Am China-Boom teilhaben
Xiaomi, Geely und Co. – Chancen und Risiken bei Aktien-Schätzen aus dem Reich der Mitte
China hat seine Wirtschaft binnen Jahresfrist trotz Pandemie weiter ankurbeln können. Der Aufschwung spiegelt sich in den chinesischen Aktienindizes wider. Diese Chancen und Gefahren sollten Anleger beachten.
Der Shanghai Stock Exchange Composite Index ist wohl der wichtigste Aktienindex in China. Er ist ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Kursindex und umfasst alle rund 1.500 an der Schanghaier Börse gelisteten Aktiengesellschaften. In den vergangenen zwölf Monaten konnte der chinesische Vorzeige-Index, um gut 20 Prozent zulegen.
Ein Blick lohnt sich auch auf den führenden Aktienindex in Hongkong: Der Hang Seng Index ist einer der wichtigsten Asien-Kapitalmarktbarometer. Unter den 50 größten Unternehmen tummeln sich Werte, die es immer mehr in die Portfolios deutscher Anleger schaffen – wie der Facebook-Rivale Tencent, der Smartphone-Hersteller Xiaomi oder der chinesische Automobil- und Motorradhersteller Geely. Die Aktien der drei Unternehmen sind trotz der pandemischen Last kräftig gestiegen: Während Xiaomi auf das Jahr gerechnet seinen Aktienkurs mehr als verdoppelte, zogen die Kurse von Tencent um circa 47 und Geely um rund 60 Prozent an.
Für dieses Jahr sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) China gar ein Wachstum von 7,9 Prozent voraus. Anleger, die noch überlegen, wie sie vom Wirtschaftsboom in China profitieren können, sollten jedoch wissen, dass nicht alles Sonnenschein im Reich der Mitte ist. Im Gespräch mit wallstreet:online macht das Team von Nikko Asset Management mit Sitz in Singapur auf die Risiken beim Investieren am chinesischem Markt aufmerksam.
Risiken rund um den chinesischen Aktienmarkt
Als eines der Hauptrisiken identifiziert das Nikko-Team die anhaltenden Sanktionen und Beschränkungen, die die USA auch unter Biden der chinesischen Regierung und ihren Unternehmen auferlegen. Es bestehe die Wahrscheinlichkeit, dass sich die bilateralen Beziehungen zwischen den USA und China unter der Biden-Administration nicht stabilisieren und die technologischen und ideologischen Spannungen zwischen beiden Ländern die Hoffnung auf eine Annäherung zunichtemachen. Aber auf der anderen Seite: „Wir glauben, dass China in den kommenden Jahren gestärkt aus der Krise hervorgehen und seine relative Abhängigkeit von der US-Wirtschaft mit der Zeit abnehmen wird“, fasst das Team zusammen.
Zwei weitere Risiken (oder Herausforderungen) in China, die es laut Nikko Asset Management wert sind, hervorgehoben zu werden, sind die Kreditausfälle, die die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen haben, sowie die geopolitischen Risiken, die sich aus den Spannungen zum Beispiel mit Taiwan oder Indien ergeben. „Solche geopolitischen Entwicklungen sind schwer vorhersehbar. Wir gehen davon aus, dass viele der regionalen Reibereien, in die China verwickelt ist, sich auf bloßes Geplänkel beschränken. Peking wird seinen Wohlstand nicht bereitwillig gegen Konflikte eintauschen. Die regionalen Beziehungen Chinas sollte man jedoch aufmerksam beobachten, da geopolitische Risiken ohne Vorwarnung aufflammen können“, so der Vermögensverwalter weiter.
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Die Trends in China
Obwohl das Team von Niko Asset Management aufgrund von überzogenen Bewertungen und attraktiveren Gelegenheiten in anderen Ländern seine Meinung zu chinesischen Aktien in den vergangenen Monaten etwas gedämpfter formuliert, sieht es durchaus „strukturelle Wachstumsbereiche wie das Gesundheitswesen, Versicherungen sowie Bereiche, die von der Verbesserung der Binnennachfrage und der Fertigungsverlagerung ins Inland profitieren“.
Ein weiterer positiver Trend, den die Singapurer ausmachen, ist, dass China weiterhin auf „Qualität statt Quantität“ setze. „Nirgendwo wird dies deutlicher als im Immobiliensegment, wo die Bemühungen um eine Eindämmung der Verschuldung und eine Reform des Landkaufs mehr Nachhaltigkeit in einen traditionell volatilen Sektor bringen sollten. Andernorts liegt der Fokus weiterhin stark auf der Entwicklung grüner Infrastruktur“, heißt es weiter.
Wie investiert man am besten in chinesische Aktien?
Wenn man die Vor- und Nachteile abgewogen hat und zu dem Entschluss kommt, in chinesische Aktien investieren zu wollen, bieten sogenannte American Depositary Receipts (ADRs), von einer US-Depotbank herausgegebene Hinterlegungsscheine, eine Möglichkeit.
„ADRs verkörpern jeweils eine bestimmte Anzahl hinterlegter Aktien eines Nicht-US-Unternehmens, die dadurch weltweit handelbar werden. Deshalb sind ADRs generell ein gängiger Weg, um in ausländische Aktien zu investieren. Dabei entspricht ein ADR der Wertentwicklung und gegebenenfalls dem Recht auf Dividende der jeweiligen Aktie“, erklärt Roland Hirschmüller, Leiter des Auslandsaktienhandels der Baader Bank an der Börse Stuttgart.
Wer den Weg über ADRs vermeiden und chinesische Wertpapiere lieber über Handelsplätze direkt handelt möchte, wird gegebenenfalls bei der Stuttgarter Börse fündig. Von den dort angebotenen rund 800 chinesischen Aktien ließen sich die allermeisten direkt als Aktien handeln und rund zehn Prozent als ADRs, so Hirschmüller weiter.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreet:online Zentralredaktion