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    Ökonomen warnen  19889  2 Kommentare Pleitewelle als echte Gefahr für Kreditinstitute? – Nicht nur Crashpropheten warnen vor neuer Bankenkrise

    Wegen der Corona-Krise droht vielen mittelständischen Unternehmen die Insolvenz. Durch die entstehenden Kreditausfälle könnten wiederum Banken in Schieflage geraten. Droht eine neue Bankenkrise?

    Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) warnte bereits im Sommer, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie das Aus für viele deutsche Kreditinstitute bedeuten könnte. Im schlimmsten Fall könnten 28 Prozent der deutschen Geldhäuser in ernste Schwierigkeiten geraten, was hunderten Instituten entspräche. Legt man ein optimistischeres Szenario zu Grunde, seien immer noch sechs Prozent und damit dutzende Banken gefährdet, heißt es in der IWH-Studie.

    IWH-Präsident Reint Gropp erklärte: „Selbst, wenn es für die deutsche Wirtschaft sehr gut läuft, halten wir eine neue Bankenkrise für wahrscheinlich. Der Staat hat sich zuletzt verständlicherweise um die Realwirtschaft gekümmert, sollte aber mögliche Gefahren nicht übersehen, die im Finanzsektor lauern.“

    Insbesondere Sparkassen und Genossenschaftsbanken seien gefährdet, da diese besonders viele Kredite an mittelständische Unternehmen im Bereich des Gastgewerbes, des Einzelhandels und des Handwerks vergeben würden. Diese Wirtschaftsbereiche sind besonders stark von den Lockdowns und Corona-Maßnahmen betroffen.

    Die deutsche Bundesbank geht in ihrem Basisszenario von 6.000 Insolvenzen für das erste Quartal 2021 aus, berichtete das Handelsblatt Mitte Oktober. Die Zahl der Kreditausfälle bei deutschen Banken würde sich infolgedessen vervierfachen. Rund 0,8 Prozent des Kreditbestands sei demnach potenziell ausfallgefährdet. Das entspräche einer Summe von 13 Milliarden Euro. Trotzdem seien die Belastungen für die Institute verkraftbar, so die Bundesbank.

    Allerdings ist noch nicht klar, wie viele Unternehmen tatsächlich Insolvenz anmelden müssen. Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch erklärte gegenüber dem Handelsblatt: „Wir können nicht ausschließen, dass in einem ungünstigen Szenario deutlich mehr Unternehmen zahlungsunfähig werden als derzeit erwartet.“ Dies wiederum hätte fatale Auswirkungen für die Banken.

    Marc Friedrich, Finanzexperte und Bestseller-Autor, warnt unverhohlen vor einem Bankensterben. Exklusiv gegenüber wallstreet:online erklärte er: „Durch die kommende Pleitewelle 2021ff. und drohende Kreditausfälle werden die Bilanzen, der immer noch schwach kapitalisierten Banken, weiter in die Bredouille geraten und viele Geldhäuser wanken und umkippen. Aus diesem Grund hat die BaFin die Abteilung „Abwicklung“ stark ausgebaut und sucht hierfür momentan auch weiteres Personal. Selbst Andrea Enria, oberster Bankenaufseher der EZB, hat eine Warnung per Brandbrief an die Großbanken versendet, da auch die EZB großes Ungemach erwartet. Mehr denn je wird jetzt klar, dass man sich lediglich teuer Zeit erkauft hat, die Probleme aber sich weiter potenziert haben. Mein Fazit: Das Bankensterben hat gerade erst begonnen und wir werden neben Fusionen aus der Not heraus auch Abwicklungen und Verstaatlichungen sehen.“

    Friedrich macht zudem drauf aufmerksam, dass nicht nur die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise den Banken Schwierigkeiten bereite: „Schon vor der Pandemie und den Lockdowns war die Situation etlicher Banken angespannt. Die Null- und Negativzinsen haben das margenreiche Zinsertragsgeschäft, welches für 70 Prozent des Umsatzes der Banken zuständig war, einbrechen lassen. Parallel müssen die Banken für geparktes Geld bei der EZB eine Einlagefazilität von -0,5 Prozent bezahlen. Aber auch der generelle Strukturwandel in der Bankenbranche macht vielen Geldinstituten zu schaffen. Hier sind die Punkte Fintech, Mobile Banking, digitale Währungen, PayPal, Apple Pay usw. zu nennen.“

    Aus der Bankenbrache selbst kommt hingegen Entwarnung. Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, erklärte Anfang Dezember gegenüber boerse.ARD.de: „Das Bankensystem in Deutschland ist heute stabil – und es wird auch morgen stabil sein“. Bankhäuser hätten in den letzten Jahren entsprechende Vorsorge betrieben und Eigenkapital und Liquidität erhöht: „Wir sind darauf vorbereitet. Kreditausfälle werden die Institute nicht kalt erwischen.“

    Deutschlands größtes Geldinstitut, die Deutsche Bank, hält eine Bankenkrise in naher Zukunft ebenfalls für unwahrscheinlich. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing hatte im September erklärt: „Eine Krise im Bankensektor halte ich in den kommenden ein bis anderthalb Jahren für unwahrscheinlich“. Doch sollte die Corona-Pandemie jahrelang dauern, dann könnten auch Geldhäuser in Schieflage geraten, so Sewing.

    Die Ratingagentur Fitch sieht ebenfalls keine unmittelbare Gefahr für eine Bankenkrise. Fitch-Bankenexpertin Olivia Perney Guillot erklärte erst kürzlich gegenüber dem Handelsblatt: „2021 wird erneut ein herausforderndes Jahr für die westeuropäischen Banken werden, aber wir erwarten, dass sich die Rahmenbedingungen nach dem schwierigen Jahr 2020 stabilisieren“.

    Autor: Ferdinand Hammer





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    Verfasst vonFerdinand Hammer
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