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    Was bringt das neue Jahr?  11182  0 Kommentare Bantleon-Chefvolkswirt im Interview: Warum europäische Märkte dieses Jahr outperformen

    Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Asset Managers Bantleon, glaubt an ein gutes Jahr für die Aktienmärkte. Im Interview erklärt er, warum der Corona-Crash nur eine Eintagsfliege war und welche Branchen 2021 auftrumpfen.

    wallstreet:online: Herr Hartmann, 2020 war ein turbulentes Jahr, nicht nur an den Kapitalmärkten. Mit welchem Gefühl starten Sie in das Jahr 2021?

    Daniel Hartmann: Mit einem guten Gefühl! Zum Jahreswechsel haben sich einige Sachverhalte zum Positiven entwickelt. Es gab einen Brexit Deal, die Corona-Impfungen sind angelaufen und in den USA darf man nach den Stichwahlen in Georgia – falls die Demokraten tatsächlich auch den zweiten Sitz gewinnen - auf noch größere fiskalische Impulse hoffen.

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    Zwar haben die Märkte inzwischen vieles von dieser positiven Entwicklung schon vorweggenommen. Doch wir rechnen ab Mitte des Jahres mit einem konjunkturellen Aufschwung, der nochmals eine recht dynamische Bewegung an den Finanzmärkten auslösen könnte. Denn während der Pandemie haben Konsumenten viel Geld gespart. Zumindest einen Teil dieser Ersparnisse dürften sie im zweiten oder dritten Quartal ausgeben, wenn der gewohnte Alltag zurückkehrt. Dann dürften besonders die europäischen Aktienmärkte nochmals gut laufen.

    wallstreet:online: Waren die Märkte im vergangenen Jahr vielleicht etwas zu euphorisch? Immerhin müssen die positiven Erwartungen in diesem Jahr auch erfüllt werden.

    Daniel Hartmann (Foto): Auf den ersten Blick erscheint die Entwicklung des vergangenen Jahres merkwürdig. Wir haben den stärksten Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg gesehen, trotzdem stieg der MSCI World im Jahresvergleich um gut 15 Prozent. Die Pandemie lässt sich mit einer Naturkatastrophe vergleichen, die zunächst einen starken Rücksetzer auslöst, auf den aber eine ebenso rasche Normalisierung folgt.

    Im Gegensatz dazu verlief die Finanzkrise 2008/2009 ganz anders. Damals mussten viele Rettungspakete und Reformen verabschiedet werden, und es hat länger gedauert, diese Krise zu überwinden. Doch dieses Mal gibt es diese lähmenden Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft nicht.

    David Hartmann, Bantleon-Chefvolkswirt

    wallstreet:online: Heißt das, die Aktienrallye läuft nach diesem einmaligen, externen Schock einfach weiter?

    Daniel Hartmann: Wir haben nun ein schlechteres Jahr mit niedrigen Unternehmensgewinnen gehabt. Langfristig wird das aber für viele Unternehmen und die Aktienkurse nicht ins Gewicht fallen. Es dürfte sich vielmehr um eine Eintagsfliege handeln. Darüber hinaus hat die amerikanische Notenbank 2020 ihren Leitzins nochmals deutlich gesenkt. Und das dürfte auch lange Zeit erstmal so bleiben. Dadurch ist die relative Attraktivität von Aktien weiter gestiegen.

    Außerdem haben viele Unternehmen (z.B. Online-Händler) trotz allem hohe Gewinne gemacht. Und wenn die Impfkampagne geordnet verläuft, dürfte es wie gesagt in diesem Jahr einen starken konjunkturellen Aufschwung geben, vor allem in Europa. Für den S&P 500 wird es dagegen schwerer sein, seine starke Performance aus dem Vorjahr nochmal zu toppen.

    wallstreet:online: Wo verbergen sich mögliche Gefahren und Hindernisse für den Aufschwung?

    Daniel Hartmann: Die Problemzonen sind Inflation und Verschuldung. Es wurden in der Krise hohe Schulden angehäuft. Aktuell kann man sich dank der Niedrigzinsen diese Schulden auch leisten. Aber sollten die Zinsen auf mittlere Sicht wieder angehoben werden, dann könnte das zum Problem werden. Vieles spricht außerdem dafür, dass die Inflation in Europa und den USA nachhaltig anziehen wird.

    Auch beim Impfen kann es natürlich noch unerwartete Schwierigkeiten geben. Denn bislang weiß man nicht: Wie lange hält die Immunität, wie viele Menschen lassen sich impfen, gibt es möglicherweise doch Nebenwirkungen. Fraglich ist auch, ob die Impfung nur den Geimpften schützt oder auch eine Übertragung des Virus verhindert. Doch grundsätzlich bin ich da eher zuversichtlich. Man sollte auch die Anlaufschwierigkeiten bei der Impfkampagne nicht überbewerten. Im Sommer werden wir schon deutlich besser dastehen.

    wallstreet:online: Welche Unternehmen profitieren Ihrer Ansicht nach von einer Rückkehr zur Normalität?

    Daniel Hartmann: Da dürfte es im Vergleich zum Vorjahr zu einer Verschiebung kommen. Sobald sich die Pandemie-Lage normalisiert, werden Freizeitaktivitäten und der Tourismus wieder hochgefahren. Vermutlich wird auch weniger online gekauft. Entsprechend profitieren vor allem Sektoren, die in Europa stark verankert sind. Deshalb glauben wir, dass Europa und auch einige Emerging Markets in diesem Jahr die US-Aktienmärkte outperformen werden.

    wallstreet:online: Von welchen Branchen versprechen Sie sich in diesem Jahr besonders starke Impulse?

    Daniel Hartmann: Grundsätzlich sollten die Verlierer des vergangenen Jahres in diesem Jahr zu den Gewinnern zählen. Dazu gehören die Freizeit- und die Tourismusbranche, aber auch die Banken, sobald die Konjunktur wieder in Gang kommt. Und der konventionelle Energiesektor dürfte in diesem Jahr wegen steigender Ölpreise ebenfalls profitieren.

    Auf Sektorebene dürften auch Small- und Mid-Caps von einer Erholung profitieren. Viele Investoren sind dort am Anfang eines konjunkturellen Aufschwungs oft noch zurückhaltend.

    Bei den Erneuerbaren Energien wird der Hype der letzten Jahre weitergehen. Dieser Trend ist bereits länger im Gang und auch im letzten Jahr hat der Sektor den breiten Aktienmarkt massiv outperformt.

    wallstreet:online: Herr Hartmann, vielen Dank für dieses Gespräch.

    Die Fragen stellte Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion



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    Verfasst vonJulian Schick
    Was bringt das neue Jahr? Bantleon-Chefvolkswirt im Interview: Warum europäische Märkte dieses Jahr outperformen Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Asset Managers Bantleon, sieht ein gutes Jahr für die Aktienmärkte kommen. Im Interview erklärt er, warum der Corona-Crash nur eine Eintagsfliege war und welche Branchen 2021 auftrumpfen

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