Hammernews!
Zalando [WKN: ZAL111] will
Amazon [WKN: 906866] schlucken!
Zuerst hatte
Börse Online vor einigen Wochen über entsprechende Spekulationen aus Nebenwertekreisen berichtet, aber das wurde als unglaubwürdig abgetan - auch von mir, wie ich gestehen muss.
Zu gewaltig ist das Ausmaß dieses Punches!
Wenn man das erste ungläubige Staunen überwunden hat, dann passen doch viele Puzzleteile recht gut zusammen. Zalando hat einen vergleichsweise engen Fokus auf Mode und Lifestyle, während Amazon
sehr breit aufgestellt ist im Onlinehandel. Beide treiben vor allem das Marktplatzgeschäft voran und reduzieren dabei den Handel mit Eigenmarken.
Die Verhandlungen liefen bereits seit Anfang Februar, nachdem Amazon-Gründer Jeff Bezos seinen Rücktritt vom CEO-Posten verkündet hatte. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass seine Ex-Frau, die bei
der Scheidung die Hälfte von Bezos Amazon-Aktienpaket erhalten hatte, größere Teile hiervon abgegeben hat. Und nun wissen wir auch, wo diese Aktien gelandet sind: bei Zalando.
Neuer CEO bei Amazon ist Andy Jassy, zuvor langjähriger Chef von Amazons Cloudsparte AWS. Und hier wird die Kugel rund: denn zu seinem Nachfolger bei AWS wurde kürzlich Adam Selipsky
ernannt, der noch in Führungsposition bei salesforce.com steht.
Weshalb dies relevant ist? Weil sich "David" Zalando die Übernahme von "Goliath" Amazon mit seiner Marktkapitalisierung von 1,3 Billionen Euro natürlich gar nicht leisten kann. Aber... Zalando hat
sich Unterstützung besorgt und so werden
Blackstone und
KKR den Deal finanziell unterstützen und signifikante Anteile an dem fusionierten Konzern übernehmen. Darüber hinaus
soll
die Cloudsparte AWS abgespalten werden und zur Refinanzierung der Übernahme dienen. Hier sind dem Vernehmen nach zwischen 600 und 800 Milliarden
Dollar als Bewertung im Gespräch. Und schon sehen die finanziellen Hürden gar nicht mehr so unüberwindlich aus für Zalando.
Darüber hinaus kommt der Deal vermutlich auch bei den Kartellwächtern gut an, denn die Marktmacht von Amazon bzw. deren Ausnutzen steht ja mächtig in der Kritik. Durch die Trennung von AWS nimmt
man hier den Kritikern schon mal etwas Wind aus den Segeln.
Interessant ist noch, dass das kombinierte Unternehmen seinen Firmensitz sowohl in Seattle als auch in Berlin haben wird. Den Zalando-Aufsichtsratsvorsitz soll hingegen Jeff Bezos übernehmen. Und
noch eines ist klar: beide Marken werden beibehalten. Die Technik im Hintergrund soll aber mittelfristig zusammengeführt werden. Ziemlich gewöhnungsbedürftig ist der Kunstname für die Holding, in
der alle Geschäftsaktivitäten zusammengefasst werden: Amazal Holdings. Da hätte man durchaus mehr Kreativität erwarten können.
Vor dem Hintergrund dieses Deals könnte auch der Rücktritt von Zalando-Mitgründer und Co-CEO Rubin Ritter in einem anderen Licht erscheinen. Ritter hatte erklärt, mit Ablauf der diesjährigen
Hauptversammlung auf seinen CEO-Posten zu verzichten und zwar zugunsten der Karriere seiner Frau. Durchaus denkbar, dass es eher/auch die Übernahmegespräche mit Amazon waren und Ritter hier eine
ablehnendere Haltung als seine Partner hat(te).
Meine Einschätzung
Die Übernahme von Amazon ist ein unerwarteter, aber genialer Schachzug von Zalando. Das kombinierte Unternehmen stellt eine stärkere Konkurrenz zu den expandieren chinesischen Handelsgiganten
Alibaba und auch JD.com dar; andererseits war AWS bisher die gewinnträchtigste Sparte im Amazon-Konzern und diese Ertragskraft wird dem Unternehmen künftig fehlen. Andererseits sind andere
Bereiche, wie das Advertising ja schon länger dabei, AWS diese Spitzenposition streitig zu machen und auch der E-Commerce-Bereich wird seit einiger Zeit zunehmend profitabler. Unterm Strich sehe
ich das Ganze positiv.
Disclaimer: Habe Amazon, KKR, salesforce.com, Zalando auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem
Depot/Wiki.