Kursachterbahn
Wasserstoff-Hype bei ThyssenKrupp? – Analyst warnt: „Der 'grüne Wasserstoff' ist da nicht viel mehr als Noise“
Die grünen Wasserstoff-Pläne von ThyssenKrupp sorgen zumindest zeitweise für Rückenwind für den Aktien-Kurs. Doch schon weniger später geht es wieder abwärts. Wie steht die ThyssenKrupp-Aktie jetzt da? Expertenstimmen.
Der Aktienkurs des kriselnden Industrie- und Stahlkonzerns ThyssenKrupp war in der vergangenen Woche von rund 6,50 Euro auf zeitweise mehr als 8,20 Euro gestiegen. Das entspricht einem Plus von mehr als 25 Prozent. Doch bereits am Montag ging es wieder steil nach unten: Im Xetra-Handel steht die ThyssenKrupp-Aktie derzeit mehr als sechs Prozent im Minus (Stand: 21.12.2020, 13:13 Uhr). Zeitweise ging es am Montagvormittag sogar fast zehn Prozent nach unten. Was ist da los?
Der Grund für die ThyssenKrupp-Rallye der vergangenen Woche: Der Industriekonzern will in Zukunft bei der Stahlherstellung vermehrt auf grünen Wasserstoff setzten. Am Donnerstag hatte das Unternehmen eine Analystenveranstaltung zu seinen Wasserstoff-Plänen abgehalten. Die Anlagenbau-Tochter Uhde Chlorine Engineers sei bereits heute in der Lage, Elektrolyseure – Anlagen zur Wasserstoff-Produktion – zu bauen, heißt es. Deshalb wolle man sich auch nicht von Uhde trennen. Die Bundesregierung wolle zudem ein Wasserstoffprojekt von Uhde in Saudi-Arabien fördern. Das kam an der Börse offenbar gut an und beflügelte zu mindestens zeitweise die Fantasie der Anleger.
Doch Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital, ist bei der ThyssenKrupp-Aktie alles andere als bullisch. Gegenüber wallstreet:online erklärte der Analyst: „Egal, welchen Zeitraum man auch anlegt: Anleger haben mit der Aktie von ThyssenKrupp bestenfalls eine schlechtere Entwicklung erfahren als mit dem DAX, schlimmstenfalls Geld verloren. Und das nicht zu knapp, denn ThyssenKrupp hat sich im vergangenen Jahrzehnt von einem 20 Milliarden Euro DAX-Konzern zu einem MDAX-Wert mittlerer Bedeutung 'heruntergearbeitet'.“
Die Wasserstoff-Pläne von ThyssenKrupp ordnet der Analyst wie folgt ein: „Der 'grüne Wasserstoff' ist da nicht viel mehr als Noise, der aktuell vielleicht angesagt ist, aber ThyssenKrupp nicht zu einem Unternehmen macht, das für einen ESG-Kriterien beachtenden Anleger interessant ist. Mehr als ein Conviction-Sell will mir daher zu ThyssenKrupp nicht einfallen.“
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Analysten der US-Großbank JPMorgan Chase. Sie beließen die Aktie von ThyssenKrupp am Donnerstag auf 'Underweight' mit einem Kursziel von 5,30 Euro.
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Analysten der Deutschen Bank sehen hingegen im Elektrolyse-Segment von ThyssenKrupp erhebliches Potenzial. Am Freitag beließen sie die Einstufung für die ThyssenKrupp-Aktie auf "Buy" mit einem Kursziel von acht Euro. Und: Die DZ Bank hat ThyssenKrupp von "Halten" auf "Kaufen" hochgestuft und den fairen Wert von fünf auf 9,80 Euro angehoben.
Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hatte das Kursziel für ThyssenKrupp nach der Analystenveranstaltung am Donnerstag zwar von sechs auf acht Euro angehoben, die Einstufung jedoch auf "Hold" belassen.
Autor: Ferdinand Hammer