Rohstoffe Rohstoffmärkte: Ölpreise ohne klare Richtung
Energie: Ölpreise richtungslos
Die Ölpreise tendieren heute Morgen seitwärts, wobei Brent bei 55 USD und WTI bei 52,5 USD je Barrel notieren. Es gibt wie so oft stützende und belastende Argumente. Fast jede Meldung lässt mehrere Interpretationen zu. So lag z.B. die Rohölverarbeitung Chinas im Dezember mit 14,13 Mio. Barrel täglich nahe dem Rekordniveau vom November, wie Daten des Nationalen Statistikbüros zeigen. Im Jahr 2020 belief sie sich auf 674,41 Mio. Tonnen bzw. 13,45 Mio. Barrel täglich, ein Rekord und ein Anstieg um 3,2% ggü. 2019. Vor allem unabhängige Privatunternehmen erhielten im Vorjahr höhere Rohöl-Importquoten, um mehrere neue Raffinerien zu versorgen. Sie durften bis zu 3,68 Mio. Barrel täglich bzw. 10% mehr Rohöl als im Jahr davor importieren. Deshalb wurde wohl im letzten Jahr mit über 542 Mio. Tonnen 7,3% mehr Rohöl als 2019 importiert. Doch gleichzeitig sind die Rohölimporte im 3. Quartal und vor allem im Dezember im Jahresvergleich stark gesunken: Im Dezember hat China sogar 15,4% weniger Rohöl als im Vorjahr importiert. Waren es also nur opportunistische Käufe chinesischer Händler zuvor, die die günstigen Preise im Sommer genutzt haben? Darauf deuten auch die Produktionsdaten hin, wobei die chinesische Rohölproduktion im Gesamtjahr 2020 ggü. Vorjahr um 1,6% auf 195 Mio. Tonnen bzw. 3,9 Mio. Barrel täglich gestiegen ist. Oder war eine starke inländische Nachfrage nach Rohölprodukten dafür verantwortlich? Denn die Exporte von Ölprodukten sind im letzten Jahr ebenfalls um insgesamt 7,5% auf 61,8 Mio. Tonnen gefallen, besonders stark in der zweiten Jahreshälfte. Von den desaströsen November-Zahlen haben sich die Exporte zwar etwas erholt, doch waren die Dieselexporte im Dezember immer noch rund 9% und die Benzinausfuhren 16,5% tiefer als im Vorjahr. Die Daten lassen also viel Spielraum für Interpretationen. Es kommt also auf die Stimmung der Marktteilnehmer an, die das Glas halbvoll oder halbleer ansehen. Wir sind mittelfristig etwas pessimistischer gestimmt als der Analystenkonsens.