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    Marktkommentar  125  0 Kommentare Carsten Vennemann (alpha beta asset management): Inflation ante portas?

    Inflationssorgen sind in aller Munde, das Spektrum der Meinungen geht dabei auseinander - Zeit für eine kurze Analyse.

    12.03.2021 - Inflationssorgen sind in aller Munde, das Spektrum der Meinungen geht dabei von kompletter Leugnung („Inflation bleibt tot“) bis hin zur Panikmache. Zeit für eine kurze Analyse.
     
    Eine Grundvoraussetzung für Inflation ist die monetäre Alimentierung, das heißt ein steigendes Geldangebot ist eine Voraussetzung für Inflation. Diese Voraussetzung ist aktuell erfüllt: Die Geldmenge in der Eurozone wächst, zuletzt mit zweistelliger Jahresrate. Die üppige Geldversorgung ist auch an der Entwicklung der Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank abzulesen: Über die letzten 10 Jahre hat sich diese mit einem Faktor von 3,5 erhöht, auf zuletzt mehr als 7 Billionen Euro. Dabei ist insbesondere der exponentielle Zuwachs in den letzten 12 Monaten bemerkenswert. Zusätzlich hat EZB-Chefin Lagarde gestern auf der turnusmäßigen Sitzung bereits eine weitere Erhöhung des Tempos bei den Anleiheankäufen angekündigt.
     
    Muss dies zwangsläufig zu höherer Inflation führen? Seit längerem beobachten wir bereits eine Vermögenspreisinflation, das heißt freies Geld fließt zum Beispiel in Aktien und Immobilien und führt dort zu Rekordhochs. Wie sieht es hingegen bei der Güterpreisinflation aus? Der Verbraucherpreisindex der Eurozone zeigte im Februar einen Anstieg im Jahresvergleich von 1,0% (nach 0,7% im Januar). Auch wenn wir das deflationäre Umfeld des Corona-Jahres 2020 nun verlassen haben, sind die Niveaus weiter sehr moderat und immer noch von den Zielsetzungen der EZB weit entfernt.
     
    Was erwartet der Markt bzw. welche Inflation wird in den Inflations-Swaps der Eurozone eingepreist? Der am meisten beobachtete Satz ist dabei die erwartete durchschnittliche Inflationsrate über 5 Jahre in 5 Jahren. Diese zeigt, dass sich die erwartete Inflation von einem Tief im März 2020 bei ca. 0,7% mittlerweile auf ein Niveau von 1,5% erhöht hat. Ja, das ist ein kräftiger Anstieg, aber noch im Frühjahr 2019 waren wir auf höheren Niveaus. Von Panik also keine Spur!

    Nachteilig ist zu bemerken, dass der aktuelle Ölpreisanstieg von rund 40 $ auf knapp 70 $ innerhalb weniger Monate die Inflationsrate treibt. Konjunkturpakete, wie das 1,9 Billionen-Programm der USA, befeuern zusätzlich die Befürchtungen. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die USA, insbesondere die US-Notenbank, vor allem die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Auge hat bzw. diesen mit ihrer Politik fördern möchte. Die Federal Reserve schaut gleichzeitig verstärkt auf die Kerninflationsrate und nicht auf die sogenannte „Headline-Inflation“. Die Fed zieht also bewusst die Kernrate heran, die kurzfristigere Schwankungen der Energie- und Nahrungsmittelpreise außer Betracht lässt. Und gerade diese Inflationsrate zeigt sich in den USA (noch) relativ stabil.

     
    Aufgrund des höheren Wachstumsmomentums erscheint es ratsam, in den nächsten Wochen und Monate verstärkt auf die USA und die dortige Preisentwicklung zu schauen. Die Entwicklung des US-Arbeitsmarktes wird dabei so wichtig wie selten: Einerseits als Indikator für einen eventuellen Kurswechsel in der US-Geldpolitik, vor allem aber bezüglich der Frage, ob der Arbeitsmarkt eine Konsumentwicklung induziert, die letztlich zu höheren Preissteigerungsraten führt. Da die Eurozone beim Wachstumstempo deutlich hinter den USA zurückbleiben wird, ist die US-Konjunktur bzw. der US-Arbeitsmarkt auch für unseren Kapitalmarkt von zentraler Bedeutung.
     
    Es lässt sich festhalten, dass bisher „noch nicht viel“ passiert ist. Die Inflation liegt weiter niedrig, die Inflationserwartungen steigen, aber nicht dramatisch und der Bund lässt sich die Kreditaufnahme in 10-jährigen Bundesanleihen immer noch mit Negativzinsen von 0,3% versüßen. Trotzdem: Die EZB schafft mit ihrer Politik Inflationspotenzial. Ob sich dieses in der Güterpreisinflation der Eurozone widerspiegeln wird, hängt nicht zuletzt von der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA ab und wird vermutlich erst in der 2. Jahreshälfte oder gar erst in 2022 entscheiden.

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