Wo bleibt denn da die Moral? - Seite 2
Mehr als 30 Jahre lang konnte also der Konzern ungestört Aktionäre, Mitarbeiter und Öffentlichkeit hinters Licht führen! Als die Manipulationen aufflogen, verloren unzählige Leute bei GE ihre Jobs, Ruheständler ihre Altersvorsorge und manche Anleger ein kleines Vermögen (der Kurs brach daraufhin um bis zu 80 % ein). Im Oktober 2020 kündigte die US-Börsenaufsicht zivilrechtliche Schritte gegen GE an. Wo bleibt denn da die Moral?
Achtung, Polemik!
Und wo bleiben die kritischen Fragensteller? Aktuell beobachten in den USA laut dem Datenanbieter Refinitiv mindestens 12 Analysten das Unternehmen GE und seine Aktie. Als der Konzern noch Mitglied im Dow Jones Index und das Leitbild für Managergenerationen war, gab es bestimmt noch mehr. Wie konnten sich diese hochbezahlten Finanzgenies all die Jahre derart an der Nase herumführen lassen? Was haben sie und all die Fondsmanager getan, um das Unheil abzuwenden, dass schließlich über ihre Anleger in Form des 80%-igen Kursverfalls hereinbrach? Und wo bleibt bei all dem denn die Moral?
Liebe Leserinnen und Leser, falls Ihnen das bisher Gesagte ungewöhnlich polemisch vorkommt oder Sie sogar irritiert – das war genau meine Absicht. Denn erst jetzt komme ich zu den Shortsellern, die der Leser als unmoralisch brandmarkt. Tatsächlich gibt es darunter etliche schwarze Schafe, die nur versuchen, mit negativen „Enthüllungen“ die Kurse in die von ihnen gewünschte Richtung zu treiben. Das wird zu Recht als Marktmanipulation verurteilt. Aber dazu später mehr.
Doch nach dem bisher Gesagten dürfte klar sein, dass die Frage nach der Moral – wenn überhaupt – viel eher gestellt werden muss. Und nicht erst dann, wenn die Shortseller in Aktion treten und Fälle, wie den von GE, versuchen, für sich zu nutzen. Denn in einer idealen Börsen-, Finanz- und Wirtschaftswelt hätten Shortseller keine Chance.
In einer idealen Welt
In einer idealen Welt macht jeder Anleger vor einem Investment seine Hausaufgaben und durchleuchtet ein Unternehmen und dessen Bilanz von vorne bis hinten. Eventuelle Zweifel klärt er mit den Verantwortlichen dort, und falls diese Zweifel nicht ausgeräumt werden können, lässt er die Finger von dieser Aktie.
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Aber Hand aufs Herz: Von diesem Ideal sind wir weit entfernt. Viele Privatanleger betreiben überhaupt keine Unternehmensanalyse, sondern verlassen sich auf die Profis. Oft haben Privatanleger auch weder die Zeit noch das Wissen dafür. Sie vertrauen also darauf, dass andere (Analysten, Fondsmanager) ihren Job richtig erledigen Und wenn die investieren bzw. nichts Negatives berichten, dann sehen sie auch keinen Grund für Zweifel.
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