Das große Interview
Börsenlegende Hans A. Bernecker erwartet eine Korrektur des DAX um zehn Prozent oder mehr
Im großen Interview nehmen Börsenlegende Hans A. Bernecker und Mick Knauff sowohl junge als auch erfahrene Aktionäre an die Hand und bewerten die momentane Marktlage an den großen Indices wie S&P 500 und DAX kritisch.
Mick Knauff: Sowohl die Bank of America als auch die Deutsche Bank warnen aktuell, dass es zu einer Korrektur kommen könnte. Und was machen wir, wenn die zehnjährigen Staatsanleihen in den USA tatsächlich über zwei Prozent steigen? Das könnte eine Schockwirkung haben, oder? Wie sehen sie das?
Hans A. Bernecker: Es wäre jedenfalls eine Reaktion. Zu jedem Trend gehören stets sowohl überkaufte als auch überverkaufte Marktlagen. Aktuell nähern sich alle Indizes – sowohl der Dow, der S&P sowie auch der DAX – ihrer Oberkannte innerhalb einer übergekauften Marktlage. Anschließend wird es somit bald wieder eine Korrektur geben. Voraussichtlich vielleicht Ende des Monats, in den Mai hinein. Dabei wird der DAX um rund zehn Prozent oder etwas mehr korrigieren. Dann wird sich die nächste Kaufgelegenheit ergeben. Aktuell ist es ausreichend, einfach nur investiert zu bleiben und auf die von mir beschriebene Korrektur zu warten, damit wir wieder auf der Käuferseite agieren können.
Mick Knauff: Nun haben wir ja zuletzt im Februar bzw. März den Ansatz einer größeren Korrektur gesehen – gerade im Technologiesektor. Doch inzwischen wächst vor allem die Anzahl der Privatanleger, die ordentlich zugreifen. Droht in Anbetracht dieser Ausgangslage die Gefahr, dass hier perspektivisch mal wieder etwas Schlimmeres als eine Korrektur drohen könnte?
Hans. A. Bernecker: Das kann man aktuell natürlich schwer sagen. Doch Sie haben vollkommen recht. Hierzulande haben wir 4,5 bis 5,5 Mio. neue Aktionäre dazubekommen, darunter hauptsächlich junge Leute, welche komplett neu in den Markt gegangen sind und noch investiert sind. Dieser Zuwachs ist für Deutschland sehr erfreulich. In Amerika liegt die Zahl unterdessen zwischen 20 und 22 Mio. neuen Kunden.
In beiden Fällen könnte vor allem der Lockdown Anlass gewesen sein, sich nun mehr mit der Börse zu befassen. Doch aus welchem Grund auch immer – wir haben eine Erweiterung des Marktes auf der Seite der Anleger und gleichzeitig ein hohes Potenzial durch neue und durchaus interessante sowie teils spekulative Titel. Ohnehin gibt es aktuell so gut wie keine fundamentalen Gründe für einen Aktienkauf. Es werden Erwartungen und Hoffnungen gekauft.
Mick Knauff: Auf welchem Markt liegt Ihr Fokus für die nächsten Jahre, Herr Bernecker? Vielleicht aber auch auf konkreten Werten aus Europa oder ggf. Autoaktien?
Hans A. Bernecker: Die Autoindustrie ist die wichtigste in Deutschland und macht hierzulande immerhin 20 bis 22 Prozent der Wirtschaftsleistung aus – vom Bau bis zur finalen Verwendung. Deshalb ist es wichtig, dass dieser Sektor insgesamt stabil bleibt, und dass der Umbau zur E-Mobilität wirklich gelingt, um gleichzeitig den Inlandsmarkt zu stabilisieren und unsere Rolle auf der Exportseite behaupten zu können, denn von diesem leben wir hier. Deutschland macht mir persönlich …
Lesen Sie auch
Wie Herr Bernecker die weiteren Aussichten in Deutschland sowie allgemein für das Jahr 2021 einschätzt und auf welche weiteren Themen und konkrete Aktientipps – insbesondere für junge Aktionäre –
er in diesem spannenden Interview eingeht, erfahren Sie hier.