dass Serienmodelle, wie etwa der Mercedes 220d, der BMW 520d Touring oder der Opel Astra 1.6D mit fast NULL NOx-Emissionen fahren. Mit wenigen Ausnahmen hatten alle getesteten Modelle die 80 mg NOx/km Vorschrift um 50 Prozent und mehr unterschritten. Das Geschrei des VDA ist daher nicht nachvollziehbar. Die Technik ist vorhanden und bereits in ganz normalen Massenmodellen im Einsatz. Gleiches gilt für den Partikelfilter beim Benziner. Und es zeigt, es ist auch ökonomisch umsetzbar.“
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FDP-Chef Lindner bezeichnete die geplante Euro-7-Abgasnorm heute gegenüber der dpa trotzdem als “Verbrennerverbot durch die Hintertür ” und warnte, dass hunderttausende Jobs in der Autoindustrie auf dem Spiel stünden.
Neben der Euro-7-Abgasnorm plant die EU-Kommission offenbar auch neue CO2-Grenzwerte für Autos einzuführen, um die geplanten Klimaschutzziele einhalten zu können. Im kommenden Jahr werde es einen Vorschlag dazu geben, berichtet die dpa.
Seit 2020 gelten für Autohersteller in der EU bei Neuwagen ohnehin strenge CO2-Flottengrenzwerte von 95 Gramm CO2 je Kilometer. Das bedeutet, dass der Durchschnitt aller in der EU in einem Jahr zugelassenen Neuwagen eines Herstellers diesen Wert nicht überschreiten darf, sonst drohen Milliarden-Strafzahlungen. Allerdings werden bisher fünf Prozent der Neufahrzeuge mit den höchsten Emissionen von der Berechnung ausgeschlossen. Ab 2021 gilt das 95g-Ziel für die Gesamtflotte.
Autor: Ferdinand Hammer