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    Exklusiv-Interview  3817  0 Kommentare amalphi: „Etwas Vergleichbares hat es bisher noch nicht gegeben“

    Die Übernahme der medondo AG katapulitert die börsennotierte amalphi AG in eine neue Dimension. amalphi-CEO Peter Biewald will die Gesellschaft zu einem Marktführer für Software im Gesundheitswesen entwickeln.

    Mit seiner innovativen Praxis-Software für Ärzte strebt die amalphi AG ein progressives Wachstum und mittelfristig EBIT-Margen von über 20 Prozent an. „Unsere Vision ist, dass sich die neue amalphi AG bis 2026 zu einem Marktführer für Software im Gesundheitswesen entwickelt und Gesundheitsdienstleistungen international auf einem völlig neuen Niveau möglich macht“, sagt amalphi-CEO Peter Biewald im Exklusivinterview mit unserer Redaktion. Mit frischem Kapital soll der Markteintritt beschleunigt werden.

    Die amalphi AG hat im vergangenen Jahr eine Kapitalerhöhung zur Übernahme aller Anteile an der medondo AG durchgeführt. Wie ist der aktuelle Stand der Transaktion?

    Biewald: Die Übernahme ist planmäßig abgeschlossen, d.h. die amalphi AG besitzt alle Anteile an der medondo AG. Die ehemaligen medondo-Aktionäre haben für ihre Anteile amalphi-Aktien erhalten. Hierdurch hat sich unser Grundkapital deutlich erhöht und wir stellen damit sicher, dass alle Aktionäre ein gemeinsames Interesse haben, amalphi/medondo voranzubringen.

    Warum haben Sie sich für ein Reverse-IPO entschieden? Und aus welchen Gründen für die medondo AG?

    Biewald: Wir wollten unser Geschäft auf eine breitere Basis stellen und haben uns viele verschiedene Unternehmen und Geschäftsmodelle angesehen. Am attraktivsten fanden wir aus mehreren Gründen die medondo AG: Mit dem Ansatz einer voll integrierten Praxis-Software für Ärzte hat medondo einen bedeutenden USP. Bisher müssen Praxen softwareseitig mit einzelnen Insellösungen leben, die bestenfalls über mehrere Schnittstellen miteinander verbunden werden.

    Der Nachholbedarf in punkto Digitalisierung, gerade im deutschen Gesundheitswesen, sowie der sehr große Markt mit ca. 350.000 Arztpraxen allein in Deutschland bedeuten, dass wir uns in einem sehr stark wachsenden Marktumfeld bewegen. Last not least haben uns das Management und die Aktionäre der medondo sehr beeindruckt, die allesamt aus dem medizinischen Bereich kommen und zusammen schon andere Unternehmen aufgebaut und entwickelt haben.

    Mit welchen Produkten ist medondo schon heute am Markt vertreten?

    Biewald: Durch die Übernahme der MIND-QM GmbH hat die medondo AG die Software „mindmaxx 8.0“ im Portfolio. Dabei handelt es sich um eine seit 2009 etablierte Organisationslösung mit dem Schwerpunkt Qualitätsmanagement und Dokumentenmanagement, die bereits von etwa 1.400 Praxen lizensiert wurde. Zusammen mit Prof. Dr. Axel Bumann hat die medondo die Spezialsoftware „CMD Professional“ für die Behandlung von Craneomandibulären Dysfunktionen entwickelt. Das Besondere an dieser Lösung ist das integrierte Patientenportal, über das Patienten die umfangreiche CMD-Diagnostik online von zuhause ausfüllen können. Weiterhin ist medondo mit dem „medondo coordinator“ am Markt vertreten.

    Der Fokus dieser cloudbasierten Praxissoftware ist die Digitalisierung der Prozesse zwischen Arzt und Patient. Stand heute bietet der coordinator Apps für die Terminplanung (inkl. Onlineterminvergabe für Patienten und Abwesenheitsplanung für das Praxisteam), die digitale Patientenakte, Telemedizin mit Videosprechstunde, die Patientensteuerung und den Austausch von Nachrichten. Wie beim CMD Professional ist auch hier ein Patientenportal integriert, durch das der Patient direkt in die Praxisprozesse einbezogen wird. Der herkömmliche Austausch von Dokumenten per E-Mail sowie die damit verbundenen Sicherheits- und Datenschutzaspekte entfallen dadurch.

    Und wie sieht die weitere Produkt-Pipeline von medondo aus?

    Biewald: Die weitere Pipeline sieht vor, dass der coordinator nun schrittweise um weitere Apps ergänzt wird, bis er im Endausbau nahezu sämtliche Belange einer Praxis abdeckt. Als vollumfängliches Praxismanagementsystem trägt die Software dann den Namen „medondo manager“. Wir gehen aktuell von einem Vermarktungsstart in der zweiten Jahreshälfte 2021 aus.

    Was ist das Besondere an der medondo-Lösung?

    Biewald: In der Konzeption ist das Besondere an medondo, dass hier ein Netzwerk von innovativen Ärzten die Anforderungen an die Software formuliert, die Umsetzung aber von langjährig erfahrenen Softwareprofis erfolgt, die bereits große Softwareprojekte im SAP-Umfeld erfolgreich durchgeführt haben. Dadurch, dass sich viele Softwarehersteller heute nur noch auf Einzelthemen fokussieren, entsteht in den Praxen ein Wildwuchs an Programmen, bei denen der Blick auf das große Ganze zwangsläufig verloren geht. Fehlende oder nicht hinreichend ausgeprägte Schnittstellen führen zu redundanter Datenhaltung und manuellen Prozessen.

    Daher geht medondo den Weg, eine integrierte Gesamtlösung zu entwickeln, mit der sich alle Prozesse nahtlos realisieren lassen. Das Herzstück des medondo managers wird eine regelbasierte Prozessmaschine sein, die alle Apps auf der Grundlage einer gemeinsamen Datenbank und eines Plattformkonzepts miteinander verbindet. Die Regeln und Arbeitsschritte können praxisindividuell angepasst werden. Im Ergebnis erhält man eine virtuelle Praxismanagerin, die rund um die Uhr arbeitet, an alles denkt und keine Fehler macht.

    Wie sieht aktuell die Konkurrenzsituation für die medondo-Praxissoftware aus?

    Biewald: Etwas Vergleichbares hat es bisher auf dem Markt noch nicht gegeben. Insofern gibt es keine einzelnen großen Konkurrenten, sondern eher viele kleine auf der Ebene einzelner Apps. Technisch ist das Besondere an der medondo-Lösung, dass die Software cloudbasiert ist und nach dem „Mobile-First-Prinzip“ entwickelt wurde. Dadurch läuft sie auf allen üblichen Geräten vom iPhone und Smartphone über Tablets bis hin zum Desktop-PC oder Apple-Computer, ohne dass eine Installation erforderlich ist. Durch das Hosting in der Medizin-Cloud der Telekom ist die Lösung hochverfügbar, und die Daten werden in Echtzeit gesichert.

    Durch die medondo-Übernahme gehören nun viele Ärzte zum amalphi-Aktionärskreis. Inwiefern können diese Sie nun auch beim Vertrieb der medondo-Lösung unterstützen?

    Biewald: Inzwischen engagieren sich etwa 50 Ärzte, die weitgehend aus dem Aktionärskreis der amalphi stammen, im „medondo Innovation Club“. Auf diesem Weg werden diese selbst aktiver Teil des Projektes und können ihre Wünsche und Anforderungen an „ihre“ Praxismanagementlösung direkt einbringen. Durch das persönliche Engagement entsteht natürlich eine ganz andere Form der Bindung und Identifikation mit der Lösung, so dass die Beteiligten aus eigener Motivation zu Werbeträgern des Projektes werden. Für den Vertrieb sind begeisterte Kunden eine wertvolle Unterstützung.

    Sie haben die Emission einer Wandelanleihe im Volumen von bis zu 2 Millionen Euro sowie eine Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht im Volumen von bis zu 3,1 Millionen Euro angekündigt. Warum haben Sie sich für diese zweigeteilte Form der Finanzierung entschieden und wie wollen Sie die eingeworbenen Gelder einsetzen?

    Biewald: Wir registrieren hohes Interesse von Anlegern, sich bei amalphi zu engagieren – sowohl von Altaktionären als auch von neuen Investorengruppen. Um den verschiedenen Investitionskriterien der Zielgruppen gerecht zu werden, haben wir uns für diese Kombination entschieden. Die eingeworbenen Gelder werden wir für einen zügigeren Ausbau des Vertriebs und einen schnelleren Markteintritt der medondo Praxissoftware nutzen, zudem eröffnen sich Möglichkeiten, über anorganisches Wachstum effizienter einzelne Produkte an und in den Markt zu bringen.

    Wie geht es mit dem bisherigen Kerngeschäft der amalphi AG weiter?

    Biewald: Im bisherigen Kerngeschäft ist amalphi seit vielen Jahren ein klassisches TMP-Unternehmen. TMP steht für „Third Party Maintenance“ und bedeutet im Wesentlichen, dass wir Wartung und Serviceleistungen insbesondere für Hardware anbieten. Auch dieses Geschäft befindet sich im Expansionsmodus. So haben wir kurz vor Jahresende den größten Einzelauftrag in der Unternehmenshistorie ergattern können und hoffen, dass die Corona-bedingt auf Eis liegenden Projekte auch reaktiviert werden, wenn der Lockdown vorüber ist und die Unternehmen wieder Planungssicherheit haben.

    Gibt es Synergien zum Geschäft der medondo AG?

    Biewald: Es gibt durchaus Synergien. So hat amalphi beispielsweise etliche Kunden im Health-Care-Bereich, für die medondo-Produkte interessant sein sollten. Allerdings war dies nicht der Grund für die Übernahme. Unsere Planung sieht vor, die Geschäftsbereiche analog der rechtlichen Struktur separat zu führen.

    Welche Erwartungen haben Sie an das laufende Geschäftsjahr? Welche Wachstumsraten und Margen halten Sie bei medondo mittelfristig für realistisch?

    Biewald: Für 2021 planen wir die Stabilisierung und Weiterentwicklung der neuen Softwareprodukte. Um die Entwicklungsgeschwindigkeit zu erhöhen, möchten wir das Softwareteam sowie das Vertriebsteam aufstocken. Für die nächsten Jahre erwarten wir ein progressives Wachstum, wobei die EBIT-Marge, wie im Bereich eigenentwickelter Software üblich, mittelfristig deutlich über der Marke von 20 Prozent liegen sollte.

    Mithilfe unserer automatisierten Prozesse und einer auf Skalierung ausgerichteten Marketing- und Vertriebsstrategie halten wir Wachstumsraten für realistisch, mit denen wir in 2023 eine ernstzunehmende Rolle im Gesundheitssektor der DACH-Region spielen werden. Unsere Vision ist, dass sich die neue amalphi AG bis 2026 zu einem Marktführer für Software im Gesundheitswesen entwickelt und Gesundheitsdienstleistungen international auf einem völlig neuen Niveau möglich macht.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet:online mit der Redaktion von www.4investors.de.

     




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